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"Intensive Untersuchungen"
Antworten auf häufig gestellte Fragen unter: www.uni-bielefeld.de/asbest
Interview mit Dr. Christian Schepers, Technischer Direktor der Universität Bielefeld und Leiter des Dezernats Facility Management
Herr Dr. Schepers, seit Mitte März ist die Teilbibliothek im Bauteil S0 und S1 wegen eines Asbestfunds bei Routine-Untersuchungen gesperrt. Warum diese Sperrung? Es war doch bekannt, dass im Hauptgebäude der Universität Bielefeld - wie bis in die 70er Jahre üblich - Asbest als Brandschutzmittel eingesetzt wurde.
Es gibt umfangreiche Gutachten, die den Einsatz von asbesthaltigen Baumaterialien im Uni-Gebäude beschreiben. Die allgemeine Einschätzung war, dass eine Gefährdung der Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Gäste ausgeschlossen werden kann. Nur wenn es zu Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen kommt, bestehe eine Gefährdung, der man mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen begegnen müsse.
Hinweise auf den gefährlichen Spritzasbest gab es also aus Sicht der Universität nicht?
Bis zum Fund im Bauteil S0/S1 nicht. Nun müssen wir allerdings eine Neu-Bewertung vornehmen - daher werden exemplarisch und gebäudespezifisch circa 500 Proben im gesamten Gebäude genommen.
Wie muss man sich das vorstellen: Sie wissen nicht, welche Materialien beim Bau der Uni verwendet wurden?
Nein, leider sind diese nicht aussagefähig dokumentiert. Daher wurden in den letzten 20 Jahren aufwendige Gutachten in Auftrag gegeben und routinemäßig bei Umbaumaßnahmen immer schon Proben genommen. Dadurch kommt man zu der geschilderten Einschätzung - an dieser zu zweifeln, gab es bislang keinen Anlass. Nach den überraschenden Funden gehen wir nun allerdings weitere Schritte.
Zum Beispiel?
Wir versuchen nun auch, uns anhand von archivierten und historischen Unterlagen ein Bild zum machen. Dabei stoßen wir leider auf Widersprüche.
Widersprüche?
Uns liegt einerseits eine Erklärung des damaligen Lieferanten vor, dass das gelieferte Spritzmaterial für den Brandschutz asbestfrei sei. Anderseits sind wir bei unseren Recherchen auf einen historischen Film über den Bau der Uni gestoßen, in dem auch eine Szene zu sehen ist, in der ein Arbeiter ein Brandschutzmittel verspritzt. Der Sprecher spricht in dieser Szene von "Asbest".
Auch die Untersuchungen sind widersprüchlich?
...in den vergangenen Jahren wurden immer wieder Proben der Spritzmasse an den Stahlträgern in Decken genommen - immer ohne Asbestfund. Nun haben wir allerdings einen Fall im Bereich S0 und S1.
Wie erklären Sie sich das?
An Spekulationen möchte ich mich nicht beteiligen.
Wie geht es weiter?
Aktuell werden die besagten 500 Proben im gesamten Gebäude genommen. Die Ergebnisse zeichnen dann ein aussagefähigeres Bild über die Verwendung von Spritzasbest. Sollten tatsächlich - was wir nicht hoffen - weitere Stellen mit Spritzasbest gefunden werden, müssen wir die betroffenen Bereiche sperren und die gleichen Maßnahmen wie in S0 und S1 einleiten, dass heißt Raumluft- und Staubkontaktproben nehmen, um zu untersuchen, ob sich auch unterhalb der Decke Asbestfasern finden. Darüber hinaus werden die Decken abgeklebt.
Ist die Gesundheit von Menschen, die hier studieren und arbeiten gefährdet?
Im Bereich S0 haben wir Spritzasbest gefunden - in der Luft des darunter liegenden Raums ließ sich allerdings kein Asbest nachweisen. Wir gehen davon aus, dass es keine Belastung gibt.
Dr. Christian Schepers (39) ist seit 2006 Technischer Direktor der Universität Bielefeld. Der promovierte Chemiker hatte in seiner beruflichen Laufbahn regelmäßig mit Asbestsanierungen zu tun, u.a. auch an der Universität Dortmund.
Hier finden Sie weitere Informationen zur "Asbestproblematik", unter anderem einen Katalog mit Antworten auf häufig gestellte Fragen: