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SFB 1288
Veröffentlicht am
20. Oktober 2020
Kategorie:
news-de
Neue Publikationen: Odysseus, polemische Vergleiche und Black matters
In den letzten Monaten sind wieder etliche Publikationen aus dem SFB 1288 heraus entstanden; teilweise aus Veranstaltungen hervorgegangen, angelehnt an ihn oder zu verwandten Themen erschienen.
- Christina Brauner und Antje Flüchter (Hg.): "Recht und Diversität. Lokale Konstellationen und globale Perspektiven von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" (Teilprojekt B01)
Das Thema "Recht und Diversität" verbindet unterschiedlichste aktuelle Diskussionen und zeigt den gesellschaftlichen Umgang mit Differenz und Gleichheit – also auch als eine Praktik des Vergleichens. Die Beiträger*innen des Bandes rücken dieses Thema in eine historische Perspektive und nehmen Konstellationen und Umgangsweisen mit Rechtsvielfalt von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart in den Blick. - Christina Brauner: "Polemical Comparisons in Discourses of Religious Diversity: Conceptual Remarks and Reflexive Perspectives" (Teilprojekt B01)
Vergleiche zu verwenden, um andere herabzusetzen, ist eine Technik, die wir aus dem Alltag kennen. In Diskursen religiöser Vielfalt spielen solche polemischen Vergleiche etwa eine große Rolle bei inter- und intrareligiösen Grenzen und Hierarchien. Christina Brauner verbindet in ihrem Artikel polemische Vergleiche mit allgemeineren methodischen Fragen. - Johannes Grave, Joris Corin Heyder und Britta Hochkirchen (Hg.): "Sehen als Vergleichen. Praktiken des Vergleichens von Bildern, Kunstwerken und Artefakten" (Teilprojekt C01)
Was macht das vergleichende Sehen mit Bildern sowie Betrachter*innen? Wie wird der Blick durch das Vergleichen gelenkt und wie werden Bilder vergleichbar gemacht? Vergleichspraktiken animieren zu körperlichen, medialen oder metaphorischen Blickwechseln. Die Beiträge des Bandes nehmen in breiter historischer sowie systematischer Perspektive die Praktiken in den Blick, die dem Vergleichen von Bildern und Artefakten zugrunde liegen. - Raimund Schulz: "Als Odysseus staunte – Die griechische Sicht des Fremden und das ethnographische Vergleichen von Homer bis Herodot" (Teilprojekt B04)
Keine andere Kultur der Antike hat sich so intensiv mit der Fremde beschäftigt wie die Griechen, und eine Form des ethnographischen Argumentierens entwickelt, die weit über die Antike den Blick auf die Fremde prägte; hierzu gehörte auch das Vergleichen unterschiedlicher Ethnien nach festen Kriterien. Das Buch erklärt diese Phänomene erstmals in ihrem historisch-politischen Kontext. - Antje Flüchter: "Die Vielfalt der Bilder und die eine Wahrheit. Die Staatlichkeit Indiens in der deutschsprachigen Wahrnehmung (1500–1700)" (Teilprojekt B01)
In der Vormoderne war Indien als ‚Schatzkästchen‘ ein europäischer Sehnsuchtsort: Die Europäer*innen staunten aber nicht nur, sie mussten sich meist an indische Gewohnheiten und Sitten anpassen. In ihrer Habilitationsschrift zeichnet Antje Flüchter die Beschreibungs- und Umschreibungsprozesse der deutschsprachigen Indienwahrnehmung vom 16. Jahrhundert bis zum Übergang zur Moderne nach; sie untersucht die Wissensproduktion von Reiseberichten über Kompilationen bis in Enzyklopädien. - Afua Cooper und Wilfried Raussert (Fotos): "Black Matters" (Teilprojekt B02)
"Black Matters" ist ein Dialog zwischen Bild und Text: ein Jambalaya. Cooper übersetzt Rausserts Fotos in Gedichte, die sich auf alltägliche Erlebnisse und Erfahrungen von Schwarzen konzentrieren. Dieses visuelle und textuelle Gespräch würdigt die verschiedenen "layers of Blackness" in der afrikanischen Diaspora in Nordamerika und Europa. Das Buch wurde in die Top 10-Liste der kanadischen Plattform "Loan Stars" aus dem Oktober 2020 aufgenommen. - Leopold Ringel und Tobias Werron: "Pandemic Practices, Part One. How to Turn 'Living Through the COVID-19 Pandemic' into a Heuristic Tool for Sociological Theorizing" (assoziiertes DFG-Projekt zur Institutionalisierung von Rankings)
Ringel und Werron nutzen die Covid-19-Pandemie in ihrem Artikel als Anlass für ein Experiment soziologischer Theoriearbeit. Sie schlagen den Begriff der "pandemic practices" vor, mit dem sie die sozialen Praktiken erfassen möchten, die sich während der Pandemie herausbilden, reproduziert, miteinander verbunden und wieder getrennt werden, bis hin zur (De-)Institutionalisierung bestimmter Praktiken. Sie entwerfen eine erste tentative Typologie 'pandemischer Praktiken'. Zu diesen gehören auch die sogenannten 'pandemischen Metapraktiken', die andere "pandemic practices" diskutieren, vergleichen oder bewerten und mit diesen In-Bezug-Setzungen dazu beitragen können, dass sich bestimmte 'pandemische Praktiken' durchsetzen – oder vielleicht sogar nach der Pandemie bestehen bleiben.