Pressemitteilungen
Keine Gesundheitsgefährdung, aber vorläufige Sicherungsmaßnahmen notwendig (Nr. 62/2008)
Umfangreiche Untersuchungsergebnisse ermöglichen sicheren Umgang mit Asbestbelastung
Die Ergebnisse von umfangreichen Untersuchungen in sämtlichen Bibliotheksbereichen liegen nun vor. Sie bestätigen das Bild, das sich bereits seit dem 27. März abzeichnete: Für den Brandschutz der Bibliothek wurde bei ihrem Bau zum Teil Spritzasbest verwendet, entsprechende Fasern wurden in fünf Teilbibliotheken festgestellt. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) als Eigentümer des Gebäudes sowie die Universität Bielefeld konnten bis dato davon ausgehen, dass das gespritzte Brandschutzmaterial nicht asbesthaltig ist. Die Teilbibliothek der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft wird wieder geöffnet. Für die betroffenen Teilbibliotheken gelten bis zum Abschluss von vorläufigen Sicherungsmaßnahmen verkürzte Nutzungszeiten.
Seit dem 27. März haben externe Gutachter im Auftrag des BLB in der Bibliothek mehr als 400 Proben genommen. In den Teilbibliotheken in den Bauteilen B, D und E wurde dabei kein Asbest gefunden - weder in Staubproben, noch in der Raumluft. Dagegen wurden in den Bauteilen T, U und V in Staubproben jeweils eine Faser gefunden. Die Raumluft weist allerdings auch dort keine gesundheitsgefährdende Konzentration auf. Das Gleiche gilt für die Teilbibliotheken in den Bauteilen S und C, die wegen Asbestfunden in Staubproben am 27. März beziehungsweise am 16. April vorsorglich geschlossen wurden.
Die Gutachter sehen aufgrund der vorliegenden Ergebnisse keine Gesundheitsgefährdung. Dennoch werden Universität und Bau- und Liegenschaftsbetrieb umgehend Maßnahmen ergreifen. Diese erfolgen zum Teil aufgrund rechtlicher Vorgaben, zum Teil vorsorglich. Insgesamt sollen die Einschränkungen für Studierende und Wissenschaftler bei der Bibliotheksnutzung auf ein vertretbares Maß begrenzt werden.
"Wir können heute zwar keine endgültige Entwarnung geben, sind aber erleichtert, dass keine Gesundheitsgefährdung für unsere Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorliegt", so Hans-Jürgen Simm, Kanzler der Universität Bielefeld. "Als wir den ersten Asbestfund hatten, konnten wir das Ausmaß nicht einschätzen. Wir haben daher umgehend gehandelt und die Teilbibliothek in Bauteilen S und vorsorglich auch in Bauteil C geschlossen. Mit dem Wissen, das wir nach den intensiven Untersuchungen in der gesamten Bibliothek gewonnen haben, ist nun ein sicherer Umgang mit dem Thema in diesem Bereich möglich - dabei steht natürlich weiterhin die Gesundheit im Vordergrund. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass die unvermeidlichen Einschränkungen bei der Nutzung der Bibliothek nicht zu gravierenden Problemen in Studium und Forschung führen."
Das Land Nordrhein-Westfalen hat den Umgang mit asbestbelasteten Räumlichkeiten in einer Asbestrichtlinie geregelt. Demnach sind bei entsprechender Bewertung des Gefährdungspotenzials umgehend vorläufige Maßnahmen zu ergreifen und innerhalb von drei Jahren muss eine Sanierung beginnen.
Nach Einschätzung der Gutachter brauchen die Teilbibliotheken in den Bauteilen T, U und V trotz der einzelnen Asbestfunde vorerst nicht geschlossen werden. Voraussetzung ist eine Kürzung der Nutzungszeiten der betroffen Bibliotheksteile auf insgesamt zweimal vier Stunden täglich. Bibliotheksnutzer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen sich nur maximal vier Stunden pro Tag in dem Bereich aufhalten. Die Teilbibliothek im Bauteil C (seit dem 16. April vorsorglich geschlossen) wird am Freitagmorgen (25. April) wieder geöffnet. Es gilt dann auch dort die verkürzte Öffnungszeit.
