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Berater und Begleiter
Karl-Wilhelm Klingenberg geht in den Ruhestand
Neun Jahre lang hat er an der Universität Bielefeld gearbeitet: Karl-Wilhelm Klingenberg, Berater für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Führungskräfte der Universität Bielefeld. Am 1. Mai wird er in den Ruhestand gehen. uni.intern blickt mit ihm auf seine Arbeit an der Universität zurück und spricht über Zukunftspläne.
Karl-Wilhelm Klingenberg, Jahrgang 1949, hatte bereits einen aufregenden Berufsweg hinter sich, als er mit über 50 Jahren in den Dienst der Universität wechselte. Nach einer Lehre als Werkzeugmacher studierte er auf dem zweiten Bildungsweg Soziale Arbeit. Dem Studium schlossen sich therapeutische und beraterische Zusatzqualifikationen an sowie ein Weiterbildungsstudium der Supervision. Den Anfängen in einer Klinik für psychosomatische Medizin folgten langjährige Stationen in der ambulanten und stationären Suchtkrankenhilfe, bis Klingenberg 1989 eine eigene Praxis für Supervision und betriebliche Mitarbeiterberatung in Bielefeld eröffnete. In dieser arbeitet er bis heute neben seiner Tätigkeit an der Universität Bielefeld, wo er seit 2005 in der Beratungsstelle für Mitarbeiter und Führungskräfte tätig ist.
uni.intern: Herr Klingenberg, welche Aufgaben hat ein Mitarbeiter- und Führungskräfteberater?
Klingenberg: Es gibt mehrere Handlungsfelder, in denen ich tätig bin. Zum einen bin ich für die Kolleginnen und Kollegen, also für die Beschäftigten der Universität Bielefeld, bei Fragen, Sorgen und Konflikten da. Sie können bei mir besprechen, wie sie sich im jeweiligen Fall verhalten können und welche Möglichkeiten der Unterstützung und Veränderung es gibt. Im Weiteren bin ich Berater und Coach für die Führungskräfte, um sie bei Fragen der Mitarbeiterführung zu unterstützen. Wichtig ist mir für beide Gruppen der Hinweis: Nicht ich löse die Probleme für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern biete in der Besprechung, Reflexion, Beratung und Unterstützung an. Ich therapiere nicht, sondern verstehe mich als unterstützender Begleiter.
Welche Bereiche umfasst ihre Arbeit noch?
Mein drittes Handlungsfeld ist die Unterstützung von Kommunikation und Kooperation bei Störungen auf kollegialer Ebene. Im optimalen Fall sagen beide Konfliktparteien: Bevor wir uns irgendwann einmal die Haare ausreißen, gehen wir vorher gemeinsam zum Klingenberg. Dann sind dies natürlich bessere Voraussetzungen, als wenn man schon sehr zerstritten ist und nur einer zu mir kommt. Denn einen Mediationsprozess kann es nur geben, wenn alle Beteiligten diesen wollen.
Ein weiterer Aufgabenbereich besteht in der Kooperation mit der Personalentwicklung und dem Gesundheitsmanagement der Universität sowohl bei konzeptionellen Überlegungen als auch in Bezug auf Fortbildungen. Außerdem arbeite ich in Fällen, in denen es die betroffenen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter wünschen, mit den beiden Personalvertretungen der Universität zusammen.
Weshalb werden Sie am häufigsten konsultiert?
Bei den meisten Beratungen geht es um Probleme am Arbeitsplatz, wie beispielsweise Konflikte mit Kolleginnen, Kollegen, Vorgesetzten oder Situationen der Über- und Unterforderung. Aber auch viele sogenannte persönliche Probleme sind Teil der Beratung, hingegen nicht so häufig Süchte oder Abhängigkeiten. Dafür bemerke ich einen deutlichen Anstieg der Belastungen im psychischen Bereich, die unter den Etiketten Burnout-Syndrom, depressive Verstimmung oder Stress auftauchen und den Betroffenen große Probleme bereiten. Dies liegt meiner Meinung nach unter anderem daran, dass in allen Arbeitsfeldern, somit auch in der Universität, das Arbeitspensum größer und der Arbeitsdurchlauf schneller geworden sind. Gleichzeitig sind psychische Probleme in der Mitte der Gesellschaft angekommen und somit besprechbar geworden. Damit verringert sich die Scheu, sich deswegen eine Beratung zu suchen.
Wie kam es dazu, dass die Universität Bielefeld die Stelle des Mitarbeiter- und Führungskräfteberaters eingerichtet hat?
Da haben die Universität und ihr Gesundheitsmanagement wirklich gute Arbeit geleistet. Vor mehr als zehn Jahren hat der Steuerungskreis des Gesundheitsmanagements begonnen, nach Möglichkeiten zu suchen, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei psychisch-sozialen Belastungen unterstützt werden können. Dieses Gremium hat sich viele Gedanken gemacht und schließlich die Stelle des psychosozialen Beraters konzipiert, um die ich mich dann beworben habe. Die Beratungstelle war zunächst befristet und wurde schließlich dauerhaft verlängert, da ich einen sehr guten Start hatte. Dieser lag aber auch daran, dass die äußeren Voraussetzungen für ein Gelingen der Arbeit sehr gut vorbereitet waren.
Welche Voraussetzungen meinen Sie?
Als Stabsstelle des Rektorats gewährleistet die Beratungsstelle die nötige Unabhängigkeit von anderen Abteilungen. Zudem war es eine gute Entscheidung, mich räumlich bei den Historikern anzusiedeln und nicht etwa in der Personalabteilung oder im Rektorat. Durch eine räumliche Unterbringung abseits der Hochschulverwaltung wird es den Besuchern erleichtert, zu mir zu kommen, weil sie sich nicht beobachtet fühlen.
Was haben Sie zukünftig vor?
Ich erwarte eher einen Unruhezustand, da ich meine Beratungspraxis weiter betreibe und diese mich so über das Rentenalter hinweg weiter beschäftigen wird. Ich hoffe, dass ich nun manches gelassener sehe und mit weniger Existenzdruck meine Arbeit fortführen kann. Vor allem bin ich neugierig, ob und wie mir diese Entschleunigung gelingt.
Genauso freue ich mich darauf, für das Privatleben mehr Zeit zu haben. In den letzten Jahren habe ich zum Beispiel die Pflege mancher Freundschaften sträflich vernachlässigt. In der Beratung habe ich oft anderen gesagt: „Es gibt auch ein Leben außerhalb der Uni!“ Das wird jetzt auch für mich Wirklichkeit!
Ein Nachfolger für Karl-Wilhelm Klingenberg steht bereits fest: Ab dem 1. Juli wird Ulf Kirse Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Führungskräften der Universität Bielefeld beratend zur Seite stehen.