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15 Jahre Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Bielefelder „School of Public Health“ zieht positive Bilanz
In einer feierlichen Abendveranstaltung im Rahmen des diesjährigen Gesundheitswissenschaftlichen Kolloquiums der Fakultät zum Thema „Sicher entscheiden für eine gute Gesundheitsversorgung – Health Technology Assessment richtig einsetzen“ wurde das 15-jährige Jubiläum der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld am 23. April gewürdigt.
Kennzeichnend für die Gesundheitswissenschaften ist, dass sie sich mit Fragen der gesamten gesundheitlichen Versorgung beginnend bei der Prävention, über die Gesundheitsförderung, die Akutbehandlung, Nachbehandlung und Rehabilitation bis zur Pflege befassen. Sie arbeiten dabei mit epidemiologischen, statistischen, demografischen, ökonomischen und empirischen Methoden und stellen internationale Vergleiche der Leistungsfähigkeit von Gesundheitssystemen an. Das Erkenntnisinteresse der Gesundheitswissenschaften liegt zum einen in der Analyse der körperlichen, psychischen und sozialen Ausgangsbedingungen und Ursachen für Gesundheit und Krankheit in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und zum anderen in der Analyse der daraus erwachsenden Konsequenzen für Versorgungssysteme, Gesundheitspolitik und -management, Gesundheitssystemgestaltung und nachhaltiges Umweltmanagement.
Die Anfänge der Gesundheitswissenschaften in Bielefeld lagen in einem Zusatzstudiengang, der nach internationalem Vorbild mit dem Titel „Master of Public Health“ (MPH) abschloss. Das Studienprogramm wurde zunächst von Dozentinnen und Dozenten verschiedener Fakultäten in Bielefeld angeboten und zusammen mit Fachleuten aus den größten Versorgungseinrichtungen der Region bedient, darunter die von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, das Evangelischen Johanneswerk, das heutige Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW) und das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen. Wegen der sehr großen Nachfrage weitete sich das Netzwerk der Kooperation ständig aus. Zum Sommersemester 1994 konnte dann die Fakultät ihre Arbeit beginnen. Neben Bernhard Badura waren Ulrich Laaser, Alexander Krämer und Klaus Hurrelmann als Gründungsdekan die Professoren der ersten Stunde.
Inzwischen sind nicht mehr vier, sondern neun Professorinnen und Professoren sowie eine Juniorprofessorin und ein Juniorprofessor an der Fakultät tätig. Die Fakultät ist in acht wissenschaftliche Arbeitsgruppen untergegliedert, die zentrale Gebiete der Gesundheitswissenschaften in Lehre und Forschung bedienen: Sozialepidemiologie und Gesundheitssystemgestaltung, Bevölkerungsmedizin und Biometrische Grundlagen, Epidemiologie & International Public Health, Prävention und Gesundheitsförderung, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Versorgungsforschung / Pflegewissenschaft, Umwelt und Gesundheit sowie Demografie und Gesundheit.
Die Fakultät wurde in ihrer Schaffenszeit von der Weltgesundheitsorganisation zu einem der drei „Collaborating Centers“ des „Health Behaviour in School Children“ Forschungsverbundes ernannt und ist federführend am Pflegeforschungsverbund NRW sowie NRW-Forschungsverbund Rehabilitationswissenschaften beteiligt. Zudem ist sie in das internationale Expertennetzwerk der WHO zur Bestimmung von Environmental Burden of Disease sowie des Global Burden of Disease eingebunden, ist am DFG-Schwerpunktprogramm „Megacitiesmegachallenge: informal dynamics of global change“ beteiligt und pflegt beispielsweise Universitätspartnerschaften mit Indien, der Türkei, Nigeria und Ghana. Insgesamt zeichnet sich die jüngste Fakultät der Universität Bielefeld als außerordentlich forschungsorientiert aus – seit ihrer Gründung konnten über 100 Drittmittelprojekte eingeworben werden. Damit gehören die Gesundheitswissenschaften zu den drittmittelstärksten Fakultäten der Universität.
Auch das Lehrangebot wurde systematisch ausgebaut. Es besteht heute aus einem grundständigen Studiengang mit dem Abschluss Bachelor of Science in Health Communication (BSc), in den jedes Jahr 75 Studierende aufgenommen werden. Im Anschluss daran kann im Rahmen des konsekutiven Studienmodells ein Master of Science in Public Health (MSc) belegt werden. Seit 2004 wird auch der Zusatztitel des European Master of Public Health (EMPH) durch die Fakultät verliehen. Als dritte Stufe der Ausbildung bietet die Fakultät einen regulären Studiengang mit dem Abschluss zum Doctor of Public Health (DrPH) an.
Im Sinne der Förderung des lebenslangen Lernens weitet die Fakultät auch ihre Weiterbildungsaktivitäten zunehmend aus. Mit großem Erfolg werden drei berufsbegleitende Masterstudiengänge („Master of Health Administration“ (MHA), "Master of Workplace Health Management" (MHM) und "Master of Science in Epidemiology" (MSE)) sowie das Fernstudium „Angewandte Gesundheitswissenschaften (FAG) angeboten.
„Die Gründung und Aufbauarbeit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften hat sich für die Universität Bielefeld gelohnt“, so die Dekanin Prof. Hornberg. „Wir haben es geschafft, deutschlandweit und auch über die Grenzen des Bundesgebietes hinweg Studierende für Bielefeld zu gewinnen. Zudem gelingt es durch die Einwerbung von beträchtlichen Forschungsgeldern, systematische Untersuchungen zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung aller Bevölkerungsschichten durchzuführen“.