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Vortrag von Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom entfällt
Der für den 16. November angekündigte öffentliche Vortrag mit dem Titel „Coevolving Relationships Between Political Science and Economics“ entfällt. Aus gesundheitlichen Gründen musste die Nobelpreisträgerin Professorin Elinor Ostrom ihren Aufenthalt in Bielefeld absagen.
Politikwissenschaftlerin zu Gast am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld
Wenn
Wiesen, Äcker, Fisch- oder auch Jagdgründe von allen Mitgliedern einer
Gemeinschaft frei genutzt werden dürfen, spricht man von
Gemeinschaftsgütern oder Allmenden. Sie basieren darauf, dass ihre
Nutzer bescheiden sind und die Allmende nicht ausbeuten. Auch die Erde
selbst mit ihrer Fähigkeit, Schadstoffe aufzunehmen, gilt als
Gemeinschaftsgut mit begrenzten Ressourcen. Über Probleme bei der
Nutzung von Gemeinschaftsgütern und mögliche Lösungen beim Umgang mit
geteilten Ressourcen spricht die Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom am
Mittwoch, 16. November, im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
der Universität Bielefeld. Der öffentliche Vortrag beginnt um 19.15 Uhr
im Plenarsaal.
Anders als viele ihrer Fachkollegen bezweifelt Ostrom, dass der Markt und feste Eigentumsrechte ausreichen, um die Probleme um die Nutzung von Gemeinschaftsgütern zu lösen. Staatseingriffe und auch die Mechanismen des Markts hält sie zwar für geeignet, um mit der Knappheit der natürlichen Umweltressourcen umzugehen – sie lehnt es aber ab, ausschließ-lich auf den Staat, den Markt und zentral vorgeschriebene Regelungen als Allheilmittel zu setzen. Ostrom vertraut auf die menschliche Fähigkeit zur Selbstorganisation jenseits von Markt und Staat.
Elinor Ostrom hat sich stets geweigert, ausgetretene akademische Pfade zu beschreiten. Sie untersuchte, wie Fischer in der Türkei und Bergbauern in Japan den Umgang mit Gemeinschaftsgütern organisieren. Sie analysierte, wie die Selbstorganisation von Bewässerungssystemen in Spanien und auf den Philippinen funktioniert. Immer wieder fand sie die These bestätigt, dass Menschen ihr Handeln selbst organisieren und ihre Kollektivgutprobleme in den Griff bekommen können. Deutlich wurde auch, dass nicht alle Allmenden zwangsläufig tragisch übernutzt werden.
Elinor Ostrom ist nicht zum ersten Mal in Bielefeld. 1981 war sie als Gastforscherin am ZiF, 1987/88 spielte sie eine tragende Rolle in der ZiF-Forschungsgruppe „Game Theory in the Behavioural Sciences“ (Spieltheorie in den Verhaltenswissenschaften), die von dem Spieltheoretiker Reinhard Selten geleitet wurde. In dieser Zeit begann sie mit ihrem grundlegenden Werk „Governing the Commons“ (deutscher Titel: „Die Verfassung der Allmende“).
Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) – 1968 als „Keimzelle“ der Universität Bielefeld gegründet – fördert herausragende interdisziplinäre und innovative Forschungsprojekte und gilt als Ideengenerator für neue, ungewöhnliche und „riskante“ Forschungsthemen. Das ZiF ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Länder und aller Disziplinen offen.
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/OeV/2011/11-16-Ostrom.html