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uni.aktuell-Archiv
Veröffentlicht am
29. September 2015
Kategorie:
Personalien
Opus magnum für Professorin Dr. Véronique Zanetti
Philosophin der Universität Bielefeld erhält Förderung
Kompromisse – Was sind sie und wozu sind sie gut? Mit diesem Thema kann sich Professorin Dr. Véronique Zanetti in den nächsten zwei Jahren wissenschaftlich intensiv auseinandersetzen. Die VolkswagenStiftung hat sie für eine „Opus magnum“-Förderung ausgewählt. Dabei werden herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für bis zu zwei Jahre von ihrer Universität freigestellt – die Stiftung finanziert in dieser Zeit eine Lehrvertretung. So erhalten die Geförderten den notwendigen Freiraum, ein größeres wissenschaftliches Werk zu verfassen. Die jährliche Fördersumme beträgt dabei maximal 100.000 Euro. Insgesamt hat die VolkswagenStiftung in diesem Jahr neun „Opera magna“ vergeben.
„Ich freue mich mit Frau Dr. Zanetti über ihren wunderbaren Erfolg und
gratuliere ihr sehr herzlich. Diese Auszeichnung ist für mich über die
Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen hinaus ein Beweis der
generellen Stärke und Bedeutung der Geisteswissenschaften für unsere
Universität“, sagt Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer.
Professorin Dr. Véronique Zanetti möchte in dieser Zeit das Thema „Kompromisse“ aus philosophischer Betrachtungsweise wissenschaftlich bearbeiten. „Bei moralischen Themen Kompromisse zu schließen, ist allgemein verpönt. Wer so etwas tut, wird für charakterschwach gehalten“, sagt die Wissenschaftlerin. „Gleichwohl sind Kompromisse in der Politik, bei rechtlichen Entscheidungen und in der Alltagspraxis oft unvermeidlich, ja sogar Zeichen einer konstruktiven Gesinnung zur friedlichen Beilegung zwischenmenschlicher Konflikte.“
Auch in der Theorie können Kompromisse entscheidend werden, wenn etwa inkompatible Handlungsoptionen aufeinanderprallen. Das ist zum Beispiel bei Normenkonflikten der Fall. Hier gibt es oft keinen gemeinsamen Nenner. „Macht man sich klar, welch unersetzliche Rolle Kompromisse im individuellen und sozialen Leben spielen, kann ihre stiefmütterliche Behandlung durch die Philosophie nur erstaunen.“ Zanetti möchte in ihrem „Opus magnum“ eine der ersten philosophischen Monographien zu den begrifflichen und normativen Aspekten des Kompromisses auf den Weg bringen. Die Philosophin möchte hierin die verschiedenen Dimensionen des Kompromisses analysieren und die Tragfähigkeit ihrer Analyse an zwei Beispielen erproben. Das erste Beispiel betrifft den Übergang von der Apartheid zum demokratischen Regime und das Problem der traditionellen Strafgerechtigkeit. Die Frage, die sich dabei stellt, ist, ob die Opfer ein moralisches Recht haben, dass die politischen Verbrecher bestraft werden. Oder darf das pragmatische Ziel der Befriedung und Herstellung politischer Gerechtigkeit den Vorrang gewinnen? Am Beispiel des vom südafrikanischen Parlament am Ende der Apartheid beschlossenen Gesetzes will sie zeigen, dass in einigen Sonderfällen der Friede den Vorrang vor der Gerechtigkeit haben und von den streitenden Parteien eine Kompromissbildung verlangt werden darf. Das zweite Beispiel ist der politische Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Véronique Zanetti hat in Genf Philosophie, Musikwissenschaft und Anglistik studiert. Sie war als Wissenschaftlerin unter anderem in Siegen, Bern, Fribourg und New York tätig. Sie promovierte über Kant und habilitierte über ethische Aspekte der politischen Intervention. Seit 2003 gehört Zanetti der Eidgenössischen Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich an. Seit 2004 ist sie Professorin für politische Philosophie und Rechtsphilosophie an der Universität Bielefeld.
2007 erhielt Professor Dr. Klaus-Michael Bogdal von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld eine „Opus magnum“-Förderung. Das entstandene Werk „Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“ erhielt 2013 auf der Leipziger Buchmesse den Buchpreis zur Europäischen Verständigung, einen der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland.
