© Universität Bielefeld
Pressemitteilungen
Veröffentlicht am
29. Juni 2016
Kategorie:
Öffentliche Veranstaltungen
Immer der Blick durch die „europäische Brille“ (Nr. 107/2016)
Promovierende der Universität Bielefeld organisieren Konferenz zum Thema Eurozentrismus
Ist Eurozentrismus kein Thema – oder wird es nur nicht thematisiert? Diese Frage stellten sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) und organisieren am 30. Juni die 8. internationale Jahrestagung der BGHS zu diesem Thema. Eurozentrismus bedeutet, dass inner- und außereuropäische Gesellschaften stets durch die europäische Brille betrachtet und beurteilt werden.
Tagungsort der BGHS-Konferenz ist das Gebäude X der Universität Bielefeld. Dort beginnt die Konferenz um 10 Uhr im Raum X-A2-103. Interessierte sind herzlich eingeladen, am Eröffnungstag teilzunehmen und mitzudiskutieren. Die Konferenzsprache ist Englisch, die Teilnahme ist kostenlos. Die beiden weiteren Tage, 1. und 2. Juli, sind ausschließlich universitätsöffentlich. Promovierende und Studierende werden gebeten, sich zu registrieren. Alle Infos zur Tagung und das Programm unter: www.uni-bielefeld.de/bghs.
Können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ereignisse und Befindlichkeiten außerhalb Europas verstehen, wenn ihre Theorien ausschließlich auf Grundlage europäisch-westlicher Erfahrungen entwickelt wurden? Wenn Soziologen und Historiker sich zu Grenzkonflikten, Flüchtlingskrisen und globalen ökonomischen Verflechtungen äußern, schwingt diese Frage immer mit. Mit der Konferenz „Done with Eurocentrism?“ versuchen die Promovierenden Yaatsil Guevara, Mahshid Mayar, Marius Meinhof und Junchen Yan Sensibilität für alternative Sichtweisen zum Eurozentrismus in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu wecken.
In einer globalisierten Welt, so glauben die vier Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus China, dem Iran, Mexiko und Deutschland, müsse man lernen, Differenzen zu ertragen. Wenn die Wissenschaft dazu beitragen solle, Toleranz für Unterschiede zu erzeugen, müsse sie zu allererst selbst mit eigenen Differenzen umgehen können. Dies gilt etwa in Bezug auf die Frage, welche wissenschaftlichen Theorien überzeugend erscheinen. „Wenn wir die moderne Welt verstehen wollen“, führt Yaatsil Guevara aus, „müssen wir berücksichtigen, dass unser Wissen oft sehr eurozentrisch ist. In Afrika oder in Asien kann es aber ebenso ‚-zentrisch‘ angelegt sein, dann eben arabozentrisch oder sinozentrisch und so weiter“, so die Anthropologin, die zu Migrationsbewegungen in Mexiko forscht.
„Die meisten Menschen in Europa haben nur ein sehr oberflächliches Verständnis nichteuropäischer Länder“, fügt ihre Kollegin Mahshid Mayar an: „Sie überdecken ihre Wissenslücken oft, indem sie annehmen, dass Ereignisse überall so ablaufen, wie man es aus der europäischen Geschichte kennt“, so die Historikerin. Das gelte leider oftmals auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften, für die Europa immer der Normalfall sei, mit dem alle anderen Länder verglichen würden.
Problematisch werde dies besonders deshalb, weil in Deutschland universitäre Lehre und fachliche Debatten fast ausschließlich von Personen bestimmt werden, die in der EU geboren und aufgewachsen sind, finden die Organisatorinnen und Organisatoren der Konferenz. Auch deshalb werden auf der Tagung europäische und außereuropäische Perspektiven auf verschiedene gesellschaftliche Fragestellungen von internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern diskutiert, darunter Indien, die Ukraine und Mali. Sie präsentieren ihre Forschungsprojekte und fragen, wie ihre Forschungen zu einer kosmopolitischeren Weltsicht beitragen können.
Komplettiert wird das Programm der BGHS-Jahrestagung durch vier Keynote-Vorträge renommierter internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Eurozentrismus und alternativen Sichtweisen beschäftigen. Darüber hinaus wird im Rahmen der Tagung das Art&Science-Projekt „Art Begins in Streets. Art Lives in Streets“ eröffnet. Zu sehen sind Alltagsszenen und fotografische Beobachtungen aus Großstädten Nord-, Mittel- und Südamerikas. Die Ausstellung wird bis zum 17. Juli in den Räumen der BGHS zu sehen sein.
Die Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und Soziologie (BGHS) ist eine Einrichtung zur strukturierten Promotionsausbildung in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie an der Universität Bielefeld. Sie ist international, thematisch offen für die inhaltliche Bandbreite der beteiligten Fächer und lebt vom interdisziplinären Austausch. Sie wird im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder seit 2007 gefördert.
