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"Peer-Review" in der Versuchsschule - Das Oberstufen-Kolleg auf dem Prüfstand (Nr. 200/2004)

Veröffentlicht am 19. November 2004, 00:00 Uhr

Im Sommer 2004 hatte der Rektor der Universität auf Vorschlag des Wissenschaftlichen Leiters des Oberstufen-Kollegs, Prof. Dr. Josef Keuffer, sechs Expertinnen und Experten gebeten, als "Kritische Freunde" die Arbeit der Versuchsschule zu begutachten und Empfehlungen für die Weiterentwicklung auszusprechen.

In dieser Woche (15. und 16. November) haben die "Peers" das Oberstufen-Kolleg zwei Tage lang besucht und sich in intensiven Gesprächen über Ziele, Konzeptionen, Erfahrungen und Meinungen informiert. Ihre wichtigster Eindruck: Das Oberstufen-Kolleg hat "ein völlig einmaliges Potential" und sollte es vor allem dafür einsetzen, die Frage der Heterogenität in den Mittelpunkt von Unterricht und Entwicklung zu stellen.

Grund für die Entscheidung, externe Beratung zu suchen, ist der neue Auftrag des Oberstufen-Kollegs: Es hat 2002 begonnen, dreijährige Bildungsgänge zu entwickeln, die mit dem Abitur abschließen. In diesem Rahmen will es u.a. stärker mit den Schulen und systematisch mit den Fakultäten der Universität zusammen arbeiten, um die Kollegiatinnen und Kollegiaten besser auf den Übergang an die Hochschule und den Einstieg in ein Studium vorzubereiten. Angesichts der aktuellen und angekündigten Veränderungen in der gymnasialen Oberstufe und im Hochschulstudium (Umstellung auf Bachelor-Master-Studiengänge) stellt sich nun aufs Neue die Frage nach dem besonderen Reformprofil der Versuchsschule. Dafür war der Rat der "Kritischen Freunde" gesucht.

Peer-Review-Verfahren in der Schulentwicklung sind im deutschsprachigen Raum immer noch eine Ausnahme. Meist führen Schulen interne Evaluationen durch. Die "Kritischen Freunde" dagegen, die Peers, sind externe Gutachterinnen und Gutachter, die aufgrund ihrer Erfahrungen in Schule, Wissenschaft und Bildungsverwaltung ausgewählt worden sind.

Für die Peer-Review im Oberstufen-Kolleg haben sich Dr. Claudia Langer, die Schulleiterin des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Bünde, Christel Menzel-Prachner, Oberstufen-Koordinatorin der Max-Brauer-Schule in Hamburg, Dr. Erika Risse, Schulleiterin des Elsa-Brandström-Gymnasiums in Oberhausen, Prof. Dr. Wilfried Bos, Universität Hamburg, Dr. Hermann Lange, Staatsrat a. D., ebenfalls aus Hamburg, und Prof. Dr. Jürgen Oelkers, Universität Zürich, zur Verfügung gestellt.

In der Begrüßung der Peers vor dem Kollegium sagte Josef Keuffer: "Wir benötigen bei der Umstellung vom alten Oberstufen-Kolleg auf das neue Oberstufen-Kolleg externe Beratung, um die anstehenden Fragen der Schulentwicklung und der Forschung kreativ und mit weitem Blick bearbeiten zu können. Wir bitten Sie, uns bei dieser Suche nach Zielen behilflich zu sein." In den anschließenden zwei Tagen fanden in großer zeitlicher Dichte Gespräche und Diskussionen mit Kollegleitung und Wissenschaftlicher Leitung, dem Rektorat der Universität, den Kollegiatinnen und Kollegiaten, dem Wissenschaftlichen Beirat des Oberstufen-Kollegs und immer wieder mit Gruppen des Kollegiums statt.

Am Nachmittag des zweiten Tages gaben die Peers eine erste Rückmeldung über ihre Eindrücke. Als Sprecher der Gruppe referierte Jürgen Oelkers: "Unser Haupteindruck ist, dass Ihre Stärke die Bearbeitung von Heterogenität ist. Das ist eines der zentralen, wenn nicht das zentrale gesellschaftliche Thema der Zukunft. ... Die Empfehlung wird sein, Heterogenität als Entwicklungs- und Forschungsthema in den Mittelpunkt zu stellen, sich für die Sekundarstufe II zu spezialisieren, das Know-how, das Sie haben, entsprechend zu entwickeln und sich auch auf einem zunehmenden Markt für Schulentwicklung und Weiterentwicklung zu profilieren im Blick auf ein Thema, das Sie mehr und intensiver bearbeitet haben als jede andere Schule, die ich kenne."

In weiteren Statements der Peers wurden u. a. die Identifikation der Kolleginnen und Kollegen mit "ihrer" Versuchsschule, ein verstärkter Austausch mit den Schulen (Claudia Langer) und die große Bedeutung eines Freiraums für die Arbeit an "unverändert wichtigen bildungspolitisch zentralen Problemstellungen" (Hermann Lange) hervor gehoben. Abschließend erklärte Jürgen Oelkers: "Wir werden Vorschläge machen im organisatorischen Bereich, im inhaltlich-fachlichen Bereich und im Bereich Entwicklung. Wir werden aber nicht nur eine Analyse machen, sondern zugleich auch Empfehlungen präzisieren."

In den kommenden Wochen werden die Peers ihre Eindrücke und Bewertungen zu Papier bringen. Im März wollen sie dem Rektorat, dem Oberstufen-Kolleg und dem Schulministerium ihren Schlussbericht vorlegen, in dessen Mittelpunkt die Empfehlungen zur weiteren Entwicklung der Versuchsschule stehen sollen.

Rückfragen und Kontakt: Dr. Jupp Asdonk, Telefon: 0521/106 2892 und 2857, E-Mail: Jupp.asdonk@uni-bielefeld.de.

Das Foto zeigt von links: Josef Keuffer, Jürgen Oelkers, Claudia Langer, Wilfried Bos, Erika Risse, Hermann Lange.


 

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