Pressemitteilungen
Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld nehmen Platz auf dem „Blauen Sofa“ (Nr. 85/2019)
Publikation ist ein wichtiger Teil von Wissenschaft, Professorinnen und Professoren sind immer auch Autorinnen und Autoren. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Universität Bielefeld nehmen zwei ihrer Wissenschaftlerinnen und zwei ihrer Wissenschaftler Platz auf dem „Blauen Sofa“, dem gemeinsamen Autorenforum von Bertelsmann, ZDF, Deutschlandfunk Kultur und 3sat. Auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig ist es zur festen Institution geworden; heute gilt es als eines der erfolgreichsten Literaturformate Deutschlands. Am Dienstag, den 3. September 2019 um 19 Uhr, steht das „Blaue Sofa“ erstmals in der Bielefelder WissensWerkStadt. Die Universität und das internationale Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen Bertelsmann laden gemeinsam ein. Moderiert wird die Veranstaltung von Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur) und Ariane Binder (3Sat, Kulturzeit). Der Einlass ist frei.
Über ihre Forschung und Bücher sprechen:
Professor Dr. Klaus-Michael Bogdal präsentiert sein Buch „Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“, Berlin (Suhrkamp) 2011. (5. Aufl. 2013).
Man bezeichnete sie als „geborene Diebe und Lügner“ oder „unzähmbare Wilde“. Gleichzeitig schwärmte man von der „schönen Zigeunerin“ und bewunderte insgeheim das „Naturvolk“ – der Blick auf die Sinti und Roma ist seit 600 Jahren geprägt von Faszination und Verachtung. Klaus-Michael Bogdals Werk untersucht die Darstellung der „Zigeuner“ in der europäischen Literatur und Kunst vom Spätmittelalter bis heute, von Norwegen bis Spanien, von England bis Russland. Auf der Grundlage von neuen Quellen, frühen Chroniken, Artefakten sowie Holocaust-Erinnerungen erzählt Bogdal eine epochen- und genreübergreifende Geschichte der Sinti und Roma.
Klaus-Michael Bogdal, geboren 1948, ist Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. 2013 wurde er für sein Buch mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. 2019 erhielt er den Europäischen Kulturerbepreis / Europa Nostra Award der Europäischen Kommission für das RomArchive Berlin in der Kategorie Forschung, dessen wissenschaftlichem Beirat er als stellvertretender Vorsitzender angehörte.
Professorin Dr. Angelika Epple stellt ihre Forschung „Humboldt, der Rassismus und die Kunst des Vergleichens“ vor.
Alexander von Humboldt ist bekannt für seine detailgenauen Vergleiche, die er als Naturforscher auf seinen Reisen um die Welt durchführte. In seiner Schrift über Kuba zeigte er sich aber auch als ver-gleichender Soziologe: Entsetzt vom Umgang mit den aus Afrika verschleppten Sklaven, unterlegte er seine humanitäre Argumentation mit Vergleichen. In den Vorlesungen zur vergleichenden Anatomie seines Göttinger Lehrers Johann Friedrich Blumenbach hatte er gelernt, dass alle Menschen zur gleichen Spezies gehörten. Zugleich freundete er sich auf Kuba mit dem Ökonomen und überzeug-ten Sklavenhalter Francisco di Arango y Parreño an, der ihn auf seine Vorzeigeplantagen einlud. Über Jahrzehnte hinweg standen die Gelehrten im Briefkontakt. Humboldt übernahm Arangos Auffassung, dass die Sklaverei nur allmählich abgeschafft werden sollte. War Humboldt doch von rassistischen Vergleichen geprägt?
Angelika Epple, geboren 1966, ist Professorin für die Geschichte der Neuzeit an der Universität Bielefeld und Sprecherin des Sonderforschungsbereichs „Praktiken des Vergleichens“. Sie untersucht unter anderem, wie Rassen und andere Stereotype erzeugt werden und welche Rolle dabei das Vergleichen spielt.
Professor Dr. Walter Erhart präsentiert sein Buch „Neil Young“ (Reclam) 2015.
Neil Young zählt mit seiner hohen Stimme und seiner brachialen Gitarrentechnik neben Bob Dylan zu den wohl einflussreichsten Rock-Musikern aller Zeiten, sei es mit seinen sagenumwobenen Bands „Crazy Horse“ und „Stray Gators“ oder solo mit Gitarre und Mundharmonika. Von den Jungen wird der Kanadier verehrt wie kein Zweiter. Sein Leben spiegelt von Woodstock bis in die Gegenwart sowohl die musikalische als auch die gesellschaftliche Entwicklung Nordamerikas beispielhaft wider. Walter Erharts Buch zeichnet diese Linien ebenso kompetent wie begeistert nach.
