Pressemitteilungen
Fussballfelder und Rasierapparate im Mathe-Unterricht? (Nr. 182/2004)
Eine Mathematik-Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer an der Universität Bielefeld
TTT(=T3) organisiert am Samstag, den 6. November, zum zweiten Mal eine Tagung in Bielefeld, die sich an Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schulstufen wendet, vor allem für das Fach Mathematik, aber auch für Physik. Diese Tagung wird von Lehrern selbst organisiert - dafür stehen die drei T's: Teacher Teaching Teachers (= Lehrer unterrichten Lehrer). Aber TTT bedeutet noch etwas anderes: Teachers Teaching with Technology - Lehrer setzen neue Technologien ein, verwenden Computer-Software, arbeiten mit kleinen Taschencomputern. Die TTT-Bewegung wurde in den USA von Lehrern gegründet, um den Mathematik-Unterricht zeitgemäßer zu gestalten, nicht zuletzt durch Taschencomputer, die den Schülerinnen und Schülern jederzeit zur Verfügung stehen.
Ziel der TTT-Tagungen ist es, allen interessierten Mathematikkolleginnen und -kollegen neue Formen des Mathematikunterrichtens nahezubringen. In Vorträgen und Workshops geht es am Samstag also nicht nur um die Technik des Rechnereinsatzes im Mathematikunterricht, sondern auch darum, diese Technik in ein sinnvolles Zusammenspiel mit veränderten Unterrichtskonzepten zu stellen. Damit werden auch die Ziele der neuen Kernlehrpläne für die Sekundarstufe I, die im kommenden Schuljahr in NRW in Kraft treten, in den Blick genommen.
Mehr als 130 Lehrerinnen und Lehrer haben sich für die Tagung angemeldet (im letzten Jahr waren es 110). Der thematische Schwerpunkt liegt in diesem Jahr bei dem Thema "Modellieren im Mathematik-Unterricht". Die Tagung beginnt mit einem Vortrag von Professor Thomas Sonar (Braunschweig). Der international anerkannte Experte für die Numerik von Differentialgleichungen und für Strömungsmechanik interessiert sich neben seiner mathematischen Forschung auch für die Probleme des Schulunterrichts. Mathematische Modelle in Naturwissenschaft und Technik ist sein Thema in diesem Vortrag. Dabei wird er von ganz einfachen Dingen wie der Beschreibung von Flaschenzügen oder Wurfbewegungen ausgehen. Die große Bedeutung derartiger Modellbildungen ist unbestritten. Was Sonar aber herausarbeiten will, ist, dass auch recht komplexe Sachverhalte schon in den Klassen der Sekundarstufe I behandelt werden können (und gerade in diesen Jahrgängen für Schülerinnen und Schüler überraschend und daher motivierend sind). Natürlich geht dies nur, wenn man die richtigen Hilfsmittel einsetzt, zum Beispiel einen der aufwändigeren Taschenrechner mit großem Display und vielen Rechenmöglichkeiten. Ein Teil der benötigen Mathematik wird zwar auf diese Weise "versteckt", aber dies braucht die Lernziele nicht zu beeinträchtigen.
Ein weiterer Vortrag hat den Titel: "Modellbildung, zum Beispiel Rasierapparat und Fußballfeld", auch hier (wie in verschiedenen der Workshops, die danach stattfinden) ist also von Modellbildung die Rede: Ausgangspunkt ist die Reklame eines Herstellers von Rasierapparaten, die damit warb, dass man mit dem Rasierer mühelos ein ganzes Fußballfeld abrasieren könne - das Nachrechnen, wie lange denn das dauern würde, liefert nicht nur Übungsmaterial für die üblichen Rechenverfahren, sondern entwickelt gleichzeitig auch weitergehende Fähigkeiten, wie etwa das Schätzen, und vermittelt natürlich auch ein Gefühl für große Zahlen (und für die Absurdität mancher Werbeaussagen)!
Und immer wieder taucht das Wort "Visualisieren" auf - gerade das ist eine der neuen Möglichkeiten im Mathematik-Unterricht mit Rechnereinsatz! Jeder weiß: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", aber es gilt eben auch: "Ein Bild sagt mehr als viele Formeln, als viele Zahlen." Mathematische Sachverhalte, die durch eine Graphik veranschaulicht werden können, prägen sich besser ein. Hier eignet sich der Rechnereinsatz in hohem Maße zum Probieren und zum Entdecken von Zusammenhängen. Noch besser ist es, wenn es sich dabei um "dynamische" (um bewegliche) Bilder handelt, wenn man also an Hand gezielter Veränderungen der Ausgangsdaten an den Bildern sofort erkennen kann, wie sich diese auswirken. Dies gilt für elementare geometrische Sachverhalte wie auch für komplexe Problemstellungen. Beides wird sowohl in Vorträgen wie in den Workshops thematisiert.
Und nicht nur zuhören sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: In sieben verschiedenen Workshops (am späten Vormittag und während des Nachmittags) sollen die Unterrichtsvorschläge gleich ausprobiert und analysiert werden: also eine richtige Schule für Lehrer.
Weitere Informationen zur Bielefelder Veranstaltung finden sich unter der Adresse: www.mathematik.uni-bielefeld.de/birep/t3/.
Kontakt: Barbara Ringel, Helmholtz-Gymnasium, Ravensberger Str. 131, 33607 Bielefeld, Telefon 0521/ 512396? Bernd Reckelkamm, Helmholtz-Gymnasium, Ravensberger Str. 131, 33607 Bielefeld, Telefon 0521/512396 und Universität Bielefeld, Fakultät fÃr Mathematik, Telefon 0521/106 5004.
Informationen zum Projekt Teachers Teaching with Technology: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Zentrum für Lehrerbildung, Projekt Teachers Teaching with Technology, Robert-Koch-Str. 40, 48149 Münster, Telefon 0251/83-32501, E-Mail: berntz@uni-muenster.de, www.zfl.uni-muenster.de, www.t3deutschland.de.