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Weltrekord im teutolab: 825 Schüler und ein Chemie-Experiment
Mit einem Weltrekord hat das teutolab, deutscher Schülerlabor-Pionier, in der Universität Bielefeld seinen 10. Geburtstag gefeiert. Die angepeilte Zahl von 1.000 Schülerinnen und Schülern wurde zwar nicht erreicht, aber dennoch: Dass parallel so viele Kinder ein und dasselbe Chemie-Experiment durchführen, gilt als weltweit einmalig - der vorläufige Stand des Weltrekordversuchs: 825 Kinder. Für die Weltrekord-Bestätigung durch Guinness-World-Records werden nun die Teilnahmelisten und eine Fotodokumentation eingereicht.
Das 10jährige Jubiläum des teutolab-chemie wurde gebührend gefeiert: 825 Schülerinnen und Schüler im Alter von etwa 10 Jahren haben gleichzeitig an 100 Experimentiertischen in der über 9.000 Quadratmeter großen zentralen Halle der Universität Bielefeld ein chemisches Farbexperiment durchgeführt. „Das ist gigantisch!“, freute sich die teutolab-Initiatorin Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus. „Dass wir unser ursprüngliches Ziel von 1.000 Kindern nicht erreicht haben, ist nicht schlimm. Nach unseren Recherchen gibt es bislang keinen ähnlichen Rekordversuch. Viel wichtiger als der Rekord ist jedoch, die jungen Menschen für die Naturwissenschaften zu begeistern und darüber die Inhalte zu vermitteln. Hier sind wir mit unserem Schülerlabor teutolab auf einem sehr guten Weg.“
Die experimentierenden Schülerinnen und Schüler kamen nicht nur aus Ostwestfalen-Lippe (OWL), sondern auch von weiter entfernten Regionen, wie dem Niederrhein. Die jungen Nachwuchsforscherinnen und -forscher lernten mit gekochtem Rotkohl und verschiedenen Haushaltsmitteln das Farbspektrum kennen: So färbte sich das Rotkohlwasser bei der Zugabe von Soda blau und zeigte eine Lauge an. Bei der Zugabe von Essig trat dagegen eine rote Färbung ein und zeigte eine Säure an. „Stoffe, die durch Farbveränderung Säuren oder Laugen anzeigen, nennt man Indikatoren. Der Rotkohlsaft ist also ein Indikator“, erklärte Dr. Rudolf Herbers, Projektleiter im teutolab-chemie, nach der Experimentierphase. „Dieses Experiment mit alltäglichen, für den Menschen ungiftigen Haushaltsmitteln, gibt einen spaßigen, farbigen Einblick in die Wunder der Chemie.“ Für das Experiment wurden 250 Liter Rotkohlsaft aus 25 Kilogramm Rotkohl gekocht.
An der Veranstaltung nahmen neben teutolab-Initiatorin Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus und teutolab-Projektleiter Dr. Rudolf Herbers, auch der Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld, Pit Clausen, teil. Professor Dr. Rolf König, Prorektor der Universität Bielefeld, und Dr. Michael Stückradt, Staatssekretär im Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen, sprachen kurze Grußworte bevor die Experimente begannen. Zum Abschluss der Veranstaltung sangen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam ein Geburtstagsständchen für das teutolab: „Happy Birthday“.
Die teutolabs an der Universität Bielefeld sind eine ganz besondere Erfolgsgeschichte: Das erste teutolab – für das Fach Chemie – wurde am 4. Februar 2000 eröffnet. Seit dem Projektstart im Jahr 1999 ist die teutolab-Familie mittlerweile um die Fächer Physik, Mathematik und Robotik gewachsen. Tausende Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen zehn Jahren die teutolabs an der Universität Bielefeld am Fuße des Teutoburger Waldes besucht, allein im teutolab-chemie fast 25.000. Und die teutolab-Familie wird weiter wachsen: Die Eröffnung des teutolab-biotechnologie ist in Vorbereitung und demnächst geplant. Für ihre Projektidee und ihr Engagement verlieh Bundespräsident Horst Köhler Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus 2007 in Berlin das Bundesverdienstkreuz am Bande.
In der außerschulischen Bildungseinrichtung teutolab können Kinder und Jugendliche von 8 bis 19 Jahren getrennt in drei Altersklassen Naturwissenschaften und Technik praktisch erfahren. Die Schülerlabore der teutolab-Familie laden zum Anfassen, Ausprobieren und Verstehen ein und ergänzen so die schulischen Bildungsangebote. Damit leisten die teutolabs seit Jahren einen wichtigen Beitrag dafür, dass Schülerinnen und Schüler schon sehr früh die spannenden Seiten der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) kennen lernen – auf eine Art und Weise, wie es Schulen nicht vermitteln können.
Allerdings: Der Andrang ist groß, die teutolab-Kapazitäten sind jedoch begrenzt. Daher wurde 2002 das teutolab-Netzwerk gegründet, um die Schülerlabor-Idee aus der Universität exportieren und die Experimente auch an anderen Orten durchführen zu können. Mittlerweile existieren nach dem Vorbild des Bielefelder Prototyps etwa 40 so genannte Netzwerkstützpunkte an Schulen und Bildungseinrichtungen. Ausgehend von der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) wurde ein Kooperationsnetzwerk über Nordrhein-Westfalen und in weite Bereiche Deutschlands ausgedehnt. Dazu kommen Stützpunkte im Ausland, unter anderem in Girona (Spanien), Kairo (Ägypten) und Shanghai (China).
Der teutolab-Geburtstag wurde von folgenden Partnern unterstützt: Stadtwerke Bielefeld, Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft, Sparkasse Bielefeld und Studentenwerk Bielefeld.
Die teutolab-Familie im Internet:
www.uni-bielefeld.de/teutolab
10 Jahre teutolab Chemie (v.l.): Hans-Jürgen Simm (Kanzler), Prof’in Dr. Katharina Kohse-Höinghaus (teutolab), Dr. Rudolf Herbers (teutolab), Pit Clausen (Oberbürgermeister Bielefeld), Prof. Dr. Helmut Steiner (Geschäftsführer Unigesellschaft), Prof. Dr. Rolf König (Prorektor), Dr. Michael Stückradt (NRW-Staatssekretär)