uni.aktuell-Archiv
Literaturwissenschaftler Martin von Koppenfels wird für wissenschaftliches Werk ausgezeichnet
Verleihung des Anna Krüger Preises des Wissenschaftskollegs 2008
Der Literaturwissenschaftler Martin von Koppenfels erhält den Anna Krüger Preis des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Dieser Preis zeichnet ein deutschsprachiges wissenschaftliches Werk aus, das in einer besonders ansprechenden Sprache verfasst wurde, und ist mit 20.000 Euro dotiert.
Die Preisvergabe am 18. Februar ist mit drei öffentlichen Vorträgen durch den Preisträger - einer am Wissenschaftskolleg zu Berlin und zwei weitere an Forschungseinrichtungen im Ausland - verbunden. Sie soll auf die Bedeutung des Deutschen als Wissenschaftssprache aufmerksam machen.
Martin von Koppenfels ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft mit romanistischem Schwerpunkt an der Universität Bielefeld. Er studierte Literaturwissenschaft, Spanisch, Latein und Philosophie an der University of Virginia, der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universitat de Barcelona und der Freien Universität Berlin, wo er 1997 über das lyrische Werk Garcia Lorcas promovierte.
In seinem jüngsten Buch "Immune Erzähler. Flaubert und die Affektpolitik des modernen Romans" spannt Martin von Koppenfels einen Bogen vom 19. Jahrhundert bis zu Imre Kertész. Auf der Grundlage von Sigmund Freud, den er überraschenderweise als Erzähltheoretiker interpretiert, kann er zeigen, wie sich in der Romanerzählung bei besonders erschütternden Inhalten eine Strategie der ostentativen Affekt-Vermeidung durchsetzt, und wie gerade da-durch eine emotionale Verstörung des Lesers bewirkt wird.
Martin von Koppenfels ist nach Jens Reich (Biochemie), Ulrich Raulff (Geschichte), Jürgen Osterhammel (Geschichte), Karl Schlögel (Geschichte) und Wolfgang Wieser (Biologie) der sechste Anna Krüger Preisträger.
Die Stifterin, Frau Professor Anna Krüger (1904-1991), lehrte Didaktik der Deutschen Literatur in Weilburg an der Lahn und in Gießen. Sie übertrug ihr Vermögen der Anna Krüger-Stiftung im Wissenschaftskolleg, aus deren Einkünften alle zwei bis drei Jahre ein Wissenschaftler ausgezeichnet wird, dessen Wissenschaftsprosa auch dem interessierten Laien komplizierte Zusammenhänge in einer anspruchsvollen und zugleich verständlichen Form erschließt. Der Rektor des Wissenschaftskollegs ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung.