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Lebenslaufperspektiven und gesundheitliche Ungleichheit
ZiF-Tagung zur Verkörperung sozialer Phänomene
Unter
der Leitung der Sozial- und Gesundheitswissenschaftler Matthias Richter
(Bern) und David Blane (London) findet am 11. und 12. März 2010 am
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld
eine Tagung statt, die sich mit dem Zusammenhang von sozialen Einflüssen
in der Kindheit und gesundheitlicher Ungleichheit im Erwachsenenalter
beschäftigt.
Soziale Ungleichheit bedeutet nicht nur
ungleiche Chancen für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sie hat
auch großen Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung. Dies zeigt sich
deutlich, wenn soziale Ungleichheit im Rahmen einer
Lebenslaufperspektive betrachtet wird. In diesem neuen Ansatz wird der
zeitliche Rahmen der Betrachtung erweitert, so dass Einflüsse in den
frühen Lebensjahren in die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheit im
Erwachsenenalter einbezogen werden können. Mit diesem Ansatz konnten
bereits erste wichtige Erkenntnisse erzielt werden. Ein
interdisziplinärer Rahmen, der die unterschiedlichen theoretischen
Konzeptionen und Vorstellungen aus den verschiedenen Disziplinen
berücksichtigt, die sich mit dem Lebenslauf auseinandersetzen, fehlt
jedoch bislang.
Der Workshop setzt hier an und untersucht die
Interaktion und Akkumulation biologischer und sozialer Gefahren über den
Lebenslauf von Individuen und Gesellschaften und ihre Bedeutung für
Gesundheit und Krankheit. Ein besonderer Fokus liegt auf
Erklärungsansätzen, die der Frage nachgehen, welche zeitlichen
Determinanten und Mechanismen gesundheitliche Ungleichheiten aufkommen
lassen und erhalten. Ziel des Workshops ist es, zu einem holistischen
und theoriegeleiteten Blick auf den Lebenslauf und seine wechselseitigen
Verläufe beizutragen. Dies wäre zugleich ein Beitrag zu einem
interdisziplinären Ansatz, der zu erklären versucht, wie soziale
Phänomene verkörpert werden – mit anderen Worten: Wie kommt die
Gesellschaft unter die Haut?
Der Workshop bringt führende
Experten unterschiedlicher Disziplinen zusammen und befasst sich mit
großen europäischen Längsschnittstudien. Dabei sollen die
Lebenslaufmodelle, die den jeweiligen Studien zugrunde liegen,
identifiziert und ein gemeinsames interdisziplinäres Modell entwickelt
werden. Vier unterschiedliche Gebiete der interdisziplinären
Auseinandersetzung werden im Rahmen des Workshops diskutiert: 1)
theoretische und methodische Herausforderungen für die
Lebenslaufforschung, 2) Leben im späteren Erwachsenenalter, 3)
Akkumulation von Benachteiligung und 4) Einflüsse des Lebenslaufs im
hohen Alter. Die Veranstalter hoffen, auf diesem Workshop mit der
wissenschaftlichen Expertise aus den einzelnen Disziplinen zur
Grundlegung einer fundierten Lebenslaufperspektive an der Schnittstelle
zwischen Natur- und Sozialwissenschaften beizutragen.
Veranstaltungsleitung:
Prof. Dr. Matthias Richter, Universität Bern
E-Mail: mrichter@ispm.unibe.ch
Tagungsbüro des ZiF:
Marina Hoffman, Universität Bielefeld,
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Tel. 0521 106-2768
E-Mail: Marina.Hoffmann@uni-bielefeld.de