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Neue Vorlesungsreihe zu Ehren von Norbert Elias
Auftakt mit zwei renommierten Wissenschaftlern aus Frankreich
Norbert
Elias-Lectures: Mit dieser Vorlesungsreihe präsentiert die Universität
Bielefeld ab diesem Semester international renommierte Forscherinnen
und Forscher der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Namensgeber
der Reihe ist der Kultur- und Gesellschaftstheoretiker Norbert Elias,
bedeutender Soziologe des 20. Jahrhunderts und Träger der
Ehrendoktorwürde der Universität Bielefeld. In diesem Wintersemester
kommen der Historiker Professor Dr. Roger Chartier und der Soziologe und
Schriftsteller Professor Dr. Didier Eribon aus Frankreich nach
Bielefeld.
„Norbert Elias war und ist eng mit dem Profil der
Universität Bielefeld verbunden. Von hier aus hat er seine weltweite
Wirkung entfaltet. Genau das möchten wir mit der neuen Vorlesungsreihe
herausstellen“, sagt Professor Dr. Klaus-Michael Bogdal von der
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. Er verantwortet die
Norbert Elias-Lectures. Für diese werden internationale
Forscherpersönlichkeiten für jeweils einen öffentlichen Abendvortrag und
ein Seminar mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und
Nachwuchswissenschaftlern an die Universität Bielefeld eingeladen.
Das Thema seines Vortrags in englischer Sprache lautet „Literary Criticism and Cultural History. Readers‘ Reception and Materiality of the Text“ („Literaturkritik und Kulturgeschichte. Leserwahrnehmung und Materialität des Textes“). Chartier referiert am Dienstag, 5. Dezember, ab 18 Uhr im Hörsaal 14 im Universitätshauptgebäude. In dem von ihm geleiteten Seminar mit Studierenden diskutiert er das Thema „The Court Society. Elias Reader of Gracián’s Oráculo Manual y Arte de Prudencia“. Diese Veranstaltung findet am 5. Dezember um 10 Uhr im Raum D3-121 im Universitätshauptgebäude statt.
Am 9. Januar 2018 kommt Professor Dr. Didier Eribon, Universität Amiens (Frankreich), als zweiter Gast der Norbert Elias-Lectures nach Bielefeld. Der Soziologe hat 2016 in seinem internationalen Bestseller „Rückkehr nach Reims“ den Zerfall der heutigen französischen Gesellschaft auf eine sehr eindringliche Weise offengelegt. Daran anknüpfend legt er in seinem neuen Buch „Gesellschaft als Urteil“ eine Analyse der Ungerechtigkeiten des französischen Bildungssystems vor.
Um „Sie und Wir: Nachdenken über Herrschaftsweisen und Widerstandsformen – zu Ehren Norbert Elias“ (in englischer Sprache) geht es in seinem Vortrag am Dienstag, 9. Januar, 18 Uhr im Raum X-E0-001 im X-Gebäude. Eribons Thema im Seminar für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler am 10. Januar, 10 Uhr im Raum D3-121 im Universitätshauptgebäude lautet: „Biography – Autobiography – Science“.
Norbert Elias gilt als einer der bedeutendsten Kultur- und Gesellschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts. Dieser Erfolg war dem 1933 aus Deutschland vertriebenen Juden nicht vorgezeichnet. Ab 1971 forschte er regelmäßig an der Universität Bielefeld. Von 1978 bis 1984 arbeitete er als sogenannter Permanent Fellow am ZiF, dort vor allem in der Arbeitsgruppe „Philosophie und Geschichte“ unter der Leitung von Reinhart Koselleck, und unter der Leitung des Germanisten Wilhelm Voßkamp in der Forschergruppe „Funktionsgeschichte literarischer Utopien“. 1980 zeichnete ihn die Universität Bielefeld mit der Ehrendoktorwürde aus. Elias forschte unter anderem zum Außenseitertum, zu Theorien darüber, wie sich die Zivilisation im geschichtlichen Wandel entwickelt, zur höfischen Gesellschaft und zum gesellschaftlichen Stellenwert von Literatur. Elias wurde 1897 in Breslau geboren. Er starb 1990 in Amsterdam.