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Prozesse sozialer Integration nach Vertreibung und Neubesiedlung: Das ehemalige Ostpreußen (Nr. 56/2001)
Trotz des erschreckenden Umfanges von Flucht, Vertreibung, Deportation und Neubesiedlung in der jüngsten Geschichte Europas gibt es bislang kaum empirische Befunde und theoretische Erkenntnisse über Prozesse sozialer Integration nach erfolgter Neubesiedlung.
Die Robert Bosch-Stiftung unterstützt jetzt eine Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld, auf der am regionalen Fall der Provinz Ostpreußen ein Beitrag zur Beseitigung dieser Defizite geleistet werden soll.
Wie der Leiter der Tagung "Prozesse sozialer Integration nach Vertreibung und Neubesiedlung: Das ehemalige Ostpreußen", Professor Ulrich Mai von der Universität Bielefeld, bemerkt, seien im Sozialismus Forschungen in der Region über Probleme sozialer Integration nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus ideologischen Gründen grundsätzlich unterbunden worden. Nach der Wende habe sich im Zuge der Liberalisierung allerdings ein starkes sozialwissenschaftliches Interesse an der Geschichte der Region, so auch an Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung in der ersten Nachkriegszeit, durchgesetzt, das inzwischen auch zu beachtlichen empirischen Befunden geführt habe. Allerdings sei bislang ein internationaler wissenschaftlicher Diskurs über die Forschungsergebnisse in den drei Teilgebieten des ehemaligen Ostpreußen nicht zustande gekommen.
Während der Tagung, die vom 27. bis 28. April im ZiF stattfindet, sollen daher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Litauen, Russland, Polen und Deutschland zusammengeführt werden, die über verschiedene Aspekte sozialer Integration in der Nachkriegszeit empirisch gearbeitet haben. Gerade vom interkulturellen Vergleich der Verhältnisse in den drei Teilgebieten werden im übrigen wichtige theoretische Rückschlüsse auf die Bedeutung kultureller, ökonomischer und politischer Rahmenbedingungen für den Prozeß sozialer Integration erwartet.
Kontakt und weitere Informationen: Prof. Dr. Ulrich Mai, Telefon 0521/106 3360, oder Tagungsbüro des ZiF: Telefon 0521/106 2768.