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Fakultät für Pädagogik sammelt "Pflegegeschichten"
"Es ist immer noch furchtbar für mich. An so etwas kann man sich nicht gewöhnen. Soll eine gute Ehe so enden? Ich muss jetzt allein alles tragen und machen", erzählt Annemarie G., eine von tausenden pflegenden Angehörigen in Deutschland. Nach wie vor bildet die Familie den "größten Pflegedienst" für ältere Menschen - rund 80 Prozent aller hilfebedürftigen Senioren werden zu Hause von Angehörigen gepflegt.
Eine Zahl, die viele überrascht. Doch die Übernahme der Pflege eines älteren Familienmitgliedes bedeutet einen gravierenden Einschnitt und Umbruch nicht nur im Leben der Pflegenden selbst, sondern für die ganze Familie. Oftmals sind tiefgreifende Krisen und Konflikte damit verbunden: Pflege bedeutet eine erhebliche zeitliche Einbindung, körperliche und psychische Anforderungen in bislang nicht gekanntem Maße gehen damit einher. Nicht nur durch die praktischen Anforderungen der Pflege, sondern auch durch neue Rollen und veränderte familiäre Beziehungen, mangelnde Zeit, Isolation und durch die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod fühlen sich viele Pflegepersonen und ihre Familien überfordert.
Die Übernahme einer Pflegeverantwortung innerhalb der Familie kann, trotz aller damit verbundenen Einschränkungen und Belastungen, aber auch als positiv erlebt werden. Von diesen Erfahrungen berichten vor allem die Pflegenden, die die Verantwortung für hilfe- und pflegebedürftige Familienmitglieder als bereichernd für die persönliche Entwicklung erleben.
Diese vielschichtigen Lebenssituationen Pflegender wurden bislang in der Öffentlichkeit wenig thematisiert. Aus diesem Grund sucht die Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld bis April 2003 pflegende oder ehemals pflegende Angehörige, die bereit sind, ihre persönlichen Erfahrungen aufzuschreiben und zur Verfügung zu stellen. Bei diesen selbst verfassten "Pflegegeschichten" kann es sich um Situationsbeschreibungen, Tagebucheinträge, Ereignisse, Tagesabläufe etc. handeln. Durch die Sammlung individueller "Pflegegeschichten" sollen Pflegende mit ihren eigenen Erlebnissen, Gefühlen und Bedürfnissen zu Wort kommen. Voraussichtlich im Herbst 2003 werden die Erfahrungsberichte in anonymisierter Form veröffentlicht.
Kontakt:
Universität Bielefeld
Fakultät für Pädagogik, AG 7: Diagnose und Beratung
Bianca Röwekamp, Elisabeth Rensing
Postfach 10 01 31, 33501 Bielefeld
Tel.: 0521/106-3313; 0521/106-3307
bianca.roewekamp@uni-bielefeld.de
elisabeth.rensing@uni-bielefeld.de
Kurzmeldung
Lebenssituationen Pflegender wurden bislang in der Öffentlichkeit wenig thematisiert. Aus diesem Grund sucht die Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld bis April 2003 pflegende oder ehemals pflegende Angehörige, die bereit sind, ihre persönlichen Erfahrungen aufzuschreiben und zur Verfügung zu stellen.