Pressemitteilungen
Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an Filiz Kutluer (Nr. 183/2002)
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) gibt den deutschen Hochschulen in diesem Jahr zum 8. Mal die Möglichkeit, Preise für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender zu vergeben. Der DAAD will zusammen mit den deutschen Hochschulen demonstrieren, dass ausländische Studierende die Hochschulgemeinschaft sowohl in kultureller als auch in akademischer Hinsicht bereichern. Auswahlkri-terien für die Preisvergabe an einen Studierenden der jeweiligen Hochschule sind überdurchschnittliche Leistungen sowie ein besonderer Einsatz für die interkulturelle Verständigung im sozialen und hochschulpolitischen Bereich.
Die DAAD-Preisträgerin des Jahres 2002 der Universität Bielefeld ist Filiz Kutluer. Die türkische Studentin erhält jetzt den mit 1000 Euro dotierten Preis auf dem Empfang des Rektors für ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bielefeld (am 10.12., 18.00 Uhr, IBZ der Universität Bielefeld).
Nach einem fünfjährigen Studium an der Middle East Technical University mit dem Abschluss "Bachelor of Science" in Soziologie und nach einer einjährigen Tätigkeit als Lehrerin an einer türkischen Oberschule kam Filiz Kutluer 1996 nach Bielefeld, absolvierte hier einen einjährigen Sprachkurs und begann 1998 ihr Studium der Soziologie (Diplom). Im Rahmen ihres Studiums hat sie sich schwerpunktmäßig mit der Stellung der Frauen in islamischen Ländern befasst. Darüber hinaus ist sie sehr an politischen und kulturellen Fragen interessiert, insbesondere auch an entwicklungspolitischen Themen. Insbesondere engagiert sie sich in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG), wo sie zusammen mit zwei anderen Studentinnen eine internationale Frauengruppe ins Leben gerufen hat und den wöchentlich stattfindenden internationalen Treff organisiert. Sie hat mehrere Themenabende vorbereitet und durchgeführt und ihr Engagement mit Ideen und Kreativität, aber ebenso mit Sachlichkeit und Reflexion eingebracht. Im Rahmen des "Europäischen Jahres der Sprachen 2001: Türkei" hat sie sich als Referentin zum Thema ?Geschlechterrollen in der türkischen Kultur? beteiligt. Für die ESG war sie als Vertreterin der ausländischen Studierenden gewähltes Mitglied im bundesweiten Rat der Evangelischen Studierendengemeinden. Innerhalb der Universität hat sie sich hochschulpolitisch insbesondere im Ausländersprecherrat engagiert. Darüber hinaus bemüht sie sich, aktive Kontakte zwischen den Fakultäten für Soziologie der Middle East Technical University und der Universität Bielefeld herzustellen mit dem Ziel, gemeinsame Workshops durchzuführen. Seit April 2001 arbeitet sie als studentischen Hilfskraft am Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Hier ist sie beteiligt an dem von der Volkswagen-Stiftung finanzierten Forschungsprojekt "Kollektive Identitätsbildungsprozesse von Muslimen in öffentlichen Konflikten". So hat sie vor allem an den empirischen Erhebungen mitgewirkt und Kontakte zu türkischsprachigen Personengruppen in Bielefeld, Duisburg, Bremen und Halle/Westfalen geknüpft. Sie führte biographische Interviews durch und begleitete Versammlungen von Moscheevereinen und anderen muslimischen Gruppen. Sie wirkte dabei sowohl an der Konzeption von Interviewleitfäden als auch bei der Auswertung von Daten mit. Zudem wird sie an der Publikation der Ergebnisse mitarbeiten. Das IKG sieht in Filiz Kutluer eine hervorragende Mitarbeiterin, die als Mitglied des Institutsvorstandes engagiert an allen Instituts- und Vorstandssitzungen teilnimmt, und bescheinigt ihr eine hohe Befähigung zur empirischen Sozialforschung.
