Pressemitteilungen
Wissenschaft im Spielfilm und in der Literatur (Nr. 85/2002)
Wahrnehmungsdifferenzen können der Wissenschaft nicht gleichgültig sein
Seit einiger Zeit wird von der Medienwissenschaft sowie der Medien- und Wissenschaftssoziologie zunehmend die Frage gestellt, wie Wissenschaft und Wissenschaftler in den Massenmedien wahrgenommen und dargestellt werden. Dabei bleiben aber bislang die wohl massenwirksamsten Medien Spielfilm und Literatur weitgehend unberücksichtigt.
Es fällt auf, dass es nur wenige reale Wissenschaftler gibt, die in der breiten Öffentlichkeit bekannt sind, wie Stephen Hawking oder in der Vergangenheit Albert Einstein. Fiktive Darstellungen von Wissenschaft-lern, wie Dr. Faust, Frankenstein, Dr. Seltsam oder Dr. Caligari, können hingegen als weitgehend bekannt gelten. "Man kann davon ausgehen" - so sagen die Bielefelder Wissenschaftssoziologen Peter Weingart und Petra Pansegrau, die jetzt im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld vom 20. bis 21. Juni eine Tagung zur Wahrnehmung von Wissenschaft in der Literatur und im Film leiten werden -, "dass die in der Öffentlichkeit vorherrschenden Images und Vorstellungen über Wissenschaft und Wissenschaftler sehr viel stärker durch die fiktiven Charaktere geprägt werden als durch die realen. Welche Wirkungen von den häufig dämonisierenden Darstellungen ausgehen, ist unbekannt. Es ist überraschend, dass solche offenkundig von der aktuellen Situation und vom Selbstverständnis der Wissenschaft abweichenden Vorstellungen in so populärer Form kommuniziert werden können. Angesichts des hohen Legitimationsbedarfs, dem die Wissenschaft in modernen Massendemokratien unterliegt, können ihr diese Wahrnehmungsdifferenzen nicht gleichgültig sein."
Während der Tagung "Perception and Representation of Science in Literature and Fiction Film" sollen vorrangig Fragen nach der Bedeutung von Filmen und Literatur für die Wahrnehmung von Wissenschaft und Wissenschaftlern in der Öffentlichkeit, deren Bedeutung für die Ausbildung öffentlicher Images und die Auswirkungen filmischer und belletristischer Inszenierungen für die Debatten im Rahmen des Public Understanding of Science fokussiert werden. Ihr Ziel ist es - so Weingart und Pansegrau - "die Muster der Repräsentation der Wissenschaft in Literatur und Film aufzudecken, ihre Spezifik, ihre Veränderungen und ihre Ursprünge zu untersuchen. Dazu sollen Beiträge der Filmanalyse, der Medienforschung, der Filmproduktion, der Wissenschaftssoziologie und der Literaturwissenschaft geliefert und in der Diskussion zusammengeführt werden."
Weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/ZIF/ZiF/AG/2002/index.html; Tagungsbüro des ZiF: Telefon 0521/106 2769.
Link: http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/ZiF/AG/2002/index.html