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Preis für gute Lehre an Physik-Professorin Friederike Schmid (Nr. 73/2003)
Die Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft hat den diesjährigen "Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre" an die Bielefelder Physikerin Friederike Schmid vergeben. Schmid, die jüngst zum Mitglied des Aufsichtsrats der Hahn-Meitner-Institut Berlin GmbH in der Helmholtz-Genmeinschaft berufen worden ist, erhielt den mit 3000 Euro dotierten Preis im Rahmen des Jahresempfangs der Universität Bielefeld (am 23. Mai).
Prof. Dr. Friederike Schmid arbeitet seit dem 1. April 2000 als Professorin für "Theoretische Physik" an der Universität Bielefeld. Sie wurde 1966 in Stuttgart geboren, wuchs in Grenoble und Dormagen auf und studierte Physik in Heidelberg und München. Promoviert wurde sie 1991 in Mainz. Anschließend ging sie zwei Jahre als so genannter Postdoc nach Seattle, kehrte dann nach Mainz zurück und habilitierte sich dort 1997 im Fach Theoretische Physik. 1998 ist Friederike Schmid mit dem Gerhard-Hess-FÃrderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet worden, der ihr den Aufbau einer Arbeitsgruppe erlaubte. Vor ihrer Berufung an die Bielefelder Universität war sie am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz tätig.
Ihr Arbeitsgebiet ist die so genannte "weiche kondensierte Materie", das sind Materialien, die aus großen flexiblen Molekülen bestehen, die in vieler Hinsicht nur lose miteinander verbunden sind. Die meisten Materialien der Natur und alle Kunststoffe fallen in diese Klasse. Viele Materialeigenschaften werden von recht allgemeinen Eigenschaften der Moleküle bestimmt - ihre Größe, ihre Form, ob sie geladen sind, wie sie zusammenhängen (ihre 'Topologie'), ob sie ganz oder teilweise wasserlöslich sind. Für diese sozusagen generischen Materialeigenschaften interessiert sich die Arbeitsgruppe von Friederike Schmid, die damit in einem Grenzgebiet zwischen Physik, Chemie und Biologie arbeitet.
Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die Physik von lipiden Membranen. Sie bestehen aus Molekülen mit einem wasserlöslichen Kopf und mehreren wasserunlöslichen Schwänzen. Solche Moleküle lagern sich spontan zusammen und bilden beispielsweise zweidimensionale Strukturen, eben Membranen. Untersucht wird zum Beispiel die Struktur von Stapeln solcher Membranen oder die Struktur von Membranen mit eingelagerten Eiweißen (Proteinen). Es soll herausgefunden werden, wann Proteine innerhalb einer Membran zusammenklumpen und wann nicht.
Ein anderes Thema ist die Mustererkennung von Molekülen. Das spielt zum Beispiel bei der Immunabwehr eine Rolle. Ein Antikörper erkennt ein körperfremdes Objekt und kann es von einem körpereigenen Objekt unterscheiden. Antikörper sind ziemlich kleine Moleküle und haben nur einen vergleichsweise winzigen variablen Bereich. Die Arbeitsgrupppe von Schmid interessiert hierbei, wie es möglich ist, dass ein solches Molekül so differenziert zwischen seinen Partnern unterscheiden kann. Flüssigkristalle sind ein weiteres Arbeitsfeld von Friederike Schmid. Das sind Stoffe, die aus länglichen Molekülen bestehen und beispielsweise in LCD-Anzeigen zu finden sind. Die Physikerin untersucht, wie sich die Moleküle an Oberflächen ausrichten und wie man sie dazu bringen kann, sich auf eine bestimmte Art auszurichten.