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Studierende der Universität Bielefeld gewinnen Gold Award beim iGEM Wettbewerb
Als erstes Team aus NRW nahmen Studierende vom Centrum für
Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld beim internationalen
Wettbewerb iGEM (International Genetically Engineered Machine
Competition) teil und gewannen jetzt eine der begehrten Goldmedaillen.
Der Wettbewerb ist der bedeutendste internationale Wettbewerb für
Nachwuchswissenschaftler in den Lebenswissenschaften und wird jährlich
vom weltbekannten Forschungsinstitut MIT (Massachusetts Institute of
Technology) in Boston (USA) ausgeschrieben. Am 8. November ging der
diesjährige Wettbewerb mit der großen Preisverleihung am MIT zu Ende,
nachdem zwei Tage lang alle teilnehmenden Teams ihre Projekte
präsentiert und sich den Fragen von Jury und Teilnehmern gestellt
hatten.
Die Qualität der Projekte wird anhand einer Reihe von Medaillenkriterien bewertet. So müssen BioBricks selbst erstellt und eingesendet, sowie Messdaten für das selbst hergestellte System gesammelt werden. Weiterhin ist es erforderlich, eine Online-Dokumentation über das Projekt und die durchgeführten Laborarbeiten anzufertigen. Der Wettbewerb beginnt jeweils Anfang April und endet mit der Vorstellung der Arbeiten Anfang November.
Das Bielefelder Team bestand aus elf Masterstudierenden der
Studiengänge „Genome-based Systems Biology“ und „Molekulare
Biotechnologie“. Dem Team, das von den CeBiTec-Forschern Dr. Jörn
Kalinowski, Dr. Christian Rückert und Professor Dr. Karsten Niehaus
wissenschaftlich beraten wurde, stand ein Laborraum im
CeBiTec-Laborgebäude und Forschungsmaterial zur Verfügung. Um die
Teilnahmegebühren und die Reisekosten in die USA zu finanzieren, musste
das Team Sponsorengelder einwerben. Unterstützt wurde das Projekt unter
anderem von BIO.NRW, dem Biotechnologiecluster in NRW.
Das Team,
das unter dem Namen „Bielefeld-Germany“ antrat, hatte sich zum Ziel
gesetzt, einen bakteriellen Biosensor zu konstruieren, der die Schärfe
in Speisen messen kann („Bakterielle Vorkoster“). Capsaicin heißt der
Stoff aus Chili-Schoten und anderen feurigen Gerichten, der für die
Schärfe verantwortlich ist. Dazu haben die Studierenden einen Rezeptor
für Pflanzen-Inhaltsstoffe aus einem Bakterium entnommen und mit dem
Leuchtenzym aus Glühwürmchen kombiniert. Neu zusammengefügt und in ein
Bakterium integriert ist so ein Messfühler für pflanzliche Substanzen
entstanden. Aufgrund des kurzen Zeitrahmens und dem ehrgeizigen Ziel,
den natürlichen Rezeptor auf eine neue chemische Substanz, das
Capsaicin, umzuprogrammieren, war es nicht möglich, den Biosensor bis
zur vollständigen Funktionalität zu bringen. Hergestellt wurde aber ein
Bakterium, das in der Lage ist, auf verschiedene Konzentrationen einer
pflanzlichen Substanz mit entsprechend starkem Leuchten zu reagieren.
Damit konnte ein erster Meilenstein erreicht werden. Dieses
Vorläufersystem wurde anschließend eingehend getestet und
charakterisiert, sowie die Ergebnisse und konstruierten Bausteine beim
Wettbewerb vorgestellt. Mit dem Beitrag waren die Bielefelder
Nachwuchswissenschaftler zumindest das „schärfste“ Team bei iGEM2010!
Insgesamt
traten in diesem Jahr 128 Teams mit insgesamt 2000 Teilnehmern zum
Wettbewerb an. Es waren alle Kontinente vertreten, wobei aber
europäische, asiatische und nordamerika-nische Teams den größten Teil
der Teilnehmer ausmachen. Damit war die Konkurrenz nie größer und die
vorgestellten Projekte aller Teams lagen auf allerhöchstem Niveau. „Das
Team aus Bielefeld hat mit der Goldmedaille gezeigt, dass sich die
biotechnologische Forschung am CeBiTec der Universität Bielefeld auf
Augenhöhe mit den großen Instituten und Elite-Universitäten in Europa
und den USA befindet“, so Professor Dr. Alfred Pühler - bis Oktober
Vorstandssprecher des CeBiTec -, der sich über den Erfolg seiner
Nachwuchsforscher enorm freute.
Der mikrobielle Schärfesensor aus
Bielefeld soll nun nach dem Wettbewerb nicht einfach im Gefrierschrank
landen. Frieder Hänisch, Kapitän des Bielefelder Teams: „Wir überlegen
derzeit, die Idee in mehreren Master-Arbeiten weiterzuführen“.
Weitere Informationen im Internet:
www.igem-bielefeld.de
www.biotechnologie.de/BIO/