Pressemitteilungen
Suchmaschinentechniken für Digitale Bibliotheken (Nr. 116/2004)
Können Bibliotheken den kommerziellen Suchmaschinen wie Google, Yahoo und demnächst Microsoft das wissenschaftliche Internet überlassen? Die Antwort aus der Universitätsbibliothek Bielefeld auf diese Frage ist eindeutig: "Wir brauchen" - sagt der Direktor der Bielefelder Universitätsbibliothek Dr. Norbert Lossau - "einen neuen, qualifizierten Such- und Retrievalservice der Bibliotheken für den Einsatz in unseren digitalen Bibliotheken und Informationsportalen. Dieser Service greift auf die Erfahrungen der Bibliotheken in der Auswahl und intellektuellen Erschließung hochwertiger Quellen zurück, bedient sich in der technischen Umsetzung aber der auch im allgemeinen Internet verfügbaren, state-of-the-art Suchmaschinentechnologie. Beim Aufbau der wissenschaftlichen Suchindexe sollen insbesondere auch die Inhalte berücksichtigt werden, die von Web-Crawlern nicht automatisiert erfasst werden können, also das so genannte deep oder invisible Web."
Die Universitätsbibliothek Bielefeld ist seit mehr als einem Jahr mit der Evaluation von Suchmaschinentechnologie beschäftigt und hat ihre Bemühungen zuletzt auf der "Internationalen Bielefeld Conference 2004" vorgestellt (http://conference.ub.uni-bielefeld.de/proceedings/). Nach einer ersten Anschubfinanzierung durch das Ministerium für Wissenschaft und Forschung in NRW für die Auswahl geeigneter Systeme hat die Universitätsbibliothek Bielefeld ein knappes Jahr den aus ihrer Sicht strategischen Bereich eigenständig weiterverfolgt und ist jetzt in der glücklichen Lage, den öffentlichen Zugang zu einem ersten Prototypen bekanntzugeben. "BASE", die Bielefeld Academic Search Engine (http://base.ub.uni-bielefeld.de), startet mit einem Demonstrator "Digital Collections", der eine integrierte Suche über verteilte digitale Sammlungen unterschiedlichsten Typs bietet (digitalisierte Sammlungen, Hochschulschriftenserver, Pre-Print-Server, elektronische Zeitschriften u.a.). Ein "BASE Mathematics" Demonstrator, der speziell mathematische Literatur prototypisch erschließt, wird in Kürze ebenfalls freigegeben.
Neben einer Reihe von Teilsammlungen kooperierender Bibliotheken und anderen Content-Anbietern - u.a. der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Technische Informationsbibliothek Hannover, Cornell und Michigan University Libraries - bietet BASE Digital Collections auch erstmalig den integrierten Suchzugriff auf zwei namhafte, vollständig digitalisierte Sammlungen an: die "Internet Library of Early Journals" (Oxford University Library) und "Wissenschaftliche Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachraum" (Universitätsbibliothek Bielefeld). Weitere Partner haben bereits ihr Interesse bekundet.
BASE wurde technisch möglich durch eine strategische Kooperation der Universitätsbibliothek Bielefeld mit dem internationalen Marktführer für innovative Suchtechnologie, der Firma Fast Search & Transfer. Fast, eine Firmenausgründung aus der National University of Technology in Norwegen (1997) hat ihren Hauptsitz in Oslo mit Niederlassungen und externen Forschungslaboren u.a. in Deutschland und den USA. Fast-Technologie wurde u.a. in der frühren Suchmaschine AllTheWeb eingesetzt.
Der sukzessive Ausbau des Suchmaschinenindexes ist ein Schwerpunkt eines geplanten Teilprojektvorhabens der Universitätsbibliothek Bielefeld mit dem Hochschulbibliothekszentrum in Köln im Rahmen der geplanten Projektinitiative der AG Verbundsysteme, "Verteilte Dokumenten-Server" (VDS) und integriert in "vascoda", der Deutschen Digitalen Bibliothek, die gemeinschaftlich durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Ausführliche Informationen zu den Zielen der Bielefelder Aktivitäten sind in der Juni-Ausgabe des internationalen D-Lib Magazine (www.dlib.org) nachzulesen.