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40 Jahre Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Deutschlands erstes Institute for Advanced Study blickt auf vier Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit zurück
Am Montag, 20. Oktober 2008, feiert das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld mit einer Festveranstaltung sein 40-jähriges Bestehen. Das ZiF wurde 1968, also bereits ein Jahr vor der Universität Bielefeld, gegründet. Als Spitzenforschungszentrum steht es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Disziplinen und aus aller Welt für interdisziplinäre Forschungsvorhaben offen. Lange Zeit war das ZiF die einzige derartige Forschungseinrichtung in Deutschland.
Als "entscheidende Keimzelle für die neue Universität" erdacht, wurde das ZiF 1968 unter dem Soziologen Professor Dr. Helmut Schelsky nach dem Vorbild des renommierten Institute for Advanced Study der Princeton University (USA) gegründet. Mangels eigener Räumlichkeiten war es zunächst im Schloss Rheda untergebracht und bezog im Oktober 1972 in Bielefeld das neue Gebäude zwischen im Bau befindlicher Universität und Teutoburger Wald. Das ZiF wurde 1968 als integraler Bestandteil einer Reform- und Forschungsuniversität gegründet und ist seitdem eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bielefeld.
"Ohne das ZiF wäre die interdisziplinäre Tradition der Universität, auf die sie stolz ist, in dieser Form undenkbar gewesen", erklärt der Rektor der Universität Bielefeld, Professor Dr. Dieter Timmermann. "Das ZiF war so etwas wie ein wissenschaftlicher Olymp, von dem aus der interdisziplinäre Geist in die Universität getragen wurde." Professor Dr. Ipke Wachsmuth, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für interdisziplinäre Forschung fügt hinzu: "Das ZiF leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärke der Universität Bielefeld als Forschungsuniversität. Wir bringen in einer fächerübergreifenden Arbeitsweise voneinander unabhängige Einzelwissenschaftler zusammen, die einer wissenschaftlichen Fragestellung mit ihren jeweiligen Methoden gemeinsam nachgehen. Unsere Türen stehen aber nicht nur der Wissenschafts-Community offen, wir freuen uns auch über Gäste, die an den Veranstaltungen teilnehmen. Diese Offenheit hat sich bewährt."
Die Aufgabe des ZiF war von Anfang an die Förderung interdisziplinärer Forschung, vor allem der Grundlagenforschung. Es ist bis heute eine Besonderheit unter den deutschen Centers for Advanced Study geblieben: Thematisch offen können am ZiF Forscher aller Fachrichtungen aus dem In- und Ausland in wechselnden Gruppierungen und in enger Verbindung mit der Universität ihre interdisziplinären Projekte realisieren. Das ZiF pflegt seit seiner Gründung verschiedene Arbeitsformate, von Autorenkolloquien über mehrtägige Arbeitsgemeinschaften bis hin zu den mit Vor- und Nachbereitungsphase auf drei Jahre angelegten Forschungsgruppen. Ebenso wie sein Vorbild in den USA, zeichnet sich das Zentrum für interdisziplinäre Forschung dadurch aus, dass die Wissenschaftler nicht nur dort arbeiten, sondern auch für die Dauer ihrer Arbeit zusammen mit ihren Familien am ZiF wohnen. Einer der berühmtesten Gäste des ZiF war der einflussreiche Soziologe Norbert Elias, der von 1978 bis 1984 am ZiF lebte und Mitglied von zwei Forschungsgruppen war. Der Historiker Reinhart Koselleck hat die Atmosphäre im ZiF als "produktive Mischung aus Zwanglosigkeit und Arbeitsintensität, geprägt von Urbanität und Toleranz" beschrieben. Um Anstöße für neue Entwicklungen in der Forschungslandschaft zu geben, wurde im Jahr 2002 das ZiF-Nachwuchsnetzwerk gegründet.
Am Montag, 20. Oktober, wird ab 14 Uhr mit einer Festveranstaltung das 40-jährige ZiF-Bestehen gefeiert. Die Festrede wird der Sprachwissenschaftler und ehemalige geschäftsführende Direktor Professor Dr. Dr. h.c. mult. Harald Weinrich halten. Begrüßt werden die Gäste durch den Rektor der Universität Bielefeld, Professor Dr. Dieter Timmermann sowie durch den Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld, Eberhard David. Die Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitglied des Kuratoriums des ZiF, Dorothee Dzwonnek, wird zum Thema "Interdisziplinarität - Zumutung oder Chance?" sprechen, Professor Dr. Ipke Wachsmuth, Geschäftsführender Direktor des ZiF gibt einen Ausblick auf die Zukunft.
Am Abend wird der international angesehene Computerwissenschaftler Luc Steels (Freie Universität Brüssel / Sony Computer Science Lab, Paris) eine ZiF:public lecture halten. Sein Thema: Können wir von Robotern etwas über die Entstehung der menschlichen Sprache lernen?
Für die musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgt Thomas Gerdiken am Piano.
Das ZiF im Internet: www.uni-bielefeld.de/zif