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Professor Dr. Klaus Hurrelmann und Professorin Dr. Sabine Andresen stellen 1. World Vision Kinderstudie vor
Über die Lebenssituation der Kinder in Deutschland
Unter dem Motto "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind stark zu machen" präsentierten Professor Dr. Klaus Hurrelmann von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Professorin Dr. Sabine Andresen von der Fakultät für Pädagogik am 24. Oktober in Berlin die 1. World Vision Kinderstudie. Sie haben zusammen mit einem Team von TNS Infratest Sozialforschung München die Lebenssituation der Kinder in Deutschland untersucht.
Die Befragung wurde bundesweit mit fast 1.600 Kindern durchgeführt. Die Studie zeigt, dass es vielen Kindern in Deutschland gut geht und sie mit ihrem Lebensumfeld zufrieden sind. Sie zeigt aber auch, dass es entscheidend für das ganze Leben ist, in welche Gesellschaftsschicht ein Kind hineingeboren wird. "Die schlechteren Startchancen von Kindern aus den unteren Herkunftsschichten prägen alle Lebensbereiche und wirken wie ein Teufelskreis", so der Sozialwissenschaftler Professor Dr. Klaus Hurrelmann. Wie ein "roter Faden" ziehe sich eine Stigmatisierung und Benachteiligung dieser Kinder durch das ganze Leben hindurch. "Kinder aus den unteren Schichten sind häufig auf sich allein gestellt. Daher bedarf es des Engagements des ganzen Dorfes, um ein Kind stark zu machen, wie ein altes afrikanisches Sprichwort lautet. Ein schönes und anschauliches Bild, das wir als Ausgangspunkt unserer Überlegungen zur Verbesserung der Kinderpolitik in Deutschland genommen haben."
Die Kindheitsforscherin Professorin Dr. Sabine Andresen hebt hervor: "Die 1. World Vision Kinderstudie zeigt auch sehr deutlich, dass Kinder sensible und wache junge Gesellschaftsmitglieder sind, die durchaus selbstbewusst eigene Lebensperspektiven entwickeln. Sie fühlen sich im Alltag aber oft nicht ernst genommen. So glaubt ein Großteil der Kinder, dass sich Politiker eher mangelhaft für ihre Belange einsetzen. Auch in der Schule fühlen sich viele Kinder nicht ernst genommen und bemängeln hier die ungenügende Beteiligung."
Die World Vision Kinderstudie setzt hier an und will den Kindern ein Sprachrohr sein. Kinder sind, wie die Studie dokumentiert, selbständige Individuen mit eigenen Interessen und wissen sehr wohl, was sie wollen. Deshab unterstützt World Vision die Forderung der Kinder, von klein auf an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden. "Damit Kinder zu mündigen Bürgern unserer Gemeinschaft heranwachsen können, müssen wir alle, also das ganze 'Dorf' für das Wohlergehen unseres Nachwuchses sorgen. Kinder sollten so früh wie möglich mitreden können, wenn es um Belange geht, die sie selbst betreffen", so Professor Hurrelmann. "Mütter und Väter brauchen mehr Rückhalt in unserer Gesellschaft. Immer mehr Eltern sind mit den schulischen Anforderungen ihrer Kinder überfordert. Daher müssen alle Institutionen und Bereiche unserer Gesellschaft mithelfen, um unsere Kinder stark zu machen."
Die Studie wird als Fischer Taschenbuch unter dem Titel "Kinder in Deutschland 2007" veröffentlicht.
World Vision Deutschland e.V. ist ein christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, Katastrophenhilfe und entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit.
Weitere Infos unter: http://www.worldvision.de