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Pressemitteilungen
Veröffentlicht am
2. Juni 2010
Kategorie:
Studium & Lehre
Kleine Gruppen, intensive Mitarbeit, erfolgreiches Lernen (Nr. 100/2010)
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften finanziert aus Studienbeiträgen ein Kleingruppenkonzept
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bielefeld hat mit Mitteln aus Studienbeiträgen ein innovatives Kleingruppenkonzept entwickelt und eingeführt. Ziel ist es, im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften die Qualität der Lehre deutlich zu verbessern. Die Methode ist einfach: Großveranstaltungen mit bis zu 350 Studierenden werden durch Tutorien mit weniger als 20 Teilnehmern begleitet, ersetzt oder ergänzt. Was so einfach klingt, bedeutet für Studierende, Lehrende und Fakultätsleitung deutlich mehr Aufwand. Der Erfolg: Die Studierenden werden merkbar stärker involviert, beschäftigen sich intensiver mit dem Stoff, lernen sich gegenseitig besser kennen und erproben Formen der Teamarbeit, die sie im späteren Berufsleben auch anwenden werden. Der Erfolg lässt sich auch an den Zahlen ablesen: Die Durchfallquoten in den Veranstaltungen sinken von knapp 25 auf 9 Prozent und darunter.
Speziell in den ersten Semestern – in der sogenannten Phase der fachlichen Basis – finden sich Studierende der Wirtschaftswissenschaften häufig in sehr großen Veranstaltungen wieder, an deren Ende zumeist eine große Prüfung steht. Dies gilt auch für die Nebenfächler, die in dieser Phase einen erheblichen Teil der Studierenden in den Wirtschaftswissenschaften ausmachen. „Damit haben viele gerade zum Beginn des Studiums Probleme – sie verlieren die Motivation und als Konsequenz häufig den Anschluss“, berichtet Professor Dr. Fred Becker, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Das Ergebnis: Zu viele haben den Basisstoff nicht ausreichend verstanden und fallen durch Prüfungen, was für den weiteren Verlauf des Studiums ein Problem darstellt. Hier wollte die Fakultät ansetzen und hat zusammen mit der Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge „Wirtschaftswissenschaften“ im Wintersemester 2005/2006 intensiv über die Möglichkeit von Verkleinerung der Veranstaltungen und damit einhergehend über alternative Prüfungsformen jenseits von Abschlussklausuren diskutiert. Eine Umsetzung der Konzepte scheiterte aber entscheidend an der Finanzierung. „Wir hatten einfach nicht die Mittel, um zu einer Veranstaltung bis zu 20 Tutorien anzubieten“, so der Dekan. Diese Situation änderte sich im Wintersemester 2006, als die Universität Bielefeld Studienbeiträge einführte. 70 Prozent der Einnahmen, stehen den Fakultäten mittlerweile direkt zur Verfügung. Für die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften bedeutet das bis zu 400.000 zusätzliche Euro pro Jahr.
Über die Verwendung der Studienbeiträge entscheiden an der Universität Bielefeld Kommissionen, die zur Hälfte mit Studierenden besetzt sind. In den Wirtschaftswissenschaften stand schnell das Kleingruppenkonzept und das Thema „studienbegleitende Prüfungsformen“ auf der Agenda der fakultätsinternen Studienbeitragskommission. Nach Klärung grundsätzlicher Regeln der Bewilligung von Projekten aus Mitteln der Studienbeiträge (insbesondere Anwendung moderner Hochschuldidaktik und studienbegleitende Prüfungen) wurde die Finanzie-rung des Kleingruppenkonzepts als Kernprojekt der Fakultät genehmigt. Alle Studierenden sollten bereits frühzeitig und durchgehend zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Kernstoff des Studiums angeleitet werden. Es konnte noch im gleichen Semester losgehen.
