Pressemitteilungen
"Nichts" - von allen Seiten beleuchtet (Nr. 229/2005)
Ästhetik-Festival mit vielfältigem Programm an der Universität Bielefeld
"Bei uns geht es um nichts, oder vielmehr um das Nichts, um die Leere", erläutert Dr. Heike Piehler, wissenschaftliche Projektleiterin des Ästhetischen Zentrums, das in dieser Woche (21. - 24. November) das 2. Ästhetik-Festival der Universität Bielefeld ausrichtet. "Voids" (engl. für Leere) lautet der Titel. In der Hauptveranstaltung am Donnerstagabend (24. 11., 19.00 - 21.30 Uhr im Raum T0-260) werden die unterschiedlichen Aspekte interdisziplinär beleuchtet und vorgeführt, und zwar auf sehr unterhaltsame Art und Weise, wie die Projektleiterin versichert.
Im Mittelpunkt steht die Frage, in welchen Bereichen die Leere nicht einfach die Abwesenheit von etwas darstellt, sondern selbst ein wesentliches Element bildet: Etwa bei der "saugenden Leere", wie Eduard Thomas, Sprecher des Rates deutscher Planetarien, die Schwarzen Löcher im All bezeichnet. Diese exotischste Erscheinung im Kosmos, so führt er aus, kaschiere ihre eigene Natur in perfekter Weise mit dem Deckmantel einer Leere. Auch musikalische Beiträge fehlen nicht: "Ich habe nichts zu sagen, und ich sage es, und das ist Poesie, wie ich sie brauche", hatte schon John Cage gesagt - in Analogie hierzu lautet der Titel der musikalischen Performance von Prof. Rolf Sudmann und seinen Studierenden schlicht "Nichts". In anderen Beiträgen geht es um die leere Menge in der Mathematik, um den Raumeindruck eines imposanten Domes, der letztlich als "mathematisch strukturierter Leerraum" aufgefasst werden kann, oder um die Frage nach den Zwischenräumen im Film, die beim Schnitt entstehen und selbst ein wesentliches Gestaltungselement sind. Auch eine Schwarzlichtperformance steht auf dem Programm.
Natürlich geht es auch um Kunst, insbesondere um den Widerspruch, wie Leere künstlerisch dargestellt werden kann, oder auch darum, wie bei der Beurteilung eines Werkes unwillkürlich Leerstellen ins Spiel kommen. Wer sich für Kunst interessiert, dem sei auch die Finissage zur Ausstellung "Voids" empfohlen, am Donnerstag (24. 11.) um 16.00 Uhr in der Universitätsbibliothek (Ebene C1).
Im Theater ist "der leere Raum" ein Fachbegriff, den der Theaterwissenschaftler Peter Brook geprägt hat und damit eine engere Bindung zwischen dem Publikum und den Schauspielern forderte. Passend zu diesem Thema führt das Theaterlabor Bielefeld eine "Performance ohne Titel" auf. "Theater beginnt immer beim Publikum, dessen Phantasien bereits in den Köpfen gestaltet werden, bevor irgendetwas zu sehen oder zu hören ist", erläutert dazu Siegmar Schröder vom Theaterlabor. Die exklusiv zum Ästhetik-Festival konzipierte halbstündige Performance wird zweimal aufgeführt, am Mittwochabend (23. 11.) und am Donnerstagabend (24. 11.), jeweils von 22.00 bis 22.30 Uhr im AudiMin der Universität Bielefeld.
Der Eintritt ist zu allen Veranstaltungen frei, Voranmeldungen sind nicht erforderlich, die Räume sind ausgeschildert. Auch die Tagung am Donnerstag, von 12.00 bis 15.30 Uhr, ist öffentlich.
Bildtitel(oben): Schwarze Löcher im All - die exotischste Erscheinung im Kosmos. Darstellung von Jürgen Rienow, FH Kiel, Zentrum für Multimedia.
Bildtitel(unten): Die Körper sind nur zu erahnen: In ihrem Fotoprojekt "Lodia" beschäftigen sich Andrea Nehring und Tobias Knobloch von der Universität Bielefeld mit Motiven "zwischen Nichts und Etwas". Foto: Annette Nehring
Kontakt:
Ästhetisches Zentrum der Universität Bielefeld, Dr. Heike Piehler, Tel.0521/ 106-3068,
E-Mail: aesthetisches-zentrum@uni-bielefeld.de