Pressemitteilungen
Neobiota - Aliens im Vorgarten (Nr. 177/2005)
Osnabrücker Museum präsentiert von Bielefelder Biologen mitgestaltete Ausstellung über gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten
Umgangssprachlich werden sie Einwanderer, Eindringlinge, Exoten, Invasoren, Fremdlinge oder - auf englisch - Aliens genannt. Doch hinter diesen Begriffen verbergen sich nicht nur mögliche außerirdische Lebensformen, sondern auch Pflanzen- und Tierarten, die vom Menschen in neue Lebensräume gebracht wurden. In der Wissenschaft werden sie Neobiota genannt. Das naturkundliche Osnabrücker Museum am Schölerberg hat gemeinsam mit dem Arbeitsbereich Experimentelle Ökologie der Universität Bielefeld eine Wanderausstellung zum Thema "Gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten" entwickelt, die erstmals vom 10. September (Eröffnung: 18 Uhr) bis 29. Januar unter dem Titel "Neobiota - Aliens im Vorgarten" im Museum am Schölerberg präsentiert wird. Die Ausstellung möchte das Phänomen nicht-heimischer Organismen einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen.
Viele Wissenschaftler sehen in der Zuwanderung oder der bewussten Einführung gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten und Mikroorganismen neben der veränderten Landnutzung die weltweit größte Bedrohung der Artenvielfalt. Diese "neuen Arten" können einheimische Arten verdrängen, Struktur und Funktion von Ökosystemen nachhaltig verändern und damit schwere wirtschaftliche und auch medizinische Probleme mit sich bringen.
Die Ausstellung beginnt mit einem Einstiegsszenario, in dem ein paar Aufsehen erregende Beispiele für aktuelle Alien-Probleme auf dem ganzen Globus gezeigt werden. Es folgen eine Kontaminationsschleuse, die den Besucher nach Aliens durchsucht, und acht weitere Räume.
In der Ausstellung geht es zunächst um die Ursachen für die rasante Ausbreitung gebietsfremder Organismen. In der darauf folgenden "Ahnengalerie" werden einige "Neubürger" vorgestellt und erzählt, aus welchem Land sie ursprünglich nach Deutschland gekommen sind. Im anschließenden "Einwohnermeldeamt" gibt es eine kleine Auswahl von eingewanderten Pflanzen und Tieren mit ihren speziellen Verbreitungsmustern in Deutschland und Europa. Eine inszenierte Parklandschaft schließt sich an. Heute sind diese Grünflächen in den Städten jene Lebensräume, in denen Neobiota dominieren. Schmackhafte Aliens müssen nicht von fremden Sternen kommen, finden sich jedoch in den Töpfen von Sternenköchen wieder. Die Besucher können sich in einer "normalen deutschen Küche" umsehen und werden dann erstaunt feststellen, dass viele "Neobiota" täglich in der eigenen Küche genutzt werden.
Der Ballastwassertank eines Ozeanriesen ist ein weiterer Ausstellungsbereich. Jedes große Schiff muss aus Stabilitätsgründen Wasser aufnehmen, wenn es ohne Ladung von einem Ort zum anderen fährt. Mit der Aufnahme des Wassers werden auch jede Menge Organismen in die Ballastwassertanks gepumpt. Allein im Ballastwasser großer Hochseeschiffe erreichen täglich fast 10000 fremde maritime Lebensformen deutsche Küsten. In der anschließenden Landschaft wird thematisiert, dass die heutige Veränderung der Ökosysteme vielfach ökonomische Ursachen hat. Hier werden die Bereiche Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei und Imkerei gestreift.
Wenn sich die Besucher schließlich am Ende ihres Rundgangs die Fragen stellen "Wie funktioniert die Ausbreitung und warum? Welche weiteren neuen Arten gibt es? Was sagen namhafte Wissenschaftler zum Neobiota-Problem?", können sie sich in einem Forscherzimmer dem Thema per Literatur, Computerstationen und Mikroskopen vertieft widmen. Beim Verlassen der Ausstellung müssen die Besucher zwischen zwei Türen wählen, auf denen "Wir müssen etwas gegen die Neobioten unternehmen" oder "Wir lassen eine freie Entwicklung zu" steht. Dieses "Abstimmungsergebnis" wird per Lichtschranke gezählt und fortwährend im Ausgangsbereich gezeigt.
Die Ausstellung wird nach ihrer ersten Station in Osnabrück für vier bis fünf Jahre im deutschsprachigen Raum auf Wanderschaft gehen. Sie ist bis Ende 2008 bereits ausgebucht und wird unter anderem in Lübeck, Reutlingen, Coburg, München und auf der sächsischen Landesgartenschau in Oschatz zu sehen sein.
Museum am Schölerberg - Natur und Umwelt, Am Schölerberg 8, 49082 Osnabrück, Tel. 0541/56003-0, Fax 0541/56003-37
Öffnungszeiten: dienstags 9 - 20 Uhr, mittwochs bis freitags 9 - 18 Uhr, samstags 14 - 18 Uhr, sonntags 10 - 18 Uhr.