Die Veranstaltung „Interne Unternehmensrechnung“ von Professor Dr. Hermann Jahnke war die erste umgestellte Großveranstaltung. Der Professor für Controlling und Produktionswirtschaft hat seine Vorlesung mit 450 Teilnehmern in bis zu 45 Tutorien aufgeteilt. Bei dieser Zahl werden die Herausforderungen schnell deutlich: „Wir mussten zum einen mehr als 15 Tutoren für ein Fach finden, diese intensiv schulen, die Qualität sicherstellen und – ein besonderes Problem – wir mussten die Räume organisieren,“ so Professor Dr. Hermann Jahnke. Am Ende steht nicht eine große Prüfung, stattdessen gibt es laufend Aufgaben und zwei Tests, die über das Semester verteilt sind. Die Rolle des Professors hat sich dadurch verändert: mehr didaktische Konzeption, mehr Anleiten der Tutoren, mehr Planung, mehr Organisation. „Ich stehe nun nicht mehr nur in der Vorlesung vor den Studierenden, ich bin zunehmend im Hintergrund ganz anders gefordert.“
In jedem Semester der ersten beiden Studienjahre („Fachliche Basis“) ist eine Pflichtveranstaltung nach diesem Modell konzipiert. Darüber hinaus werden zusätzlich drei von zwölf Veranstaltungen des 2., 3. und 4. Semesters mit einer ähnlich großen Anzahl von Tutorien begleitet. In der Profilphase (5.-6. Semester) sind die Kleingruppen in manchen Veranstaltungen integriert, das heißt Teile der Präsenzveranstaltungen finden in Kleingruppen statt. Dies führt beispielsweise dazu, dass in der Veranstaltung „Verhalten in Organisationen“ alle 72 Studierenden mehrfach in 4er-Gruppen, didaktisch begleitet durch neu eingestellte Lehrkräfte, aktiv Vorlesungsinhalte gemeinsam mit Kommilitonen selbstständig einüben. All diese Maßnahmen werden finanziert aus Studienbeiträgen.
Die Vorteile kommen bei den Studierenden an. „Dass dieses Konzept uns direkt etwas bringt, ist einsichtig“, so Maik Lewerenz von der Fachschaft der Wirtschaftswissenschaften. Seine Kommilitonin Ann-Kathrin Lisson ergänzt: "Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff in den Kleingruppen ist der Lerneffekt größer, es macht einfach mehr Spaß und man lernt im Team zu arbeiten."
Das Fazit der Lehrenden wie der Studierenden ist einheitlich: Das Kleingruppenkonzept der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften ist ein erfolgreiches Instrument, um jeden einzelnen Studierenden zur aktiven und selbstständigen Auseinandersetzung und Anwendung – alleine und in Gruppen – zu bewegen sowie um somit insgesamt die Qualität von Studium und Lehre zu verbessern.
Aber: Ohne die Mittel aus den Studienbeiträgen wäre dieses Konzept nicht umsetzbar.
Kontakt:
Professor Dr. Fred G. Becker, Universität Bielefeld
Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Tel.: 0521 106-3830 oder -3831
Fax: 0521 106-5012
E-Mail: fgbecker@wiwi.uni-bielefeld.de
www.wiwi.uni-bielefeld.de/
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bielefeld hat mit Mitteln aus Studienbeiträgen ein innovatives Kleingruppenkonzept entwickelt und eingeführt. Ziel ist es, im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften die Qualität der Lehre deutlich zu verbessern. Die Methode ist einfach: Großveranstaltungen mit bis zu 350 Studierenden werden durch Tutorien mit weniger als 20 Teilnehmern begleitet, ersetzt oder ergänzt. Was so einfach klingt, bedeutet für Studierende, Lehrende und Fakultätsleitung deutlich mehr Aufwand. Der Erfolg: Die Studierenden werden merkbar stärker involviert, beschäftigen sich intensiver mit dem Stoff, lernen sich gegenseitig besser kennen und erproben Formen der Teamarbeit, die sie im späteren Berufsleben auch anwenden werden. Der Erfolg lässt sich auch an den Zahlen ablesen: Die Durchfallquoten in den Veranstaltungen sinken von knapp 25 auf 9 Prozent und darunter.
Speziell in den ersten Semestern – in der sogenannten Phase der fachlichen Basis – finden sich Studierende der Wirtschaftswissenschaften häufig in sehr großen Veranstaltungen wieder, an deren Ende zumeist eine große Prüfung steht. Dies gilt auch für die Nebenfächler, die in dieser Phase einen erheblichen Teil der Studierenden in den Wirtschaftswissenschaften ausmachen. „Damit haben viele gerade zum Beginn des Studiums Probleme – sie verlieren die Motivation und als Konsequenz häufig den Anschluss“, berichtet Professor Dr. Fred Becker, Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Das Ergebnis: Zu viele haben den Basisstoff nicht ausreichend verstanden und fallen durch Prüfungen, was für den weiteren Verlauf des Studiums ein Problem darstellt. Hier wollte die Fakultät ansetzen und hat zusammen mit der Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge „Wirtschaftswissenschaften“ im Wintersemester 2005/2006 intensiv über die Möglichkeit von Verkleinerung der Veranstaltungen und damit einhergehend über alternative Prüfungsformen jenseits von Abschlussklausuren diskutiert. Eine Umsetzung der Konzepte scheiterte aber entscheidend an der Finanzierung. „Wir hatten einfach nicht die Mittel, um zu einer Veranstaltung bis zu 20 Tutorien anzubieten“, so der Dekan. Diese Situation änderte sich im Wintersemester 2006, als die Universität Bielefeld Studienbeiträge einführte. 70 Prozent der Einnahmen, stehen den Fakultäten mittlerweile direkt zur Verfügung. Für die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften bedeutet das bis zu 400.000 zusätzliche Euro pro Jahr.
