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Öffentlicher Vortrag über "Horror Stories"
Autorenkolloquium mit dem Gräzisten Walter Burkert
Unter Leitung des Literaturwissenschaftlers Wolfgang Braungart (Bielefeld) und des Klassischen Philologen Anton Bierl (Basel) findet vom 22. bis 24. November 2007 im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ein Autorenkolloquium mit Walter Burkert statt. Dieser wird am Freitag, 23. November, einen öffentlichen Vortrag über "Horror Stories: Zur Begegnung von Biologie, Philologie und Religion" halten. Beginn ist um 19 Uhr im Plenarsaal des ZiF.
Walter Burkert (Zürich), geboren 1931, ist einer der bedeutendsten Gräzisten der Gegenwart und ein herausragender und international angesehener Forscher zur griechischen Religion, der wirklich Wissenschaftsgeschichte geschrieben hat. Sein Werk hat zahlreiche Studien in den Altertumswissenschaften, den Religionswissenschaften, aber auch den Neuphilologien angeregt und bis heute vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten geschaffen. Lange bevor die Geisteswissenschaften, sozusagen öffentlich, über ihre kulturwissenschaftliche Neuorientierung nachzudenken begonnen haben, hat Walter Burkert bereits in souveränem interdisziplinären Zugriff Altphilologie als moderne Kulturwissenschaft verstanden und praktiziert. Er hat sich nicht gescheut, den Brückenschlag zu den Naturwissenschaften zu suchen, indem er sich insbesondere von der biologischen Verhaltensforschung und Aggressionstheorie hat anregen lassen. Was heute unter Stichworten wie "Biopoetics" oder "Anthropologie der Literatur" diskutiert wird, hat Burkert schon vor mehr als 30 Jahren mit größter historischer Akribie, beruhend auf intensiven eigenen Quellenstudien und mit faszinierender synthetischer Kraft, in Angriff genommen.
In seinen Forschungen geht Walter Burkert mit Vorliebe den Ursprüngen menschlichen Zusammenlebens in Riten auf den Grund - Schuld, Opferritual und Todesszenarien sind zentrale Themen seines wissenschaftlichen Werkes. Vor allem interessiert er sich für Aspekte, die man landläufig weniger mit den im europäischen Griechenkult so sehr stilisierten Griechen assoziieren würde: für Sekten, Mysterienkulte, grausame Initiationsrituale und magische Praktiken. Burkert ist zudem ein Pionier in der Untersuchung vorderorientalischer, mesopotamischer und ägyptischer Einflüsse auf das Griechentum. Dank seiner wegweisenden Forschungen ist ein völlig neues und auf eigene Weise faszinierendes Bild der Hellenen entstanden. Die Griechen sind durch Walter Burkert nicht mehr der isolierte Zenit einer einmaligen Geisteskultur, sondern ein Produkt unterschiedlicher Einflüsse des Mittelmeerraumes und darum ein Studienobjekt, das tiefe Einblicke in unsere menschliche Grundkonstitution eröffnet.
Weitere Informationen unter:
http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2007/11-22-Braungart.html