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„Es geht auch um das Selbstverständnis unserer Universität“

Veröffentlicht am 22. Februar 2022, 13:14 Uhr
Interview mit Rektor Professor Gerhard Sagerer zur nächsten Runde der Exzellenzstrategie

Herr Sagerer, die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat den Zeitplan für die nächste Runde der Exzellenzstrategie veröffentlicht. In etwas mehr als einem Jahr müssen die Antragsskizzen eingereicht werden. Wird die Universität Bielefeld mit Anträgen ins Rennen gehen?

Rektor Prof.  Dr.-Ing. Gerhad Sagerer, Foto: Universität Bielefeld/M. Adamski
Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhad Sagerer, Foto: Universität Bielefeld/M. Adamski
Sagerer: Ja, selbstverständlich werden wir Anfang Februar 2023 eine entsprechende Absichtserklärung abgeben. Es entspricht unserem Anspruch als Forschungsuniversität auch in diesem prominenten und vermutlich sichtbarsten Förderformat erfolgreich zu sein. Wir wollen in der obersten Liga der deutschen Universitäten vertreten sein. Die Antragsskizzen für das Format Cluster müssen dann Ende Mai 2023 eingereicht werden.

Aktuell sind wir allerdings nicht auf der viel zitierten „Landkarte der exzellenten Standorte“ vertreten…

Das ist leider richtig. Nachdem wir mit dem CITEC und der BGHS viele Jahre lang gleich zwei geförderte Projekte hatten, waren wir in der letzten Runde nicht erfolgreich. Dieses fehlende Label kostet uns – insbesondere international – Sichtbarkeit. Die fehlenden Drittmittel bedeuten zudem einen Nachteil in der Leistungsorientierten Mittelvergabe des Landes. Aber: Diese Enttäuschung haben wir sehr konsequent aufgearbeitet und unsere Lehren daraus gezogen.

Welche sind das?

Neben einem überzeugenden Projektantrag müssen wir wichtige Hausaufgaben machen Hier geht es insbesondere um die sogenannten Exzellenzindikatoren.

Was heißt das?

Es gibt Indikatoren, bei denen stehen das Renommee und die herausragende Kompetenz einzelner Wissenschaftler*innen im Fokus. Das sind beispielsweise die ERC Grants der Europäischen Union, Humboldt-Professuren oder DFG-Förderung im Rahmen des Emmy Noether-Programms oder des Heisenberg-Programms. Daneben gibt es unter anderem die sehr sichtbaren DFG-Verbundforschungsformate wie Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs und Forschungsgruppen sowie die europäischen Marie-Curie-Netzwerke. Wenn man mit einem Cluster-Antrag erfolgreich sein will, dann müssen solche herausragende Förderformate als Grundlage in einer kritischen Menge vorhanden sein. Diese Indikatoren sind damit eine Art Gradmesser für exzellente Forschung. Gleichzeitig signalisieren sie auch: In dem entsprechenden Themenfeld verfügt die Universität über Drittmittel in einem größeren Umfang, es gibt also ein starkes Fundament von Forschungsaktivitäten.

Und was kann ein Rektorat dafür tun?

Aufgabe des Rektorats war es, die Beratungsangebote für die Fakultäten – bezogen auf die definierten Drittmittelformate – strategischer aufzustellen und mehr Service bei der Antragstellung zu bieten. Wir haben auch ganz gezielt Kolleg*innen angesprochen und uns gemeinsam mit ihnen auf den Weg zu Anträgen gemacht. Ein sehr wichtiger Hebel war auch die geänderte interne Verteilung eines Teils der Finanzmittel an die Fakultäten nach Leistungskriterien, eben auch nach der Kategorie „Drittmittel“. Dadurch wurde die Motivation in den Fakultäten, sich um größere Förderprojekte zu bemühen, deutlich gesteigert. Und letztlich setzen wir über den Strategieetat und über ein spezielles Rektoratsbudget Mittel ein, um Wissenschaftler*innen gezielt zu unterstützen, wenn sie das „Wagnis“ eingehen und sich um hoch-kompetitive Förderung bewerben. Nicht unterschätzen würde ich in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass wir gemeinsam mit den Fakultäten sehr viel strategischer Professuren besetzen.

Waren die Maßnahmen erfolgreich?

Wir konnten in den relevanten Kategorien in den vergangenen Jahren tatsächlich Erfolge feiern. Die Universität steht beispielsweise bei den Sonderforschungsbereichen so gut da wie noch nie – aktuell sind es fünf. Und auch bei den ERC-Grants konnten wir zulegen. Ein besonders sichtbarer Erfolg ist zudem die Humboldt-Professur für Professor Yaochu Jin, der an der Technischen Fakultät forscht. Dies sind nur ein paar Beispiele. Mein Fazit: Wir haben unsere Exzellenzindikatoren gegenüber dem Jahr 2018 deutlich verbessert.

Aber damit ist es nicht getan: Wie kommt eine Universität dann zu den Themen, mit denen man sich um ein Cluster bewerben kann?

Am Ende geht es um einen guten wissenschaftlichen Antrag, also um die Frage: Was können unsere Wissenschaftler*innen an exzellenter Forschung und innovativen Ideen auf Basis überzeugender Vorarbeiten in die Waagschale werfen? Der Weg dahin ist spannend. Es gilt, die Stärken zu identifizieren, sie interdisziplinär zu bündeln, Wissenschaftler*innen zu motivieren, ihre verschiedenen Interessen zu moderieren und daraus gemeinsam ein überzeugendes Forschungsprojekt zu formulieren. Wir sind schon seit Wochen auch in einem engen Austausch mit anderen Universitäten, um die Anträge durch Partnerschaften zu stärken. Denn: Es hat sich gezeigt, dass auch standortübergreifende Initiativen sehr erfolgreich sein können

Können Sie schon etwas konkreter werden: Mit welchen Initiativen geht die Universität Bielefeld ins Rennen?


Im Augenblick sind drei interdisziplinäre Initiativen gestartet. Angelika Epple, unsere Prorektorin für Forschung und Internationalisierung, ist in einem engen Austausch mit den beteiligten Wissenschaftler*innen und potentiell kooperierenden Standorten. Sie wird in Kürze die Initiativen gemeinsam mit den federführenden Wissenschaftler*innen im Detail vorstellen. Wir möchten hier für Transparenz sorgen und werden die Einladung aussprechen, sich gegebenenfalls zu beteiligen. Die Türen stehen offen. Ich bitte nur noch um ein wenig Geduld. Angelika Epple wird den offiziellen Kommunikationsprozess zum Semesterstart beginnen.

Welche Rolle spielt die neue Prorektorin für Forschung und Internationalisierung in diesem Prozess?

Angelika Epple moderiert den gesamten Prozess der Clusterentwicklung. Dazu gehören die Themenfindung und -fokussierung, die personelle Ausrichtung, wichtige Schritte im Umfeld der Internationalisierung und vieles mehr. Zur Unterstützung hat sie sich ein Team zusammengestellt, mit dem sie sicherstellt, dass alle relevanten Bereiche der Universitätsverwaltung von Anfang an eng eingebunden sind. Stichworte sind hier beispielsweise: Internationalisierung, Diversität aber auch die strategische Kommunikation nach innen und außen. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal unterstreichen: Bei der Exzellenzstrategie geht es nicht nur um viel Geld. Es geht auch um das Selbstverständnis unserer Universität als exzellenter Wissenschaftsstandort.

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