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Internationale Diskussion über das Verhältnis von Familie und Ganztagsschule
Fachtagung der Universität Bielefeld „Mapping Families“ in der Hechelei
Die
Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld
veranstaltet in Kooperation mit der Universität Vechta vom 18. bis 20.
November die internationale Fachtagung „Mapping Families: Praktiken und
Konzepte von Kindern, Eltern und Professionellen in Ganztagsschulen“.
Die Tagung beginnt am 18. November um 14 Uhr in der Hechelei,
Ravensberger Park, in Bielefeld und greift aktuelle Forschungsbefunde zu
privater und öffentlicher Verantwortung von Erziehung, Bildung und
Betreuung von Kindern auf.
Thema dieser Konferenz ist die
neue öffentliche Aufmerksamkeit für Familien. Dabei gilt das Interesse
ihrem Potenzial und ihren Grenzen mit Blick auf den Bildungserfolg von
Kindern. Neben diesen Erwartungen rückt Familie in Zeiten ökonomischer
Krisen und dem Umbau des Wohlfahrtsstaats aber auch als Ressource für
Humankapital in den Vordergrund.
Eltern und Kinder, das zeigt
sich in vielen europäischen Ländern, geraten in aktuellen Programmen und
Politiken in den Vordergrund sozialstaatlichen und –pädagogischen
Handelns. Mit den gegenwärtigen wohlfahrtsstaatlichen Transformationen
verändern sich die Aufgaben von Familien und Staat erheblich: Durch den
Ausbau von Kinderbetreuung und Ganztagsschulen kann von einer
Neujustierung der Verantwortungsbereiche Erziehung, Bildung und
Betreuung gesprochen werden. Die zentrale Frage ist dabei, wie das
Verhältnis von öffentlicher und privater, also familiärer Verantwortung
künftig aussehen soll.
Auch die Rolle und Perspektive der Kinder
selbst werden stärker in den Blick genommen. Was bedeutet für sie der
Ausbau kindbezogener Bildungsprogramme oder die Orientierung an der
Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Die Einführung der
Ganztagsschule in Deutschland ist in diesen Gesamtzusammenhang zu
stellen, weil sich die traditionelle Halbtagsstruktur in Schulen
allmählich verändert und Kinder weniger Zeit in ihren Familien
verbringen. Der Auf- und Ausbau von Ganztagsangeboten wird als eine
längst überfällige Konsequenz angesichts der Zunahme von
Frauenerwerbstätigkeit, eines Brüchigwerdens der traditionellen
Aufgabenverteilung zwischen Müttern und Vätern und einer Prekarisierung
familialer Lebenslagen angesehen. Der familiale Alltag und die
Auffassungen von Eltern und Lehr- sowie sozialpädagogischen Fachkräften
verändern sich zusehends und werden vermehrt zum Gegenstand
interdisziplinärer vor allem aber erziehungswissenschaftlicher
Forschung.
Hier setzt das Interesse der internationalen
Bielefelder Tagung an: Wie realisieren Mütter und Väter, Lehrerinnen und
Lehrer sowie sozialpädagogische Fachkräfte das Aufwachsen von Kindern
unter den Bedingungen aktueller politischer Bildungsreformen? Wie
begegnen Kinder, Mütter und Väter in ihrem Alltag den Herausforderungen
mit Blick auf Sorge- und Erwerbsarbeit? Wo liegen neue Möglichkeiten,
Kinder zu befähigen, doch welche Barrieren verschließen Eltern und
Kindern auch den Zugang zu Bildungsinstitutionen? Und wie realisieren
sich die gegenwärtigen Reformprozesse im Kontext der Ganztagsschule im
Spannungsfeld politischer und pädagogischer Ansprüche sowie familialer
Erwartungen? Ziel der Tagung ist es zudem, die Konsequenzen, die sich
für die pädagogische Gestaltung institutioneller Bildungssettings
ergeben, zu diskutieren.
An der Fachtagung nehmen namhafte
deutschsprachige und internationale Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler aus der erziehungswissenschaftlichen Familien-,
Geschlechter-, Kindheits- und Ganztagsschulforschung teil. Drei Tage
stehen Fragen nach dem Verständnis von privater und öffentlicher
Verantwortung mit Blick auf Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern
im Vordergrund.
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft//ag1/tagungen.html