© Universität Bielefeld
Pressemitteilungen
Veröffentlicht am
22. Mai 2009
Kategorie:
Öffentliche Veranstaltungen
Wissenschaftler diskutieren über Individualität (Nr. 96/2009)
„Das ‚Ich’ zwischen Selbst- und Fremdbezug“
Individualität, gab es das nicht schon immer? Dieser Frage gehen Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen vom 28. bis zum 30. Mai auf einer internationalen Tagung nach. Der Geschichtswissenschaftler Professor Dr. Franz-Josef Arlinghaus, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld, organisiert die Konferenz im Mövenpick Hotel Bielefeld.
Sich als Individuum, gar als Individualist zu verstehen, ist für uns heute so selbstverständlich wie die tägliche Tasse Kaffee und wir sind gern bereit, dies als quasi-natürliche Gegebenheit zu betrachten. Schaut man genauer hin, ist dies jedoch gar nicht so sicher. So taucht etwa der Begriff ‚Autobiographie’ nicht vor dem Ende des 18. Jahrhunderts in seiner heutigen Bedeutung auf, und in der historischen Forschung gibt es eine lange Kontroverse darüber, ob und in welchem Maße den Menschen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ‚Individualität’ zuzubilligen ist.
Unter dem Titel „Das ‚Ich’ zwischen Selbst- und Fremdbezug“ versucht die Tagung der Universität Bielefeld mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Dazu wird ein weiter Bogen gespannt, der von den verschiedenen Arten der Namensgebung und des Namenswechsel in der spätmittelalterlichen Stadt über die Selbstdarstellungen eines Kaufmanns des 16. Jahrhunderts, der sich auch gerne einmal nackt darstellen ließ, bis zu der Vorstellung von Individualität, der der englische König Heinrich III. über sich entwickelte, reicht. Diese unterschiedlichen Themen dienen nicht zuletzt dazu, ein neues theoretisches Konzept zur „Individualität“ auf den Prüfstand zu stellen, das im Rahmen der Systemtheorie entwickelt wurde. Dabei geht es darum, dass sich in der Moderne für den Einzelnen keine eindeutige gesellschaftliche Position mehr angeben lässt, über die sich selbst definieren konnte. In der hierarchischen Gesellschaft der Vormoderne war dies anders. Hier, so die Vermutung, konnte man sich deutlich einer Schicht oder einem Stand zuordnen, und machte dies zum wesentlichen Quell seiner persönlichen Identität.
Die Tagung, die von der Fritz Thyssen Stiftung unterstützt wird, beginnt am Donnerstag, 28. Mai um 9 Uhr mit einer Einführung durch Professor Franz-Josef Arlinghaus. Gäste sind herzlich willkommen, um eine vorherige Anmeldung wird gebeten.
Kontakt:
Professor Dr. Franz-Josef Arlinghaus, Universität Bielefeld
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie / Abteilung Geschichte
Telefon: 0521 / 106-3260
E-Mail: franz.arlinghaus@uni-bielefeld.de