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Ludwig Huber hat Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm betrieben (Nr. 101/2002)

Veröffentlicht am 3. Juli 2002, 00:00 Uhr

Der Bielefelder Pädagoge Ludwig Huber wird am 5. Juli im Bielefelder Oberstufen-Kolleg, 14.00 Uhr, anlässlich seiner Emeritierung feierlich verabschiedet. Seine beruflichen Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Leiter des Oberstufen-Kollegs, als Professor der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld, als Mitglied des Vorstandes des Interdisziplinären Zentrums für Hochschuldidaktik und sein Engagement als schul- und bildungspolitischer Wissenschaftler lassen sich kaum vollständig darstellen, seit er im April 1989 die Nachfolge von Hartmut von Hentig als Wissenschaftlicher Leiter des Oberstufen-Kollegs antrat.

Bild in 300 dpi Ludwig Huber beschreitet von Beginn an den Weg zu einer neuen Organisation der Forschungs- und Entwicklungsarbeit des Oberstufen-Kollegs: Bündelung der Forschungs- und Entwicklungsressourcen auf jeweils wenige zentrale Themen und auf eine gemeinsame Entwicklungsaufgabe. Der erste von ihm zu verantwortende Forschungs- und Entwicklungsplan bestand noch aus einem "bunten Strauß" vielfältiger Projekte und Absichten, der nächste aber konzentrierte sich bereits auf zwei Themen: den fächerübergreifenden Unterricht und den produktiven Umgang mit Heterogenität. Mit dem Forschungs- und Entwicklungsplan (1998/99) initiierte Huber einen weiteren Schritt, die Qualität der Forschungsarbeit durch eine Konzentration der Themen und Ressourcen zu verbessern. Die Entwicklung von fünf "Projekttypen der Lehrerforschung" öffnete das thematische Feld und bot zwischen den Polen der Sozialisations- und Motivationsforschung sowie der Entwicklung und Erprobung von Kurskonzepten und Unterrichtsmaterialien unterschiedlichen Forschungsinteressen Raum. Nicht zuletzt müssen hier Hubers Aktivitäten genannt werden, die Ergebnisse zu präsentieren und in die Schulen des Regelsystems und in die wissenschaftliche Diskussion zu transferieren.

Angesichts der Neukonzeptionierung des Oberstufen-Kollegs steht für Ludwig Huber immer noch die Aufgabe im Zentrum, mit Beginn der Erprobung des neuen dreijährigen Ausbildungsgangs am Oberstufen-Kolleg auch die Grundlagen für die Evaluation der Unterrichtsarten, der didaktischen und pädagogischen Reformkonzeptionen zu legen. In wichtigen Aspekten - dies kann schon heute gesagt werden ist Hubers Arbeit erfolgreich gewesen, konnte das Oberstufen-Kolleg Reformelemente erhalten und neu aufnehmen, für die er sich immer wieder eingesetzt hat. Sie können nur schlagwortartig genannt werden: Bildung im Medium der Wissenschaft, Individualisierung des Lernens und die Möglichkeit der Interessenbildung, z. B. in der freien Kombination zweier Studienfächer, Produktiver Umgang mit Heterogenität, Verankerung des fächerverbindenden und fächerübergreifenden Unterrichts.

Mit seiner Berufung zum Wissenschaftlichen Leiter des Oberstufen-Kollegs ist Ludwig Huber gleichzeitig zum Professor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsdidaktik an der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld ernannt worden. Seine Schwerpunkte in der Lehre waren die Bereiche Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik. Über sieben Jahre hat er parallel dazu im Kassel-Bielefelder Graduiertenkolleg zur Schulentwicklungsforschung mitgearbeitet. Den Schwerpunkt "Wissenschaftsdidaktik" hat Huber nicht nur theoretisch bearbeitet: er war Mitglied des Vorstandes des Interdisziplinären Zentrums für Hochschuldidaktik und ist (immer noch) Mitherausgeber der Zeitschrift "Das Hochschulwesen", des "Forums für Hochschulforschung, -praxis und -politik", das die Community der Hochschuldidaktik um sich versammelt. Dies steht dafür, dass er auch nach seinem Schritt an das Oberstufen-Kolleg der Hochschuldidaktik treu geblieben ist und die Verbindungen dorthin nicht hat abreißen lassen. Ludwig Huber hat Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm betrieben, ihm war die praktische, die bildungspolitische Seite und die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis ein wichtiges Anliegen. Dafür war er stets bereit, sich in politischen und gewerkschaftlichen Kontexten - Konferenzen, Workshops, Tagungen - zu äußern, Expertise zu leisten, Positionen und Argumente für diese Positionen vorzutragen.

Ludwig Huber hat das Oberstufen-Kolleg in schwierigen Zeiten geleitet und gibt jetzt das Amt ab, ohne dass die Versuchsschule bereits wieder "ruhiges Fahrwasser" erreicht hätte. Es ist nicht zuletzt seinem hohen persönlichen Engagement zu verdanken, dass die Einrichtung mit dem Umbruch und der Entwicklung einer Konzeption für den dreijährigen Bildungsgang eine zweite Chance, einen neuen Auftrag erhalten hat.

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