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Fortführung des integrierten Studiengangs Kunst/Musik?
In seiner Pressemitteilung „Kunst auf der Kippe“ vom 9. Juni erweckt der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) den Eindruck, die Hochschulleitung erwäge die Einstellung des „Studiengangs Grundschullehramt Ästhetische Erziehung“. Diese Darstellung ist falsch. Richtig ist: Bisher besteht kein Studiengang „Ästhetische Erziehung“ – weder an der Universität Bielefeld noch an einer anderen nordrhein-westfälischen Landesuniversität. Als Besonderheit (noch aus der Zeit der Primarstufenausbildung) besteht an der Universität Bielefeld der integrierte Studiengang Kunst/Musik, in dem für das Lehramt Grund-, Haupt-, Realschule (GHR) ausgebildet wird. Er ist eingeführt worden, als Ende der 1980er Jahre die damals vorhandenen Studienfächer Kunst und Musik an der Universität Bielefeld durch die Landesregierung eingestellt worden waren, um Studierenden weiterhin eine attraktive Fächerkombination, zudem in Mangelfächern, anzubieten. Im derzeit noch geltenden nordrhein-westfälischen Lehrerausbildungsgesetz ist diese Kombination mit einer gleichzeitigen Ausbildung für zwei Fächer (Kunst und Musik) allerdings nicht vorgesehen; Studierende mussten sich daher immer für eine Schwerpunktausbildung entscheiden (Kunst oder Musik).
Nach der neuen Lehramtszugangsvorordnung (Rechtsverordnung zum neuen Lehrerausbildungsgesetz) von 2009, in der die zulässigen Studienfächer aufgeführt sind, sollte ein Lernbereich Ästhetische Erziehung neu eingeführt werden. In diesem Studienfach hätte der Erwerb gestalterischer und musikalischer Kompetenzen mit Bewegungserfahrung verbunden werden sollen. Für die Ausbildung von Lehrkräften hierfür hätte weitgehend auf das Konzept des seit rund 20 Jahren an der Universität Bielefeld erfolgreich erprobten integrierten Fachs Kunst/Musik zurückgegriffen werden können.
Das Schulministerium hat allerdings in verschiedenen Besprechungen in den letzten Monaten darauf hingewiesen, dass die Einführung des neuen Grundschulfachs auf Druck der Fachverbände für Sport, Kunst und Musik nicht mehr beabsichtigt sei und die bisher an der Universität Bielefeld praktizierte Kombination nicht mehr fortgeführt werden kann. Der an der Universität Bielefeld bislang angebotene fächerübergreifende Studiengang stünde somit vor dem Aus. Die Universität Bielefeld hat deshalb beim Schulministerium angefragt, ob tatsächlich das geplante Schulfach und Studienfach Ästhetische Erziehung nicht mehr eingeführt werden soll. Die Antwort des Ministeriums steht hierzu noch aus.
Nach einer Entscheidung durch das Schulministerium wird die Universität Bielefeld die Situation prüfen und bewerten, bislang ist hochschulintern hierzu keine Entscheidung getroffen worden. Allerdings: Sollte das Ministerium seine Genehmigung für eine Fortführung verweigern, ließe sich eine Fortführung des seit dem Lehrerausbildungsgesetz von 2002 nur im Rahmen einer Sondergenehmigung geführten integrierten Studiengangs aus Sicht der Hochschulleitung kaum rechtfertigen. Die Absolventinnen und Absolventen wären nicht berechtigt, in den sich anschließenden praktischen Teil der Lehrerausbildung, den an den Schulen durchgeführten Vorbereitungsdienst, einzutreten. Die Zukunft der Ausbildung in Kunst/ Musik hängt von den Vorgaben der Landesregierung ab.
Um den Lehrbetrieb für den jetzt laufenden Studiengang auf gutem Niveau zu sichern, wird die derzeit offene Professur für Kunst im Wintersemester 2010/2011 vertreten.