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Politikgeschichte: Bielefelder Sonderforschungsbereich präsentiert Ergebnisse

Veröffentlicht am 22. November 2011, 11:28 Uhr
Konferenz am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

Vor zehn Jahren startete der Sonderforschungsbereich 584 „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“ (SFB 584) der Universität Bielefeld. Auf der Konferenz „Writing Political History Today“ (Heutzutage Politikgeschichte schreiben) diskutieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Ergebnisse und vergleichen Ansätze der „neuen“ Politikgeschichte miteinander. Zu Gast sind international renommierte Historikerinnen und Historiker aus sechs Ländern. Im Mittelpunkt der Tagung steht die Frage: Wie kann oder muss eine „neue“ Politikgeschichte konzipiert werden? Die Konferenz findet von Donnerstag bis Samstag, 1. bis 3. Dezember, im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld statt.


Am Eröffnungstag geht es unter anderem in einem Vortrag von Dr. Freia Anders (SFB 584) um die Grenzen des Legitimen. Sie befasst sich damit, wie autonome Gruppen und Behörden den Begriff „Gewalt“ diskutieren („The Limits of the Legitimate: The Quarrel over ‚Violence‘ between Autonomous Groups and the Authorities“). Ein Vortrag am Tag darauf thematisiert, wie in der späten Sowjetunion Geld, Konsum und Politik zusammenwirkten („Money, Money, Money: Contested Boundaries? Money, Consumption, and Politics in the Late Soviet Union“). Referentin ist Dr. Kirsten Bönker (SFB 584). Mit der Produktion von Helden im 19. Jahrhundert befasst sich Professor Dr. Jörn Leonhard von der Universität Freiburg („Extraordinary Politics: On Heroes and Heroizations in the 19th Century“). Am letzten Konferenztag geht Dr. Eveline Bouwers (SFB 584) auf die Kultur der religiös begründeten Gewalt in der Bretagne Anfang des 20. Jahrhunderts ein („The Culture of Religious Violence in Post-Separation France: The Case of Brittany, 1906-1912“). Sie konzentriert sich dabei auf die visuellen Dimensionen der politischen Kommunikation.

Zentrales Thema der Tagung ist die Neuvermessung der Politikgeschichte. Diese Teildisziplin der Geschichtswissenschaft erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance in der Forschung. Dabei setzt sich die Überzeugung durch, dass sich die Erforschung des Politischen nicht mehr nur auf den institutionellen Kernbereich der Politik, die Entscheidungen des politischen Führungspersonals oder auch soziale Bewegungen beschränken kann. Historiker wenden sich der Politikgeschichte aus zahlreichen Gründen wieder neu zu: Einen Impuls gaben die politischen Umwälzungen der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte, und auch die akademische Debatte über die Neue Kulturgeschichte als historische Disziplin spielte eine Rolle.

Weil es national und international verschiedene Traditionen der Geschichtsschreibung gibt, unterscheiden sich auch die Ansätze dieser neuen Politikgeschichte. Es lassen sich aber auch zentrale Übereinstimmungen ausmachen. Dazu gehört die Wahrnehmung einer „Transformation des Politischen“, die von Sozial- und Kulturwissenschaftlern aber auch Politikern selbst beobachtet wird. Sie sind der Überzeugung, dass politische Institutionen und Arenen, Themen und Kommunikationsstile, Akteure und ihre Legitimationen einen Wandel durchlaufen. Die Forscher konzentrieren sich bei ihren Studien nicht nur auf politische Entscheidungsprozesse und die traditionell untersuchten Akteure wie Regierungen, Parteien, Lobbygrupppen und Verbände, sondern beziehen auch weniger prominente Formen politischen Handelns mit ein.

Leiter der Konferenz sind Professor Dr. Willibald Steinmetz, Professor Dr. Ingrid Gilcher-Holtey und Professor Dr. Heinz-Gerhard Haupt (alle Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie/ Abteilung Geschichte, Universität Bielefeld). Die Tagungssprache ist Englisch. Die Tagung ist eine Weiterführung der Konferenz „Political History: Recent Trends in International Perspective“ im Dezember 2009 im ZiF.

Der Sonderforschungsbereich 584 „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“ ist Teil des Forschungsschwerpunktes „Theorien und Methodologie in den Human- und Sozialwissenschaften“ (Theories and Methodologies in the Humanities and Social Sciences). Schon die Gründergeneration der Universität hatte die Vision einer engen Zusammenarbeit zwischen der Geschichtswissenschaft und der Soziologie. Ein Fokus auf theoretische und methodologische Fragen hat die Disziplinen seither einander nahe gebracht.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/geschichte/forschung/sfb584/


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