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Wenn Gene den Unterschied machen
Öffentliche Podiumsdiskussion und Tagung zu den Ursachen von
Lebenschancen am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der
Universität Bielefeld
Menschen haben ungleiche Chancen im Leben.
Wenn diese Ungleichheit sozial bedingt ist, empfinden wir sie oft als
ungerecht. Was aber, wenn sie auch genetische Ursachen hat? Was folgt
daraus für unsere Gesellschaft? Dieser Frage gehen Forscher am Zentrum
für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld nach:
mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion am 18. Mai um 18 Uhr und einer
wissenschaftlichen Tagung vom 23. bis zum 25. Mai.
Auf dem
Podium diskutieren: Andreas Esche (Bertelsmann-Stiftung, Gütersloh),
Professor Dr. Günther Wienberg (Von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel,
Bielefeld), Professor Dr. Rainer Riemann (Universität Bielefeld,
Ko-Leiter der ZiF-Forschungsgruppe "Genetische und soziale Ursachen von
Lebenschancen") und Dr. Joachim Wündisch (Universität Düsseldorf,
Mitglied der ZiF-Forschungsgruppe). Die Podiumsdiskussion, zu der Gäste
herzlich willkommen sind, wird moderiert von Dr. Manuela Lenzen (ZiF).
Jeder
Mensch kommt mit einer individuellen genetischen Ausstattung zur Welt.
Immer mehr Studien zeigen, wie stark diese Ausstattung die Lebenschancen
des Menschen beeinflusst: seine Gesundheit und seine Lebenserwartung,
aber auch seinen Bildungserfolg, seine Berufsaussichten sowie seine
soziale Mobilität. Dass mehr Kinder studierter Eltern ebenfalls
studieren, liegt nicht nur an sozialen Faktoren wie dem Einkommen,
sondern auch an ihren Genen. Soziale Ungleichheiten sind in
substanzieller Weise auch genetisch bedingt. Auch, aber nicht nur. Denn
die Gene stehen in einer komplexen Wechselwirkung mit der Umwelt.
„Das
bedeutet: Wenn man soziale Ungleichheit verstehen will, darf man den
Einfluss der Gene nicht übersehen. Man darf ihn aber auch nicht als
einen simplen Determinismus deuten“, erklärt der Bielefelder Psychologe
Professor Dr. Rainer Riemann. Er leitet zusammen mit dem Bielefelder
Soziologen Professor Dr. Martin Diewald die aktuelle
ZiF-Forschungsgruppe „Genetische und soziale Ursachen von
Lebenschancen“, in deren Kontext beide Veranstaltungen stattfinden.
„In
der Podiumsdiskussion wollen wir fragen, welche Rolle Gene und soziale
Bedingungen für die Lebenschancen von Menschen spielen und was daraus
zum Beispiel für die Sozialpolitik und für unser Bildungswesen folgt“,
so Rainer Riemann. Dabei wird es um Fragen gehen wie: Wie definiert man
genetische Unterschiede? Ist der Staat verpflichtet, eine schlechtere
genetische Ausstattung auszugleichen? Welche Rolle sollen genetische
Faktoren überhaupt in gesellschaftspolitischen Diskussionen spielen?
Auf
der Tagung „The Inclusion of Genetic Influences in Theoretical
Interpretations of Inequality and Social Justice Considerations” gehen
die Forscher philosophische und psychologische Aspekte von
Gerechtigkeit, genetisch bedingten Unterschieden und genetischen
Manipulationen an. Der Bielefelder Philosoph Professor Dr. Rüdiger
Bittner bringt es mit dem Titel seines Vortrags auf den Punkt: „Ihre
Gene geben den Menschen unterschiedliche Lebenschancen, was sollen wir
tun?“
Die Podiumsdiskussion findet auf Deutsch statt, die Tagung auf Englisch.
Weitere Informationen und das Tagungsprogramm:
www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/FG/2015LifeChances/Events/