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Veröffentlicht am
3. August 2021
Kategorie:
Allgemein
DataLab Corona bündelt universitätsweite Expertise zum Virus
Forschende bauen Netzwerk am Bielefeld Center for Data Science auf
Ein
neues Kooperationsformat bringt Forschende der Universität Bielefeld
zum Thema Coronapandemie zusammen. Das DataLab Corona soll dazu
beitragen, Methoden und Lösungsansätze zu bündeln. Es ist eines von
aktuell drei DataLabs am Bielefeld Center for Data Science (BiCDaS). Die
DataLabs sollen die fächerübergreifende Vernetzung und den Austausch
unter den Wissenschaftler*innen zu einem Themengebiet vereinfachen und
beschleunigen. Langfristig soll dadurch die Herausbildung
transdisziplinärer Forschungsprojekte gefördert werden.
Bei der Bündelung der Forschung im DataLab Corona sind bisher fünf
Schwerpunkte der Bielefelder Corona-Forschung deutlich geworden: Auf
naturwissenschaftlicher Ebene geht es um die Untersuchung von
Virusmutationen (1), die bildliche Darstellung des Virus durch
mikroskopische Verfahren (2) sowie die Analyse von Blutproben (3), etwa
zur Bestimmung der Immunitätsdauer. Auf sozial- und
gesundheitswissenschaftlicher Ebene geht es einerseits um die sozialen
Auswirkungen der Pandemie auf die Gesellschaft und auf Individuen
(4). Andererseits geht es um die politisch gesetzten Maßnahmen und ihre
Wirkung auf die Verbreitung des Virus (5).
Beispiele für die im DataLab Corona vertretene Forschung
• Mit
den verschiedenen Mutationen des Coronavirus beschäftigt sich Professor
Dr. Jörn Kalinowski vom Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der
Universität Bielefeld. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Mikrobielle
Genomik und Biotechnologie. Die Forschenden der Arbeitsgruppe
untersuchen, an welchen Stellen das Coronavirus mutiert. Dazu werden
Extrakte aus Abstrichen, in denen die Erbsubstanz des Virus enthalten
ist, genetisch analysiert. Ein Ziel ist es, dazu beizutragen,
Infektionsketten zu rekonstruieren und möglichst frühzeitig relevante
neue Mutationen zu identifizieren.
• Professor
Dr. Armin Gölzhäuser und Dr. Natalie Frese von der Fakultät für Physik
befassen sich mit der bildlichen Darstellung des Virus. Den Forschenden
ist es erstmals gelungen, das Coronavirus SARS-CoV-2 mit einem
Heliumionen-Mikroskop abzubilden. Die Aufnahmen ermöglichen einen
direkten Blick auf die 3D-Oberflächen der Coronaviren und befallener
Nierenzellen – mit einer Auflösung im Bereich weniger Nanometer. Durch
die präzise Darstellung können die Forschenden die Abwehrmechanismen der
Zelle auf Coronaviren darstellen, um das Infektionsgeschehen besser zu
verstehen.
• Die
Datenwissenschaftlerin Professorin Dr. Christiane Fuchs von der
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften befasst sich in einer
Antikörperstudie damit, wie verlässlich Corona-Infektionen in der
Bevölkerung erfasst werden, also wie hoch die Dunkelziffer der
Infizierten ist. Das Projekt „Prospektive COVID-19 Kohorte München“
(KoCo19) wurde vom Tropeninstitut am Klinikum der
Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und dem Helmholtz Zentrum München
initiiert. Die Forschenden analysieren in regelmäßigen Abständen die
Blutproben von mehr als 5.300 Münchner*innen über 14 Jahren auf
Antikörper gegen SARS-CoV-2. Sie klären zudem, wie zuverlässig
unterschiedliche Corona-Tests sind.
• Der
Frage nach den sozialen Auswirkungen der Pandemie widmen sich Professor
Dr. Simon Kühne und Professor Dr. Martin Kroh von der Fakultät für
Soziologie. In der SOEP-Corona-Studie (SOEP-CoV) untersuchen sie und
weitere Forschende unter anderem, wie sich die Krise auf die
Erwerbsarbeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt. Die
Studie zeigt zum Beispiel, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen,
bei den Menschen deutlich größer ist, die ihren Mitmenschen starkes
Vertrauen entgegenbringen. SOEP-CoV ist eine Kooperation der Universität
Bielefeld und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin.
