Blog QM Studium und Lehre
Grußwort des Rektors zum QM-Sommerfest
Es ist ja mittlerweile Gott sei Dank schon eine Weile her, dass wir flächendeckend Programmakkreditierungen durchgeführt haben, aber vielleicht erinnern sich einige der Anwesenden trotzdem noch an die Unterlagenpakete, die wir damals produziert haben. So eine Programmakkreditierung startete ja immer mit dem Gespräch mit der Hochschulleitung und ich habe mir dann immer die Antragsunterlagen geben lassen, damit ich sie vor mir auf den Tisch legen konnte. Das sah dann aus, als hätte ich das alles gelesen. Hatte ich natürlich nicht. Und ich glaube auch in den Fakultäten hat diese epischen Werke kaum jemand gelesen. Ich hoffe die Gutachter*innen haben wenigstens kursorisch reingeschaut, obwohl wir manchmal natürlich auch viel Text produziert haben, in der Hoffnung, dass den Gutachter*innen entscheidende Punkte gerade nicht auffallen. Damit waren wir sehr erfolgreich in der Akkreditierung, also im Abholen von Zertifikaten, aber echte Qualitätsentwicklung geht anders.
Wenn ich mir heute die Unterlagen in unserem QM anschaue, dann sind das viel schmalere Dokumente, die meisten Seiten, die im Rektorat landen, nehmen mittlerweile die schriftlichen Lebensläufe der Peers ein, die wir bestellen. Aber Studiengangskonzepte im Umfang von 4-5 Seiten? Das ist mal ein Textformat, das gelesen wird!
Möglich macht das unser „Ansatz, der Kommunikation schafft“.
Das Motto, dass wir unserem QM vorangestellt haben, ist keine hohle Phrase,
sondern wir alle, Fakultäten, Rektorat und Verwaltung haben etwas entwickelt,
dass zur Universität Bielefeld passt: Wir reden MITEINANDER.
Und natürlich reden wir dabei auf der Basis von quantitativen und qualitativen
Daten, aber wir schaffen keine Schwellenwerte im Sinne von drunter = Daumen
runter, drüber = Daumen hoch. Denn es ist auch klar: „Ein gutes Pferd springt
nicht höher als es muss.“ eine Fixierung auf bestimmte Kennwerte führt nur
dazu, dass exakt diese erfüllt werden und es keine Notwendigkeit gibt, darüber
hinaus zu gehen.
Viel sinniger ist es da doch, Daten als Gesprächsanlass zu nehmen,
Auffälligkeiten zu thematisieren, nach Erklärungen zu suchen und dort wo es
notwendig ist, Vereinbarungen zu treffen, wie Veränderungen herbeigeführt
werden.
Ähnlich verhält es sich mit unseren externen Peers. Warum
sollte man sich ausgewiesene Expert*innen ins Haus holen, um die Probleme und
Fragen, mit denen man sich rumschlägt möglichst vor ihnen zu verstecken? Warum
nicht critical friends um ihre Meinung bitten?
Es war nicht einfach die Gutachter*innen in der Systemakkreditierung davon zu
überzeugen, dass wir wollen, dass das Gespräch mit den externen Peers ein
fachlicher Austausch und keine Kontrollsituation ist. In manchen Ministerien
sorgt es noch heute für schlaflose Nächte, dass wir als Rektorat uns noch nicht
einmal die Protokolle dieser Gespräche zeigen lassen. Wie können wir denn da
sicher sein, dass alles Relevante angesprochen worden ist? Das alles was
kritisch angesprochen worden ist, auch auf den Tisch kommt? Dass den Externen
nicht wichtige Dinge mutwillig verschwiegen worden sind?
Aber wer, wenn nicht die Fakultäten, sollte denn Wert auf die Qualität der
eigenen Studiengänge legen? Warum sollten wir als Rektorat nicht darauf
vertrauen, dass die Fächer ein Interesse haben eine gute Visitenkarte in Form
von exzellenten Absolvent*innen ihrer Studiengänge abzugeben?
Ich bin überzeugt mit dieser Konstruktion mit externen Peers statt
Gutachter*innen haben wir einen ganz wunderbaren „Markenkern“ unseres QMs
geschaffen, um den uns jetzt schon andere Standorte beneiden.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch einem Missverständnis
entgegentreten, dass mir auch bei der unbegrenzten Wiederholbarkeit unserer
Prüfungen immer wieder begegnet. Nur weil man bei uns Prüfungen unbegrenzt wiederholen
kann, heißt das nicht, dass sie nicht anspruchsvoll sind.
Das gleiche gilt auch für unser QM: Nur weil wir qualitäts- und
konsensorientiert miteinander reden, heißt das nicht, dass wir nicht auf die
Einhaltung der formalen Kriterien achten, auf die wir verpflichtet sind. Und es
heißt auch nicht, dass das Rektorat eine reine Durchwinkinstanz ist. Dass die
Unterlagen jetzt so viel schmaler sind, bedeutet, dass auch wir sie genau lesen
und teilweise auch sehr intensiv über die Entwicklung von Studiengängen
diskutieren.
Ich möchte mit einem Dank schließen: Ich danke dem Dezernat für Studium und Lehre, denen im neuen QM die neue Funktion zugefallen ist, nicht mehr nur die Fächer zu beraten, sondern am Ende auch eine formale Kontrolle durchzuführen. Das ist eine nicht immer dankbare Aufgabe, die sie jedoch mit großer Umsicht ausfüllen. Ich danke, den QM-Koordinator*innen und Studiendekan*innen in den Fakultäten, die die dreifache Herausforderung angenommen haben ihre eigene Rolle zu finden, das QM am lebenden Objekt weiterzuentwickeln und das dann auch noch in die Fakultät zu kommunizieren. Und ich möchte der Prorektorin für Studium und Lehre danken, die es im Auftrag des Rektorats auf sich genommen hat, jeden Monat ein Studiengangsgespräch zu führen, manchmal auch zwei, manchmal auch zwei an einem Tag. Birgit, das ist ein unglaublicher Schatz, den du gehoben hast, aber ich weiß, dass du dafür auch viel Zeit investiert hast und dafür Danke!
Und nun wollen wir anstoßen, auf UNSER QM. Das ist etwas, was wir nicht vergessen sollten: Wir haben dieses QM zusammen entwickelt, zusammen mit Leben gefüllt und wir werden es auch zusammen weiterentwickeln. Aber heute soll der Ansatz der Kommunikation ersteinmal darauf liegen zu feiern, was wir erreicht haben. (Oder wie man im Saarland sagt: Hauptsach gudd gess, geschafft hann mir schnell 😉).
[Es gilt das gesprochene Wort]