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Gesundheit: Wie viel Ungleichheit ist gerecht?
Workshop am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld
Gesundheit
und Lebenserwartung sind in der Bevölkerung ungleich verteilt und
hängen zu einem guten Teil von der Höhe des Einkommens ab. Das empfinden
viele als ungerecht. Doch gibt es für Gleichheit in Sachen Gesundheit
ein Maß? Wie viel Ungleichheit ist gerecht? Welche Eingriffe in die
Freiheit sind hinnehmbar, um Ungleichheiten zu beseitigen oder zumindest
abzumildern? Um diese Fragen geht es bei dem Workshop „Freiheit,
Gleichheit und öffentliche Gesundheit“ am Dienstag und Mittwoch, 25. und
26. Februar, im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der
Universität Bielefeld.
Der Schutz der Gesundheit ist eine
zentrale Aufgabe des Sozialstaats. Dabei sind in den letzten Jahren
insbesondere soziale Faktoren in den Blick geraten, die die Gesundheit
beeinflussen. Die Forschung zeigt, dass der Gesundheitszustand einer
Person davon beeinflusst wird, aus welcher gesellschaftlichen Schicht
sie kommt. So sind zum Beispiel sozioökonomischer Status und
Lebenserwartung eng miteinander verknüpft.
Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer des Workshops im ZiF nehmen diese Befunde auf und
diskutieren unter anderem darüber, was ein Staat tun soll und darf, um
gesundheitsförderliche Verhaltensweisen zu stärken. Ein Beispiel sind
staatliche Entscheidungen, ob für bestimmte Krankheiten ein Impfzwang
gelten soll. Auch Anreize für Gesundheitsförderung zählen dazu, etwa
wenn Krankenkassen ihre Mitglieder mit Bonuszahlungen ins Fitnessstudio
locken. Der Workshop befasst sich in erster Linie damit, inwieweit
Eingriffe in die individuelle Freiheit gerechtfertigt sind, wenn es um
Gesundheitsförderung geht. Außerdem geht es um die moralische Frage,
welches Maß an gesundheitlicher Chancengleichheit den Menschen einer
Gesellschaft zusteht.
Der Workshop ist Teil des Programms der
ZiF-Forschungsgruppe „Normative Aspects of Public Health“ (Normative
Aspekte der öffentlichen Gesundheitsvorsorge), die im Oktober 2013 ihre
Arbeit aufgenommen hat. Die elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
aus Deutschland, den USA, Kanada und Singapur befassen sich bis März
2014 gemeinsam mit Fragen rund um eine gerechte Politik zur
Gesundheitsvorsorge. Leiter der ZiF-Forschungsgruppe sind der Jurist
Professor Dr. Stefan Huster von der Ruhr-Universität Bochum und der
Philosoph Professor Dr. Thomas Schramme von der Universität Hamburg.
Weitere Informationen im Internet:
http://www.uni-bielefeld.de/(de)/ZIF/FG/2013Normative/02-25-Huster.html