Pressemitteilungen
Integrationsmotor Sport? (Nr. 31/2008)
Sportwissenschaftler der Universität Bielefeld untersuchen Status Quo und Wirksamkeit der sportbezogenen Integrationsmaßnahmen in Bielefeld und Duisburg
Die Integration von Migrantinnen und Migranten ist eine große Herausforderung für die Gesellschaft, aber auch eine Chance, die genutzt werden sollte. Besonderen Nachdruck erhält diese Thematik derzeit durch den Nationalen Integrationsplan der Bundesregierung aus dem Jahr 2007, in dem Sport eine bedeutende Rolle zugesprochen wird. Schon seit vielen Jahren engagieren sich Sportvereine für die Integration und von verschiedenen Seiten werden hierfür finanzielle Mittel bereitgestellt. Doch wie erfolgreich sind diese Bemühungen? Eine Arbeitsgruppe um die beiden Bielefelder Sportwissenschaftler, Professorin Dr. Christa Kleindienst-Cachay und Professor Dr. Klaus Cachay, ist vom Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragt worden, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Das Ziel ist es, einerseits einen Überblick über den Status Quo des Sportengagements von Personen mit Migrationshintergrund zu gewinnen und anderseits die Wirksamkeit sportbezogener Integrationsmaßnahmen zu untersuchen.
"Die Sportverbände und Vereine versuchen seit gut drei Jahrzehnten in Zusammenarbeit mit den Bundes- und den Landesministerien gezielt Integrationsmaßnahmen anzustoßen und dadurch eine Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in und durch den Sport zu erreichen", so Professorin Dr. Christa Kleindienst-Cachay. "Bund und Länder stellen dafür erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung."
Allerdings: Trotz des unbestritten großen Bemühens des organisierten Sports, hier einen Beitrag zu leisten, liegen zur Integration in und durch den Sport kaum verlässliche Daten vor. "Wir haben kaum Informationen, wie groß die Zahl der regelmäßig und organisiert Sport treibenden Menschen mit Migrationshintergrund ist, welche speziell integrationsbezogenen Sportangebote überhaupt existieren und ob die angestrebten Integrationserfolge auch tatsächlich erreicht werden", erklärt Professor Dr. Klaus Cachay.
Ziel der Studie ist es erstens, einen Überblick über das Sportengagement von Personen mit Migrationshintergrund sowie über die Umsetzung bewegungsbezogener Integrationsmaßnahmen zu erhalten. Zweitens soll die Wirksamkeit spezifischer Integrationsmaßnahmen im Sport untersucht werden. Dazu sollen zwei regionale Fallstudien in zwei ausgewählten Städten Nordrhein-Westfalens, Bielefeld und Duisburg, durchgeführt werden. Diese Fallstudien erfolgen zunächst als flächendeckende Totalerhebung in Form einer postalischen Fragebogenuntersuchung. Dabei sollen aber nicht allein die Sportvereine der beiden Städte, sondern ebenso weitere Organisationen, wie beispielsweise Schulen, Einrichtungen der Jugendhilfe, Krankenkassen sowie kommerzielle Sportanbieter, in den Blick genommen werden. "Auf diese Weise wollen wir die gesamte Breite des kommunalen Sportangebots erfassen, an dem Migrantinnen und Migranten partizipieren", so Professorin Kleindienst-Cachay. Darüber hinaus umfassen die geplanten Fallstudien in Bielefeld und Duisburg je zwei Einzelfalluntersuchungen zu so genannten "Best-Practice"-Modellen, wobei sowohl deutsche als auch "eigenethnische" Vereine einbezogen werden. Hier sollen mittels leitfadengestützter Interviews die Möglichkeiten und Schwierigkeiten der sportbezogenen Integration vertiefend analysiert werden, um so den zentralen Mechanismen auf die Spur zu kommen, die einer nachhaltigen Integration von Migrantinnen und Migranten in und durch den Sport förderlich sind, beziehungsweise diese erschweren können.
"Ziel der geplanten Studien ist es insgesamt, die Untersuchungsergebnisse in konkrete Empfehlungen für die künftige Weiterentwicklung sportbezogener Integrationsmaßnahmen zu übersetzen", erklärt Professor Cachay.
In den nächsten Tagen werden in Bielefeld insgesamt 220 Sportvereine, die weiterführenden Schulen sowie die Einrichtungen der Jugendhilfe angeschrieben beziehungsweise kontaktiert und um Teilnahme an der Erhebung gebeten. In einer zweiten Phase erfolgt dann die Befragung der übrigen Einrichtungen. Die Befragung in Duisburg startet in der letzten Märzwoche.
Das Forschungsprojekt wird vom Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen mit rund 120.000 Euro gefördert. Die endgültigen Ergebnisse sollen im Juli 2009 vorliegen.