Pressemitteilungen
Neues Institut für Biophysik und Nanowissenschaften in Kooperation mit Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen und Lippe (Nr. 17/2004)
Die Nanowissenschaften haben in den letzten Jahren einen rasanten Aufschwung erfahren. Sie beschäftigen sich mit kleinsten Strukturen bis auf die Ebene einzelner Atome und Moleküle herab und bieten jetzt schon interessante praktische Anwendungsfelder. Am bekanntesten sind schmutzabweisende Oberflächen, die nach dem Vorbild der Lotusblume entwickelt wurden, auf deren Blättern sich nicht der kleinste Wassertropfen halten kann, sondern sofort abperlt.
Setzt sich die stürmische Entwicklung fort (und nichts spricht augenblicklich dagegen), wird dies in zahlreichen Bereichen revolutionäre Umwälzungen zur Folge haben, etwa in der Energie- und Umwelttechnik, der Biotechnologie, der Informatik, in der Sensortechnik und nicht zuletzt auch in der Medizin. Dadurch, dass man nun auf der Ebene eines Nanometers operieren kann (1 Nanometer ist der milliardste Teil eines Meters, auf dem sich drei bis zehn Atome unterbringen lassen), wird die Entwicklung ganz neuer Materialien und Materialeigenschaften mit enormen Potenzialen ermöglicht. Die eng mit den Nanowissenschaften verknüpfte Biophysik weist u.a. neue Wege in der Medizintechnik, nicht zuletzt in der Diagnose von Krankheiten.
Schon seit längerem wird auch an der Universität Bielefeld auf dem Gebiet der ultrakleinen Dimensionen intensiv geforscht. Nun sucht man dort die Kooperation mit der regionalen Wirtschaft und gründet gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern Ostwestfalen zu Bielefeld und Lippe zu Detmold ein Institut mit der Bezeichnung "Bielefeld Institute for Biophysics and Nanoscience (BINAS)". Die Initiative dazu geht von den Physikern Prof. Dr. Dario Anselmetti (Experimentelle Biophysik und Angewandte Nanowissenschaften), Prof. Dr. Armin Gölzhäuser (Physik supramolekularer Systeme), Prof. Dr. Ulrich Heinzmann (Molekül- und Oberflächenphysik), Prof. Dr. Günter Reiss (Dünne Schichten und Nanostrukturen) und Prof. Dr. Markus Sauer (Angewandte Laserphysik und -Spektroskopie) aus. Auch Biophysik und Nanowissenschaften gehören zu den modernen Forschungsfeldern, in denen die klassischen Disziplingrenzen sich mehr und mehr verwischen. Im BINAS ist daher eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus der Biologie, der Chemie und aus der Technischen Fakultät geplant. Sie bezieht sich nicht nur auf die Forschung, sondern auch auf die Lehre, besonders in der Doktorandenausbildung aber auch in der beruflichen Fortbildung. Seit Beginn des Wintersemesters laufen zudem an der Universität zwei neue Bachelor-Studiengänge in Nanowissenschaften und Biophysik. Nicht zuletzt soll über das BINAS auch ein Dialog mit Gesellschaft und Politik über Chancen und Risiken der neuen Forschungen geführt werden.
Über die Kooperation mit den IHKs wird das BINAS eine herausragende Rolle beim Wissens- und Technologietransfer spielen, interessierten Unternehmen als Ansprechpartner für technologische Fragen und Probleme zur Verfügung stehen und gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte vorantreiben. Erste Interessenten bei den Unternehmen gibt es bereits. Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung mit den IHKs ist für Mitte März geplant. Auch die Politik hat großes Interesse an dem neuen Institut: Die Ministerin für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft wird es am 22. April offiziell eröffnen.
Kontakt und weitere Informationen: Prof. Dr. Dario Anselmetti, Fakultät für Physik der Universität Bielefeld, Telefon: 0521/106 5389.
Foto: Gründen das neue Bielefelder Institut für Biophysik und Nanowissenschaften: Die Physiker Günter Reiss, Armin Gölzhäuser, Dario Anselmetti und Ulrich Heinzmann (von links) sowie Markus Sauer (nicht auf dem Foto).