Pressemitteilungen
Sportpsychologe Kurt Kohl gestorben (Nr. 141/2002)
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Professor Kurt Kohl Anfang Oktober kurz vor der Vollendung seines 84. Lebensjahres gestorben. Mit ihm hat die Sportpsychologie einen ihrer Begründer verloren und die Sportwissenschaft an der Universität Bielefeld einen hochgeschätzten und bis vor wenigen Jahren aktiven Emeritus.
Wie viele Sportwissenschaftler der ersten Stunde hat Kurt Kohl, 1918 in Frankfurt am Main geboren, zwei Studiengänge abgeschlossen, zunächst bis 1939 ein Lehramtsstudium im Fach Leibesübungen, dann - nach sechsjähriger Unterbrechung durch Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft - ein Diplomstudium der Psychologie, beides an der Universität Frankfurt. 1955 promovierte er dort im Fach Psychologie. Seine Hochschullaufbahn führte ihn von Frankfurt (1955-64) über die Stationen Gießen (1964-66), Aachen (1966-68) und Berlin (1968-73) nach Bielefeld. 1973 nahm er den Ruf auf eine ordentliche Professur für "Leibeserziehung und ihre Didaktik" an die Pädagogische Hochschule Westfalen-Lippe an. 1980 wechselte er im Zuge der PH-Integration mit seinem Team an die Universität Bielefeld. Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1984 blieb er noch viele Jahre ein aktiver Wissenschaftler. Aus familiären Gründen zog er für seinen Lebensabend nach München, er blieb aber auch dort seiner Bielefelder Sportwissenschaft verbunden.
In seinem Studium der Psychologie hatte Kurt Kohl bei Rausch, Wertheimer und Metzger die Gestaltpsychologie kennen und schätzen gelernt. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten hat er Begriffe, Theorien und Forschungsmethoden der Gestaltpsychologie auf Fragestellungen des Sports angewandt. Seine 1956 veröffentlichte Dissertation "Zum Problem der Sensumotorik" gilt bis heute als Grundbuch der Sportpsychologie. Kurt Kohl gehörte zu den Gründervätern der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland (asp), die ihn 1997 für seine Verdienste mit der Ehrenmitgliedschaft würdigte.
Hinter dem wissenschaftlichen Werk Kurt Kohls ist ein Mensch zu erkennen, der immer dieses zugleich war: Wissenschaftler, Sportsmann und Pädagoge. Das Interesse an der Verbesserung der sportlichen Leistung - stets auch seiner eigenen - ist das zentrale Motiv seiner Forschung. Kurt Kohl war auch in höherem Alter noch ein versierter Basketballspieler und ein begeisterter Skifahrer. Erst spät hat er Tennis spielen gelernt und es in diesem Sport noch zu einer beachtlichen Könnerschaft gebracht. Was er selbst konnte und als lebensbereichernd schätzte, das wollte er auch anderen vermitteln. Zutiefst überzeugt war er vom humanen Potential des Sports. Auch in seinem eigenen Sport überzeugte er durch eine selbstverständliche Fairness. Insofern war er vor allem auch Pädagoge. So schätzten ihn seine Studenten und seine Kollegen.