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Hochkarätige Forschungsförderung für Bielefelder Soziologin
Professorin Dr. Minh Nguyen erhält ERC Starting Grant
Wie
viel Wohlfahrt und Fürsorge erfahren die Millionen von
Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in Chinas und Vietnams globalen
Fabriken? Was sagt das über die Wohlfahrtssysteme dieser aufstrebenden
Länder aus? Für ihre sozialanthropologische Forschung über Ost- und
Südostasien an der Fakultät für Soziologie erhält die Bielefelder
Wissenschaftlerin Minh Nguyen einen ERC Starting Grant des Europäischen
Forschungsrats (European Research Council, ERC). Dieser fördert
exzellente und vielversprechende Nachwuchswissenschaftlerinnen und
Nachwuchswissenschaftler. Minh Nguyens Forschung wird über fünf Jahre
mit einer Summe von etwa 1,5 Millionen Euro gefördert. Sie ist die
dritte Forschende der Universität Bielefeld, die eine der wichtigsten
EU-Förderungen erhält.
„Der ERC Grant belegt, wie wichtig es ist, die bedeutenden Veränderungen im Wohlfahrtsstaat der aufstrebenden Industriestaaten China und Vietnam zu verstehen“, sagt Professorin Dr. Minh Nguyen und ergänzt: „Die Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter in diesen Ländern arbeiten für global agierende Unternehmen, welche Güter für die gesamte Welt produzieren und ihre soziale Absicherung ist Angelegenheit von globalem Interesse. Der ERC Grant erlaubt es mir, meine vergleichende ethnographische Forschung über die Wirkung breiter sozialer und politischer Prozesse auf das Leben von Menschen in der Region voranzutreiben. Außerdem kann ich die Forschung des Arbeitsbereichs ‚Transnationalisierung und Entwicklung‘ der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld stärken.“
Professorin Dr. Minh Nguyen forscht seit Februar 2018 in ihrer ersten Professur an der Universität Bielefeld. Sie arbeitet insbesondere zu den Themen Pflege und Wohlfahrt, Migration und Mobilität sowie Geschlechter- und Klassengesellschaft in Ost- und Südostasien. Mithilfe des ERC-Grants baut sie eine eigene Arbeitsgruppe auf.
Geboren in Thai Binh (Vietnam), hat Minh Nguyen an der Vietnam National University Anglistik mit Schwerpunkt auf Soziologie und an der University of Queensland (Australien) Sozialplanung und Entwicklung studiert. 2011 promovierte sie in entwicklungsbezogener Sozialforschung an der University of East Anglia (Großbritannien). Danach war sie fünf Jahre als Research Fellow am Max-Planck-Institut für Ethnologische Forschung in Halle/Saale.
Den ERC Starting Grant erhalten junge Forschende am Beginn ihrer unabhängigen wissenschaftlichen Karriere innerhalb der ersten sieben Jahre nach der Promotion. Bedingung ist, dass sie bereits eigenständig als Erstautorinnen publiziert haben und ihre angehende Führungsrolle in der Forschung, zum Beispiel durch die Herausgabe von Sonderheften in internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften, unter Beweis gestellt haben.
Zwei Wissenschaftler der Universität Bielefeld wurden in der Vergangenheit mit einem ERC-Grant ausgezeichnet. Der Chemiker Professor Dr. Achim Müller erhielt 2012 einen ERC Advanced Grant für etablierte, aktive Wissenschaftler mit einer herausragenden wissenschaftlichen Leistungsbilanz. Seine Forschung im Bereich der Nanochemie wurde bis 2015 gefördert. Der Kognitionswissenschaftler Professor Dr. Christoph Kayser kam 2017, ausgezeichnet mit einem ERC Consolidator Grant, an die Universität Bielefeld. Er forscht dazu, wie und wo im Gehirn die Sinne verschmelzen. Seine Arbeit wird bis 2020 mit einem Consolidator Grant gefördert. Diesen erhalten Wissenschaftler, die bereits eine Arbeitsgruppe leiten.
Weitere Informationen:
• Der ERC Starting Grant: http://www.eubuero.de/erc-stg.htm
• Pressemitteilung des Europäischen Forschungsrats (in Englisch):
https://erc.europa.eu/news-events/erc-2018-starting-grants-results