SFB 1288
Das vergleichende Sehen und die Formen des Vergleichs
In zwei Beiträgen zum vergleichenden Sehen wurde im Januar 2018 die Vortragsreihe "BlickWechsel" weitergeführt.
Die Kultursoziologin Dr. Sophia Prinz besuchte den SFB 1288 zuerst und sprach unter anderem über das Verhältnis von Wahrnehmung und Praxis. Dabei verknüpfte sie praxistheoretische Überlegungen mit Merleau-Pontys "Phänomenologie der Wahrnehmung". Eine These dabei war, dass jedem Wahrnehmungsakt an sich das Vergleichen bereits inhärent sei.
In Bezug auf das vergleichende Sehen sei die Differenz von Wahrgenommenem und Nicht-Wahrgenommenem zentral. Durch die körperlich begründete visuelle Rivalität können verschiedene Dinge nicht zeitgleich fixiert werden - das Vergleichen sei also auch in der Praxis des Sehens ein Grundmodus. Neben diesen quasi automatischen Formen des Vergleichens müssten im Falle expliziten Vergleichens die AkteurInnen die Kompetenz zum Vergleichen haben, also das Vergleichen bereits eingeübt haben.
Eine Woche später sprach die Bildwissenschaftlerin Dr. Lena Bader über ihre Einsichten zum Status des Vergleichens im Fach der Bild- und Kunstgeschichte. Dabei bezog sie sich unter anderem auf die medienwissenschaftlichen Anfänge der Kunstgeschichte, befördert insbesondere durch technische Neuerungen wie die Fotografie.
Für die fachliche Sicht auf das vergleichende Sehen sei das Bildverständnis an sich grundlegend. Dabei spielten Aspekte wie der Wert des Einzelwerks, das Recht auf Opazität (Glissant) oder Begriffe wie Aura und Autorität entscheidende Rollen.
Die Wendung dabei sei, dass die Übung im vergleichenden Sehen wiederum zu einem bestimmten Bildverständnis führe. Das aktive Zusammenspiel mit den RezipientInnen von Kunstwerken impliziere immer auch den performativen Charakter des vergleichenden Sehens und das Entstehen eines autonomen Bildraums.
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Sophia Prinz
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Lena Bader
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Fotos: Rebecca Moltmann