In einem zweiten Schritt werden die Decken in sämtlichen betroffenen Bibliotheksteilen abgedichtet. Für diese bauliche Sicherungsmaßnahme sind die Bereiche zu sperren. Nach Einschätzung der Experten können die Bereiche jedoch nacheinander gesichert werden. Zurzeit wird S gesichert, anschließend die anderen Bereiche. Die Maßnahme wird voraussichtlich jeweils zwei Wochen dauern. In der Zeit ist der Zugang zur Literatur nicht möglich. Die Bibliothek stellt die Semester- und Handapparate an anderen Stellen zur Verfügung. Nach Freigabe durch die Gutachter können die Teilbibliotheken wieder regulär öffnen. Dabei gilt nach der Asbestrichtlinie des Landes NRW für die Freigabe nach den vorläufigen Sanierungsmaßnahmen ein Grenzwert in der Raumluft von 1.000 Fasern pro Kubikmeter. Von diesem Grenzwert sind die Ergebnisse der Raumluftuntersuchungen weit entfernt - die höchste in der Bibliothek gemessene Konzentration lag bei 196 Fasern pro Kubikmeter. Nach der Öffnung werden zukünftig regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchgeführt.
Noch nicht in allen Teilbibliotheken konnten Quellen für die Asbestfasern gefunden werden. Sollte sich bei weitergehenden Untersuchungen in den Decken zeigen, dass in einzelnen Teilbibliotheken doch kein Spritzasbest verwendet wurde, werden diese umgehend wieder regulär öffnen.
Nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen ist laut Einschätzung der Gutachterin eine Reinigung der Bücher nicht notwendig. Dennoch wird der Buchbestand in den betroffenen Bereichen vorsorglich gereinigt. Um die Bibliotheksteile nicht noch weitere ein bis zwei Wochen schließen zu müssen, erfolgt die Reinigung nach Aufhebung der Sperrung, also während des laufenden Betriebs. Eine Ausnahme ist dabei der gesperrte Bereich S - hier erfolgt die Öffnung vorsorglich erst nach der Buchreinigung.
"Wir gehen mit unseren vorsorglichen Maßnahmen zum Teil noch über die Empfehlungen der externen Gutachter und Experten hinaus," so Heinrich Micus, Niederlassungsleiter des BLB in Bielefeld, "haben dabei aber die Notwendigkeiten für Studium und Forschung intensiv im Blick."
Die aktuell vorliegenden Ergebnisse in der Bibliothek im Detail:
Teilbibliothek in Bauteil B (Informationszentrum, Informationswissenschaften):
In 19 Staubproben keine Asbestfasern gefunden. Raumluft: Sechs Messungen, keine Asbestfasern gefunden.
Teilbibliothek in Bauteil C (Linguistik und Literaturwissenschaft):
In sechs von 75 Staubproben Asbestfasern gefunden. Raumluft: 22 Messungen, zwei Messungen mit sehr geringer Faserkonzentration (196 Fasern beziehungsweise 98 Fasern pro Kubikmeter) - nicht gesundheitsgefährdend.
Teilbibliothek in Bauteil D (Frauenforschung, Gesundheitswissenschaften, Romanistik):
In 25 Staubproben keine Asbestfasern gefunden. Raumluft: Zehn Messungen, keine Asbestfasern gefunden.
Teilbibliothek in Bauteil E (Physik und Technik, Chemie, Biologie, Biotechnologie, Allg. Naturwissenschaften, Ernährungs- und Haushaltswissenschaft):
In 20 Staubproben keine Asbestfasern gefunden. Raumluft: 12 Messungen, keine Asbestfasern gefunden.
Teilbibliothek in Bauteil S (Geschichtswissenschaft, Kunst, Philosophie, Musik, Geowissenschaften):
In vier von 56 Staubproben wurden Asbestfasern festgestellt. Raumluft: 24 Messungen, eine Messung mit sehr geringer Faserkonzentration (96 Fasern pro Kubikmeter) - nicht gesundheitsgefährdend.
Teilbibliothek in Bauteil T (Erziehungswissenschaft, Psychologie, Sportwissenschaft, Theologie):
In einer von 35 Staubproben wurde an einem Pinnbrett eine Asbestfaser festgestellt. Raumluft: Sieben Messungen, eine Messung mit sehr geringer Faserkonzentration (96 Fasern pro Kubikmeter) - nicht gesundheitsgefährdend.
Teilbibliothek in Bauteil U (Rechtswissenschaft, Soziologie):
In einer von 72 Staubproben wurde an einem Buch eine Asbestfaser festgestellt, Raumluft: 16 Messungen, keine Asbestfasern gefunden.
Teilbibliothek in Bauteil V (Mathematik, Informatik, Wirtschaftswissenschaften):
In einer von 39 Staubproben wurde an einem Buch eine Asbestfaser festgestellt, Raumluft: Neun Messungen, keine Asbestfasern gefunden.
Zurzeit laufen mehr als 500 Probenahmen in Decken im gesamten GebÃude. Aktuell gibt es keine Hinweise, dass der in der Bibliothek zum Teil verwendete Spritzasbest auch in anderen Bauteilen außerhalb der Bibliotheksbereiche der Universität verwendet wurde.