uni.aktuell-Archiv
„Theater en face“ mit „HermannsSchlachten“
Szenische Fieberkurven der deutschen Herrmannsbegeisterung
Am Montag, dem 8. Juni um 20 Uhr führt das Ensemble "Theater en face" aus Münster im Hörsaal 5 der Universität Bielefeld sein Stück "HermannsSchlachten" auf. "HermannsSchlachten" beleuchtet den Mythos Hermann aus verschiedenen Perspektiven und behandelt so im Jubiläumsjahr der Varusschlacht ein hochaktuelles Thema. Die Aufführung wurde auf Initiative des Literaturwissenschaftlers Professor Dr. Wolfgang Braungart und seines Mitarbeiters Jan Martin Herbst an die Universität geholt. Der Eintritt ist frei
„HermannsSchlachten“ zeichnet Fieberkurven der deutschen Hermannbegeisterung nach. Drei Schauspieler zerlegen den deutschen Nationalhelden und setzen ihn neu zusammen, spielen Szenen rund um den Mythos der Schlacht und gehen dabei auf Recherchereise zu Fragen nach Heldentum, Nationalbewusstsein und Befreiungskampf. Dabei schlüpfen die Schauspieler immer wieder in unterschiedliche Rollen, wie zum Beispiel die eines Hobby-Historikers, der sich auf der Suche nach dem Schauplatz der Schlacht immer wieder in abenteuerliche Thesen verstrickt - ein Spannungsbogen von Heinrich von Kleist bis Heiner Müller, von Heimatlied bis Jonathan Meese.
Das Stück entstand im Rahmem der gleichnamigen Tagung an der Westfälischen Wilhelms-Universität, organisiert von Professor Dr. Martina Wagner-Egelhaaf, die auch die wissenschaftliche Beratung übernahm. Den ersten Proben lagen wissenschaftliche Texte zugrunde, dazu kam „Hermann-Literatur“ aus verschiedensten Epochen (Grabbe, Kleist, Klopstock, Heine und anderen) sowie die weiterführende Auseinandersetzung mit (deutschen) Mythen etwa bei Heiner Müller und Roland Barthes. Im Probenprozess wurde frei mit dem Material improvisiert, eigene satirische Knittelverse auf den akademischen Betrieb kamen hinzu, wurden vertont und gaben dem ganzen eine leichte Note, bis hin zu der Idee, die Schauspieler selber in ihrer Konkurrenz um die beste Hermann-Darstellung zu inszenieren. So verbinden sich der intellektuelle Gehalt und die lange Tradition auf leichte, auch dem Laien zugängliche Weise zu einem vergnüglichen Reigen abwechselnder Szenen.