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Leidenschaftlicher Historiker mit internationalem Engagement
Professor Dr. Neithard Bulst verabschiedet
In einer kleinen Feierstunde wurde am Donnerstag (10. Juli) Professor Dr. Neithard Bulst in den Ruhestand verabschiedet. Mehr als drei Jahrzehnte hat Bulst an der Universität Bielefeld zur allgemeinen Geschichte mit besonderer Berücksichtigung des Mittelalters des Mittelalters gelehrt und geforscht. Zudem hat er sich als Senatsvorsitzender für die Hochschule engagiert und dies in schwierigen Umbruchzeiten - das Thema Studiengebühren sorgte für turbulente Senatssitzungen. Prorektor Professor Dr. Rolf König hob in seiner Rede neben den fachlichen Leistungen, die zum hervorragenden Ruf der Bielefelder Geschichtswissenschaft beigetragen hätten, vor allem das internationale Engagement von Neithard Bulst hervor.
"Für Sie war Internationalität von Anfang an eine selbstverständliche Notwendigkeit, nicht nur in der Forschung, sondern auch in der akademischen Ausbildung. Für viele internationale Kontakte der Fakultät haben sie die Grundlagen gelegt und waren Ansprechpartner für die meisten ERASMUS-Kooperationen. Sie initiierten vor mehr als zehn Jahren den deutsch-französischen Studiengang mit der Universität Paris-Diderot, der bis heute hervorragend qualifizierte junge deutsche und französische Schulabsolventen an die Fakultät zieht." Zudem war Neithard Bulst maßgeblich daran beteiligt, dass die prestigeträchtige Zusammenarbeit mit der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris zustande kam. Auch die Studierenden profitierten von seinem Engagement. Bulst setzte sich dafür ein, dass der Studierendenaustausch generell auf europäischer Ebene einfacher wurde, nämlich durch die Einführung des European Credit Transfer Systems (ECTS), also die Anrechnung von im Ausland erbrachten Studienleistungen.
Prof. Dr. Neithard Bulst, geb. 1941 in Berlin, studierte Geschichte und Romanistik in Heidelberg, Kiel, Gießen und Lyon. Die Promotion erfolgte 1968 in Gießen, die Habilitation 1976 in Heidelberg. Er war zunächst wissenschaftlicher Assistent und Universitätsdozent in Heidelberg. Von 1978 bis 1998 war Bulst Universitätsprofessor für Allgemeine Geschichte (Schwerpunkt: Sozial- und Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit) an der Universität Bielefeld, seither Universitätsprofessor für Allgemeine Geschichte (Schwerpunkt: Geschichte des Mittelalters). Er war immer wieder als Directeur d'Études associé am Centre de Recherches Historiques der École des Hautes Études an Sciences Sociales (Paris) tätig und übernahm Gastprofessuren an der Central European University in Budapest und an der Universität Paris 7. Von 1994 bis 1995 war er Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton, USA. Seit 1998 ist er Initiator und Koordinator des Integrierten Deutsch-Französischen Studienganges Bielefeld-Paris 7. Er ist Mitglied der "Société de L'Histoire des France" und der Historischen Kommission für Westfalen.