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Modernisierung Universitätsgebäude: Chile-Bild wird gesichert

Veröffentlicht am 27. November 2014, 14:05 Uhr

Einzigartig und bis heute Symbol für Kommunikationsbereitschaft, Engagement und politische Kultur an der Universität Bielefeld

Am Samstag, 29. November 2014, wird der Bau- und Liegenschaftbetrieb NRW (BLB), Niederlassung Bielefeld, das Chile-Bild vor dem Audimax in der Universitätshalle mit einer soliden Schutzwand sichern. Hintergrund sind die anstehenden Arbeiten zur Modernisierung des Universitätshauptgebäudes. Das Chile-Bild befindet sich im 1. Bauabschnitt.

Foto: Universität Bielefeld
Foto: Universität Bielefeld
Der Leiter der Bielefelder Niederlassung des BLB NRW Heinrich Micus erklärt dazu: „Wir sind uns sehr wohl darüber im Klaren, dass es sich bei dem bekannten Chile-Bild von 1976 nicht um irgendeine Pinselei von Studierenden handelt, sondern um ein für die Universität wichtiges Bild. Der BLB wird im Rahmen der Baustelleneinrichtung für den 1. BA das Chile-Bild mit einer soliden Schutzwand vor Beschädigung und Verschmutzung sichern und diese Konstruktion erst nach Abschluss der Arbeiten wieder entfernen."

Damit der Lehrbetrieb – speziell im Audimax – nicht durch die Arbeiten gestört wird, erfolgt die Sicherung des Bildes an einem Samstag.

Von Mitte November bis Ende März 2015 arbeitet der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) an der baulichen und technischen Abtrennung des ersten Bauabschnitts vom Universitätsbetrieb und richtet die Baustellenfläche außerhalb des Gebäudes ein. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird ab April 2015 mit der Schadstoffsanierung begonnen. Der erste Bauabschnitt erstreckt sich über die Bauteile A, B, K, S und R. In insgesamt sechs Bauabschnitten wird der BLB das Gebäude in den kommenden Jahren modernisieren.

Uni-aktuell hat mit Martin Löning, Archivar der Universität Bielefeld, über das Chile-Bild, seine Entstehung und Bedeutung gesprochen.

uni.aktuell: In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben Studierende der Universität Bielefeld im Dezember 1976 in der Uni-Halle direkt vor dem Audimax eine Wand bemalt. 16 Meter ist das Bild lang und nicht zu übersehen. Das Gemälde gibt es noch immer, aber viele Studierende wissen heutzutage gar nicht mehr, was es darstellt. Können Sie erklären, was das Bild zeigen soll?
Martin Löning: Dafür muss man wissen, dass es am 11. September 1973 in Chile einen blutigen Militärputsch unter General Augusto Pinochet gegen die Volksfrontregierung unter Salvador Allende gab. Der Putsch wurde von den USA politisch und finanziell unterstützt, vor allem durch verdeckte Operationen der CIA. Das Chile-Wandbild in der Uni-Halle entstand etwa drei Jahre nach dem Putsch auf Initiative des damaligen AStA. Er wollte damit die Solidarität der Studierenden mit dem chilenischen Volk ausdrücken und ein Zeichen gegen Imperialismus, Faschismus und Militärdiktatur setzen.
uni.aktuell: Die Wand übermittelt also eine starke politische Botschaft. Wer waren die Künstler, die diese Botschaft auf der Wand vor dem Audimax umgesetzt haben?
Martin Löning: Die „Brigade Salvador Allende“, eine Gruppe meist junger Exilchilenen aus Frankfurt, malte in der Nacht auf den 12. Dezember 1976 das in der Tradition der lateinamerikanischen Kunstform der „Murales“ stehende Bild in Zusammenarbeit mit AStA-Vertretern und Studierenden an die Stirnwand des Audimax. Sie haben das alles konspirativ geplant und umgesetzt, aber von offizieller Seite wusste natürlich niemand etwas davon. Am nächsten Morgen waren wahrscheinlich die meisten überrascht, als sie das Gemälde sahen.
uni.aktuell: Das Chile-Bild gibt es noch immer. Ist das nicht erstaunlich?
Martin Löning: Ja und Nein. Die im Bild deutlich geäußerte US-Kritik und das unrechtmäßige Zustandekommen des Bildes ließen beim Rektorat zunächst die Forderung nach Beseitigung des Bildes aufkommen. Die ausgeprägte Kommunikationskultur an der Universität sorgte in den folgenden Wochen dafür, dass sich im Konsens die entscheidenden Universitätsgremien und die Studierendenvertreter für die Erhaltung des Bildes aussprachen. In der Öffentlichkeit war das bunte Wandbild in der „grauen“ Uni-Halle ohnehin fast ausschließlich auf positive Resonanz gestoßen. Lediglich im Frühjahr 1977 wurde das Gemälde einmal beschmiert und auf Kosten des AStA renoviert. Das Chile-Wandbild blieb danach immer unangetastet.
uni.aktuell: Das Gemälde existiert bereits seit knapp 38 Jahren. Müssen wir uns denn Gedanken machen, dass während der Sanierungsarbeiten das Bild zerstört wird?
Martin Löning: Nein, gewiss nicht. Die Leitungen der Universität wie auch des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW haben bei den Planungen für die Modernisierung immer bedacht, dass dieses von etlichen Studierendengenerationen geschätzte Wandbild erhalten werden soll. Das Bild ist der Universität schließlich sehr wichtig und es wird nach der Sanierung des Universitätshauptgebäudes weiterhin die Uni-Halle schmücken. 

Prägend für die Uni-Halle: Das Chile-Bild vor dem Audimax ist 16 Meter breit. Foto: Universität Bielefeld.
Prägend für die Uni-Halle: Das Chile-Bild vor dem Audimax ist 16 Meter breit. Foto: Universität Bielefeld.
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