Über die Verwendung der Studienbeiträge entscheiden an der Universität Bielefeld Kommissionen, die zur Hälfte mit Studierenden besetzt sind. In den Wirtschaftswissenschaften stand schnell das Kleingruppenkonzept und das Thema „studienbegleitende Prüfungsformen“ auf der Agenda der fakultätsinternen Studienbeitragskommission. Nach Klärung grundsätzlicher Regeln der Bewilligung von Projekten aus Mitteln der Studienbeiträge (insbesondere Anwendung moderner Hochschuldidaktik und studienbegleitende Prüfungen) wurde die Finanzie-rung des Kleingruppenkonzepts als Kernprojekt der Fakultät genehmigt. Alle Studierenden sollten bereits frühzeitig und durchgehend zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Kernstoff des Studiums angeleitet werden. Es konnte noch im gleichen Semester losgehen.
Die Veranstaltung „Interne Unternehmensrechnung“ von Professor Dr. Hermann Jahnke war die erste umgestellte Großveranstaltung. Der Professor für Controlling und Produktionswirtschaft hat seine Vorlesung mit 450 Teilnehmern in bis zu 45 Tutorien aufgeteilt. Bei dieser Zahl werden die Herausforderungen schnell deutlich: „Wir mussten zum einen mehr als 15 Tutoren für ein Fach finden, diese intensiv schulen, die Qualität sicherstellen und – ein besonderes Problem – wir mussten die Räume organisieren,“ so Professor Dr. Hermann Jahnke. Am Ende steht nicht eine große Prüfung, stattdessen gibt es laufend Aufgaben und zwei Tests, die über das Semester verteilt sind. Die Rolle des Professors hat sich dadurch verändert: mehr didaktische Konzeption, mehr Anleiten der Tutoren, mehr Planung, mehr Organisation. „Ich stehe nun nicht mehr nur in der Vorlesung vor den Studierenden, ich bin zunehmend im Hintergrund ganz anders gefordert.“
In jedem Semester der ersten beiden Studienjahre („Fachliche Basis“) ist eine Pflichtveranstaltung nach diesem Modell konzipiert. Darüber hinaus werden zusätzlich drei von zwölf Veranstaltungen des 2., 3. und 4. Semesters mit einer ähnlich großen Anzahl von Tutorien begleitet. In der Profilphase (5.-6. Semester) sind die Kleingruppen in manchen Veranstaltungen integriert, das heißt Teile der Präsenzveranstaltungen finden in Kleingruppen statt. Dies führt beispielsweise dazu, dass in der Veranstaltung „Verhalten in Organisationen“ alle 72 Studierenden mehrfach in 4er-Gruppen, didaktisch begleitet durch neu eingestellte Lehrkräfte, aktiv Vorlesungsinhalte gemeinsam mit Kommilitonen selbstständig einüben. All diese Maßnahmen werden finanziert aus Studienbeiträgen.
Die Vorteile kommen bei den Studierenden an. „Dass dieses Konzept uns direkt etwas bringt, ist einsichtig“, so Maik Lewerenz von der Fachschaft der Wirtschaftswissenschaften. Seine Kommilitonin Ann-Kathrin Lisson ergänzt: "Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff in den Kleingruppen ist der Lerneffekt größer, es macht einfach mehr Spaß und man lernt im Team zu arbeiten."
Das Fazit der Lehrenden wie der Studierenden ist einheitlich: Das Kleingruppenkonzept der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften ist ein erfolgreiches Instrument, um jeden einzelnen Studierenden zur aktiven und selbstständigen Auseinandersetzung und Anwendung – alleine und in Gruppen – zu bewegen sowie um somit insgesamt die Qualität von Studium und Lehre zu verbessern.
Aber: Ohne die Mittel aus den Studienbeiträgen wäre dieses Konzept nicht umsetzbar.
Kontakt:
Professor Dr. Fred G. Becker, Universität Bielefeld
Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Tel.: 0521 106-3830 oder -3831
Fax: 0521 106-5012
E-Mail: fgbecker@wiwi.uni-bielefeld.de
www.wiwi.uni-bielefeld.de/