• Die
Auswirkung politischer Maßnahmen auf die Pandemie untersuchen Professor
Dr. Kayvan Bozorgmehr und sein Team von der Fakultät für
Gesundheitswissenschaften. Das von ihm geleitete Projekt Covid19
Pandemic Policy Monitor baut eine Datenbank zu den Eindämmungsmaßnahmen
und ihren zeitlichen Abfolgen auf. Berücksichtigt werden die Regelungen
auf nationaler und regionaler Ebene in den EU-Staaten und weiteren
europäischen Ländern. Mit der Datenbank wird in der „Stoppt
Covid“-Studie, in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut (RKI) und
gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, die Wirksamkeit der
Maßnahmen wie etwa die Umstellung auf Homeschooling analysiert und
beurteilt.
Darüber hinaus sind an dem DataLab
Corona beteiligt: die Zellbiologin Professorin Dr. Barbara Kaltschmidt
und der Zellbiologe Professor Dr. Christian Kaltschmidt, der
Politikwissenschaftler Professor Dr. Andreas Vasilache und der Soziologe Dr. Marius Meinhof, die Medizinerin
Professorin Dr. med. Sabine Oertelt-Prigione, der Bildungsforscher Dr.
Orkan Okan, der Gesundheitswissenschaftler Professor Dr. Oliver Razum,
die Bioinformatiker Professor Dr. Alexander Schönhuth und Professor Dr.
Alexander Sczyrba.
„Unsere DataLabs
gewährleisten eine interdisziplinäre Vernetzung der
Wissenschaftler*innen unserer Universität und ermöglichen einen
unkomplizierten und schnellen Dialog unter den Forschenden“, sagt
Professor Dr. Reinhold Decker, Prorektor für Informationsinfrastruktur
und Wirtschaft der Universität Bielefeld. „In der Pandemie ist es
geboten, diesbezügliche Forschung rasch voranzubringen. Dazu zählt auch,
interdisziplinäre Antworten auf komplexe Fragen zu finden. Wichtig
dafür ist der einfache Austausch von Forschungsdaten, um Kooperationen
und interdisziplinäre Forschungsprojekte zu ermöglichen. Das DataLab
Corona bietet dafür eine ideale Umgebung.“
Drei DataLabs am Bielefeld Center for Data Science
Insgesamt
gibt es an der Universität Bielefeld drei DataLabs: das neu gegründete
DataLab Corona, außerdem ein DataLab zu digitalen Geisteswissenschaften
und ein DataLab zu Hochleistungsdatenverarbeitung (HPC) und
Simulationen. Die Forschenden im DataLab zu digitalen
Geisteswissenschaften beschäftigen sich beispielsweise mit der
Digitalisierung von Quellen, die in Geschichtswissenschaft, Linguistik
und Literaturwissenschaft als Forschungsdaten verwendet werden.
Ebenfalls geht es um rechnergestützte Methoden zur Analyse des
digitalisierten Datenmaterials und um die Rolle von Datenanalyse im
Forschungsprozess insgesamt. Das DataLab zu HPC und Simulationen
profitiert von der Expertise zum Einsatz von Superrechnern, die über
mehr als zwei Jahrzehnte in der Fakultät für Physik aufgebaut wurden. An
dem DataLab sind Forschende aus der Physik und den
Wirtschaftswissenschaften beteiligt. Das DataLab soll dafür sorgen, dass
künftig auch Forschende der weiteren Fakultäten die Möglichkeiten des
Hochleistungsrechners nutzen können, der an der Fakultät für Physik
betrieben wird.
Initiiert wurden die drei
Bielefelder DataLabs vom Bielefeld Center for Data Science (BiCDaS,
Bielefelder Zentrum für Datenwissenschaft). In der Datenwissenschaft
werden Methoden entwickelt, mit denen sich große oder unstrukturierte
Datenmengen analysieren lassen. Diese Methoden werden in zahlreichen
Disziplinen verwendet. Das BiCDaS fördert den Einsatz von
Datenwissenschaft in der gesamten Universität Bielefeld. Ein zentrales
Ziel des Zentrums ist es, vorhandene Ressourcen zur Arbeit mit
Forschungsdaten möglichst vielen Forschenden der Universität Bielefeld
zur Verfügung zu stellen. Dazu zählt etwa die Vermittlung von
Kompetenzen zu Methoden der Aufbereitung und Analyse von Forschungsdaten
sowie dem Management der Daten.
Weitere Informationen:
• Website zum DataLab Corona
• Übersicht über die DataLabs
• Website zum Bielefeld Center for Data Science (BiCDaS)