Walter Erhart, geboren 1959, ist Professor für Germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld.
Professorin Dr. Elena Esposito spricht über ihre Forschung „Die Zukunft der Vorhersage“.
Was passiert in unserer Gesellschaft, wenn Algorithmen einzelne Ereignisse oder einzelne Personen vorhersagbar machen und die Unsicherheiten der Zukunft mindern? Die Zukunft im Voraus zu kennen, ist nicht nur von Vorteil. Tatsächlich ist für unsere Gesellschaft die Unsicherheit über die Zukunft auch eine Ressource. Verschiedene wirtschaftliche, staatliche und soziale Bereiche beruhen auf der Tatsache, dass niemand die Zukunft im Voraus kennen kann: Wir können nicht wissen, wer Schaden erleiden wird, krank wird oder Verbrechen begehen wird. Deshalb zahlen wir Versicherungsprämien und präventive Polizeiarbeit. Was passiert mit den stabilisierten Managementformen der Zukunft, wenn die gemeinsame Unsicherheit fehlt?
Elena Esposito, geboren 1960, ist Professorin für Soziologie an der Universität Bielefeld und der Universität Bologna in Italien. Ihre aktuelle Forschung zur algorithmischen Vorhersage wird mit einem Advanced Grant des European Research Council unterstützt. Ihre Promotion schrieb sie 1990 bei Niklas Luhmann.
Der Termin in Kürze:
Was? „Das Blaue Sofa“ zum 50-jährigen Bestehen der Universität Bielefeld
Wann? Dienstag, 03.09.2019
Wo? WissensWerkStadt Bielefeld, Wilhelmstraße 3
Weitere Informationen:
https://www.das-blaue-sofa.de/
Über die Universität Bielefeld
Die Universität Bielefeld im Bundesland Nordrhein-Westfalen feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Als forschungsstarke Universität mit internationaler Ausstrahlung und innovativen Lehrkonzepten leistet die Universität Bielefeld einen wichtigen Beitrag zu einer fortschrittlichen und partizipativen Wissensgesellschaft. Sie ist ein attraktiver, familiengerechter Arbeits- und Studienort, der sich durch eine offene Kommunikationskultur, gelebte Interdisziplinarität, Vielfalt und die Freiheit zur persönlichen Entfaltung auszeichnet. Die Fächerpalette reicht von Geistes- bis Naturwissenschaften, von Sozial- bis Technikwissenschaften. Eine Medizinfakultät befindet sich gerade in Gründung.
Über Das Blaue Sofa
Das Blaue Sofa ist das gemeinsame Autorenforum von Bertelsmann, dem ZDF und Deutschlandfunk Kultur und 3sat. Auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig ist es zur festen Institution geworden. 2005 feierte Das Blaue Sofa in Berlin Premiere. 2011 eröffnete das Frankfurter Lesefest Open Books erstmalig mit einer Autorengala des Blauen Sofas. Seit der Leipziger Buchmesse 2000 fanden 2.752 Autorengespräche mit 1.687 Autorinnen und Autoren auf dem Blauen Sofa statt. Unter den Autoren waren die Nobelpreisträger Swetlana Alexijewitsch, Michail Gorbatschow, Günter Grass, Herta Müller, Christiane Nüsslein-Volhard, Orhan Pamuk, Joseph Stiglitz, Mario Vargas Llosa und Mo Yan. Seit 2017 gibt es Das Blaue Sofa auch in Gütersloh.
Über Bertelsmann
Bertelsmann ist ein Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmen, das in rund 50 Ländern der Welt aktiv ist. Zum Konzernverbund gehören die Fernsehgruppe RTL Group, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, das Musikunternehmen BMG, der Dienstleister Arvato, die Bertelsmann Printing Group, die Bertelsmann Education Group sowie das internationale Fonds-Netzwerk Bertelsmann Investments. Mit 117.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzielte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 17,7 Milliarden Euro. Bertelsmann steht für Kreativität und Unternehmertum. Diese Kombination ermöglicht erstklassige Medienangebote und innovative Servicelösungen, die Kunden in aller Welt begeistern.
Über die WissensWerkStadt
Mit der WissensWerkStadt Bielefeld entsteht in Ostwestfalen ein innovatives Zentrum für den Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Ab 2020 wird das historische Bürogebäude im Her-zen der City zu einem modernen Begegnungsort umgebaut. Schon davor öffnet die WissensWerk-Stadt Bielefeld regelmäßig die Türen – als Raum für spannende Themen aus Wissenschaft und Stadtgesellschaft.