Weitere Informationen im Internet:
www.volkswagenstiftung.de/foerderung/personenundstrukturen/opusmagnum.html
Kompromisse – Was sind sie und wozu sind sie gut? Mit diesem Thema kann sich Professorin Dr. Véronique Zanetti in den nächsten zwei Jahren wissenschaftlich intensiv auseinandersetzen. Die VolkswagenStiftung hat sie für eine „Opus magnum“-Förderung ausgewählt. Dabei werden herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für bis zu zwei Jahre von ihrer Universität freigestellt – die Stiftung finanziert in dieser Zeit eine Lehrvertretung. So erhalten die Geförderten den notwendigen Freiraum, ein größeres wissenschaftliches Werk zu verfassen. Die jährliche Fördersumme beträgt dabei maximal 100.000 Euro. Insgesamt hat die VolkswagenStiftung in diesem Jahr neun „Opera magna“ vergeben.
Professorin Dr. Véronique Zanetti will zum Thema Kompromisse aus philosophischer Sicht forschen. Foto: Universität Bielefeld
Professorin Dr. Véronique Zanetti möchte in dieser Zeit das Thema „Kompromisse“ aus philosophischer Betrachtungsweise wissenschaftlich bearbeiten. „Bei moralischen Themen Kompromisse zu schließen, ist allgemein verpönt. Wer so etwas tut, wird für charakterschwach gehalten“, sagt die Wissenschaftlerin. „Gleichwohl sind Kompromisse in der Politik, bei rechtlichen Entscheidungen und in der Alltagspraxis oft unvermeidlich, ja sogar Zeichen einer konstruktiven Gesinnung zur friedlichen Beilegung zwischenmenschlicher Konflikte.“
Auch in der Theorie können Kompromisse entscheidend werden, wenn etwa inkompatible Handlungsoptionen aufeinanderprallen. Das ist zum Beispiel bei Normenkonflikten der Fall. Hier gibt es oft keinen gemeinsamen Nenner. „Macht man sich klar, welch unersetzliche Rolle Kompromisse im individuellen und sozialen Leben spielen, kann ihre stiefmütterliche Behandlung durch die Philosophie nur erstaunen.“ Zanetti möchte in ihrem „Opus magnum“ eine der ersten philosophischen Monographien zu den begrifflichen und normativen Aspekten des Kompromisses auf den Weg bringen. Die Philosophin möchte hierin die verschiedenen Dimensionen des Kompromisses analysieren und die Tragfähigkeit ihrer Analyse an zwei Beispielen erproben. Das erste Beispiel betrifft den Übergang von der Apartheid zum demokratischen Regime und das Problem der traditionellen Strafgerechtigkeit. Die Frage, die sich dabei stellt, ist, ob die Opfer ein moralisches Recht haben, dass die politischen Verbrecher bestraft werden. Oder darf das pragmatische Ziel der Befriedung und Herstellung politischer Gerechtigkeit den Vorrang gewinnen? Am Beispiel des vom südafrikanischen Parlament am Ende der Apartheid beschlossenen Gesetzes will sie zeigen, dass in einigen Sonderfällen der Friede den Vorrang vor der Gerechtigkeit haben und von den streitenden Parteien eine Kompromissbildung verlangt werden darf. Das zweite Beispiel ist der politische Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Véronique Zanetti hat in Genf Philosophie, Musikwissenschaft und Anglistik studiert. Sie war als Wissenschaftlerin unter anderem in Siegen, Bern, Fribourg und New York tätig. Sie promovierte über Kant und habilitierte über ethische Aspekte der politischen Intervention. Seit 2003 gehört Zanetti der Eidgenössischen Ethikkommission für Biotechnologie im Ausserhumanbereich an. Seit 2004 ist sie Professorin für politische Philosophie und Rechtsphilosophie an der Universität Bielefeld.
2007 erhielt Professor Dr. Klaus-Michael Bogdal von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld eine „Opus magnum“-Förderung. Das entstandene Werk „Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“ erhielt 2013 auf der Leipziger Buchmesse den Buchpreis zur Europäischen Verständigung, einen der wichtigsten Literaturpreise in Deutschland.
Weitere Informationen im Internet:
www.volkswagenstiftung.de/foerderung/personenundstrukturen/opusmagnum.html