Die Universität Bielefeld ist sich daher sicher, in Filiz Kutluer, die die Hochschulgemeinschaft sowohl in akademischer wie auch in kultureller Hinsicht bereichert, eine hervorragende Trägerin für den DAAD-Preis 2002 gefunden zu haben.
Förderpreis für Kalenda Martin Muanza
Der Verein zur Förderung ausländischer Studierender in Bielefeld e.V. hat sich das Ziel gesetzt, Kontakte zwischen ausländischen und Bielefelder Studierenden zu fördern und auf diese Weise zu einer positiven Studienerfahrung in Bielefeld beizutragen. Dabei stützt sich der Verein nicht nur auf seine Mitglieder, sondern insbesondere auch auf die aktive Unterstützung durch die ausländischen Studierenden. Um seine Anerkennung für ein besonderes Engagement eines ausländischen Studierenden zum Ausdruck zu bringen, vergibt der Verein zum achten Mal einen Förderpreis in Höhe von 750 Euro.
Der Preis wird im Rahmen des Empfangs des Rektors für ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am 10. Dezember 2002 um 18.00 Uhr im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) der Universität Bielefeld vom Vorsitzenden des Vereins zur Förderung ausländischer Studierender, Falk von Oeynhausen, übergeben. Der diesjährige Preisträger ist der Student Kalenda Martin Muanza aus der Demokratischen Republik Kongo. Er studiert im 9. Semester Psychologie (Diplom). Auf dem Wege dahin hat er zahlreiche Hürden gemeistert: Als 7. Kind einer zehnköpfigen Familie war es für ihn bereits ein erster Erfolg, dass er die Grundschule und die Sekundarschule in seinem Heimatland besuchen konnte. Nach seinem Schulabschluss 1986 musste er zunächst seinen Lebensunterhalt selber verdienen. Er konnte nach weiteren zwei Jahren die Universität in Kinshasa besuchen, zunächst allerdings nur als Gasthörer für zwei Jahre, bevor er offiziell Rechtswissenschaft studierte. 1990 wurde die Universität mitten im akademischen Jahr geschlossen, und da Muanza zu einer oppositionellen, verfolgten Studentengruppe gehörte, verließ er sein Heimatland. In Deutschland erhielt er Asyl. Um die deutsche Sprache zu erlernen, besuchte er - als 23-Jähriger - eine deutsche Volksschule, arbeitete für seinen Lebensunterhalt in Restaurants und ließ sich von 1994 bis 1997 als Krankenpfleger ausbilden. Dann endlich konnte er seinen Traum, ein Studium aufzunehmen, in Angriff nehmen. Zunächst musste er ein Jahr das vorbereitende Studienkolleg in Münster besuchen. Nach dem Abschluss erhielt er endlich den ersehnten Studienplatz für Psychologie in Bielefeld.
Seit Beginn seines Studiums in Bielefeld engagiert sich Muanza aktiv in der entwicklungspolitischen und interkulturellen Arbeit der Evangelischen Studierendengemeinde. Er beteiligt sich dort an der Planung und Durchführung der Internationalen Treffs und der Studienbegleitseminare und an Ferienakademien. Er gehört zu den Studierenden, die für ausländische und deutsche Studierende wichtige Integrationsfiguren sind. Er engagiert sich im Ausländersprecherrat des AStA und im Flüchtlingsbüro Bielefeld. Er ist Mitglied im "Forum Afrika Solidarität", das sich um die Vernetzung kongolesischer Nicht-Regierungsorganisationen mit deutschen Initiativen im Bereich Kultur, Frauenförderung und Umweltschutz bemüht. Schließlich ist auch sein Engagement im Rahmen des Brother-Sister-Betreuungsprogramms an der Universität zu nennen, wo er sich persönlich um neue ausländische Studierende kümmert.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass Kalenda Martin Muanza in vorbildlicher Weise den Vorstellungen des Vereins an einen Studenten entspricht, der sein eigenes akademisches Fortkommen jederzeit mit dem Bemühen verbindet, das Zusammenleben von Menschen der verschiedenen Kulturen und Herkunftsländer zu verbessern.