Kontakt:
Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS)
Telefon: 0521 106-6526
E-Mail: bghs@uni-bielefeld.de
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/bghs
Ist Eurozentrismus kein Thema – oder wird es nur nicht thematisiert? Diese Frage stellten sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) und organisieren am 30. Juni die 8. internationale Jahrestagung der BGHS zu diesem Thema. Eurozentrismus bedeutet, dass inner- und außereuropäische Gesellschaften stets durch die europäische Brille betrachtet und beurteilt werden.
Das Organisationsteam des 8. Annual Seminars der BGHS (von links oben nach rechts unten): Junchen Yan, Mahshid Mayar, Yaatsil Guevara, Marius Meinhof. Fotos: Thomas Abel/BGHS
Können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ereignisse und Befindlichkeiten außerhalb Europas verstehen, wenn ihre Theorien ausschließlich auf Grundlage europäisch-westlicher Erfahrungen entwickelt wurden? Wenn Soziologen und Historiker sich zu Grenzkonflikten, Flüchtlingskrisen und globalen ökonomischen Verflechtungen äußern, schwingt diese Frage immer mit. Mit der Konferenz „Done with Eurocentrism?“ versuchen die Promovierenden Yaatsil Guevara, Mahshid Mayar, Marius Meinhof und Junchen Yan Sensibilität für alternative Sichtweisen zum Eurozentrismus in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu wecken.
In einer globalisierten Welt, so glauben die vier Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus China, dem Iran, Mexiko und Deutschland, müsse man lernen, Differenzen zu ertragen. Wenn die Wissenschaft dazu beitragen solle, Toleranz für Unterschiede zu erzeugen, müsse sie zu allererst selbst mit eigenen Differenzen umgehen können. Dies gilt etwa in Bezug auf die Frage, welche wissenschaftlichen Theorien überzeugend erscheinen. „Wenn wir die moderne Welt verstehen wollen“, führt Yaatsil Guevara aus, „müssen wir berücksichtigen, dass unser Wissen oft sehr eurozentrisch ist. In Afrika oder in Asien kann es aber ebenso ‚-zentrisch‘ angelegt sein, dann eben arabozentrisch oder sinozentrisch und so weiter“, so die Anthropologin, die zu Migrationsbewegungen in Mexiko forscht.
„Die meisten Menschen in Europa haben nur ein sehr oberflächliches Verständnis nichteuropäischer Länder“, fügt ihre Kollegin Mahshid Mayar an: „Sie überdecken ihre Wissenslücken oft, indem sie annehmen, dass Ereignisse überall so ablaufen, wie man es aus der europäischen Geschichte kennt“, so die Historikerin. Das gelte leider oftmals auch für die Geistes- und Sozialwissenschaften, für die Europa immer der Normalfall sei, mit dem alle anderen Länder verglichen würden.
Problematisch werde dies besonders deshalb, weil in Deutschland universitäre Lehre und fachliche Debatten fast ausschließlich von Personen bestimmt werden, die in der EU geboren und aufgewachsen sind, finden die Organisatorinnen und Organisatoren der Konferenz. Auch deshalb werden auf der Tagung europäische und außereuropäische Perspektiven auf verschiedene gesellschaftliche Fragestellungen von internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern diskutiert, darunter Indien, die Ukraine und Mali. Sie präsentieren ihre Forschungsprojekte und fragen, wie ihre Forschungen zu einer kosmopolitischeren Weltsicht beitragen können.
Komplettiert wird das Programm der BGHS-Jahrestagung durch vier Keynote-Vorträge renommierter internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit unterschiedlichen Aspekten von Eurozentrismus und alternativen Sichtweisen beschäftigen. Darüber hinaus wird im Rahmen der Tagung das Art&Science-Projekt „Art Begins in Streets. Art Lives in Streets“ eröffnet. Zu sehen sind Alltagsszenen und fotografische Beobachtungen aus Großstädten Nord-, Mittel- und Südamerikas. Die Ausstellung wird bis zum 17. Juli in den Räumen der BGHS zu sehen sein.
Die Bielefelder Graduiertenschule in Geschichte und Soziologie (BGHS) ist eine Einrichtung zur strukturierten Promotionsausbildung in der Geschichtswissenschaft und der Soziologie an der Universität Bielefeld. Sie ist international, thematisch offen für die inhaltliche Bandbreite der beteiligten Fächer und lebt vom interdisziplinären Austausch. Sie wird im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder seit 2007 gefördert.
Kontakt:
Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS)
Telefon: 0521 106-6526
E-Mail: bghs@uni-bielefeld.de
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/bghs