Pressemitteilungen
Einführung in die High-Tech-Welt kleiner Dimensionen: Neue Experimente für Schulen im teutolab Nanolabor (Nr. 49/2006)
Ab dem 16. März bietet das teutolab Chemie der Universität Bielefeld für Oberstufen-Klassen eine neue Experimentierreihe an: Im "Nanolabor" können Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II in die "Zwergenwelt" eintauchen. Damit bringt die Universität Bielefeld mit einem schülergerechten Experimentierangebot aktuelle High-Tech-Wissenschaft in den Unterricht - in dieser Form als institutionalisierte Kooperation zwischen der Universität und den Schulen der Region ein Novum in Deutschland.
Anlässlich des Starts der Reihe "Nanolabor" möchten die Initiatoren interessierten Medienvertretern die spannenden neuen Experimentierfelder vorstellen und ihnen die Gelegenheit bieten, einer Oberstufenklasse - Schülerinnen und Schüler des Einstein-Gymnasiums aus Rheda-Wiedenbrück - beim Ausprobieren, Lernen und Vermitteln des neuen Wissens über die Schultern zu schauen:
Donnerstag, 16. März 2006, um 10.30 Uhr in den Räumen des teutolab Chemie (E2-124)
Als Ansprechpartner stehen zur Verfügung: Rafael Benz (Robert-Bosch-Stiftung), Prof. Dr. Katharina Kohse-Höinghaus (Gründerin des teutolab und Fakultät für Chemie), Prof. Dr. Dietmar Kuck und Dr. Ekkehard Diemann (Fakultät für Chemie), Dr. Frank Königer und Dr. Rudolf Herbers (teutolab Chemie), Prof. Dr. Dario Anselmetti und Dr. Katja Tönsing (Fakultät für Physik und teutolab Physik).
Am unteren Ende der Größenskala ist erstaunlich viel Platz - so der berühmte Ausspruch des Physikers Richard Feynman in einer Betrachtung über Miniaturisierung aus dem Jahr 1959. Warum können wir ein 24-bändiges Lexikon nicht auf die Spitze einer Haarnadel schreiben, spekulierte er damals - man müsste doch nur 25 000-mal kleiner schreiben als zuvor. Ein Punkt in einem solchen Buchstaben wäre dann immerhin noch ungefähr so ausgedehnt wie 1000 Atome. Wie würde man diese Buchstaben schreiben und lesen? Man müsste dafür vielleicht spezielle Mikroskope entwickeln. Und warum nur das eine Lexikon verkleinern - es wäre doch besser, nicht 24 Bücher, sondern besser noch 24 Millionen Bücher, ja die Information der ganzen Welt, auf kleinen Raum - etwa einem Würfel von einem Kubikzentimeter Kantenlänge - zu kondensieren.
Was vor mehreren Jahrzehnten noch wie Science Fiction klang, ist inzwischen fast alltäglich in Forschungsberichten und Wissenschaftsseiten nachzulesen. Nanotechnologie - Nutzen des vielen Raumes am unteren Ende der Größenskala - ist ein wichtiges Kapitel industrieller Zukunft nicht nur für elektronische Bauelemente. Die Nanodimension spielt längst auch in Alltagsprodukten, so in Form von Farbpigmenten oder Oberflächenveredelungen, eine Rolle. Allerdings braucht man tatsächlich spezielle Mikroskope und Nachweistechniken, um die "Zwergenwelt" (nanos = griech. Zwerg) sichtbar zu machen. Diese Nanodimensionen können nun auch Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in der Region durch eigene Experimente hautnah erfahren. Gefördert durch die Robert-Bosch-Stiftung wurden im Laufe des letzten Jahres im teutolab der Universität Bielefeld drei Nano-Experimentierserien entwickelt, bei denen Jugendliche nun selbst Nanopartikel und nanostrukturierte Oberflächen herstellen und deren Eigenschaften untersuchen können. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität werden hierfür moderne Geräte der Forschung herangezogen.
Wer benutzt zum Beispiel in der Schule schon ein MALDI-TOF? Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Großgerät - ein spezielles Massenspektrometer, mit dem zuvor selbst präparierte Fußballmoleküle, so genannte Fullerene, nachgewiesen werden können. Gold- und Silber-Nanopartikel werden hergestellt und ihre unterschiedlichen, größenabhängigen Farben werden spektroskopisch analysiert. Spezielle Mikroskopieverfahren, über die Richard Feynman nur spekulieren konnte, werden zudem für die teutolab-Versuche eingesetzt, um Oberflächenstrukturen zu erkennen. Durch eine intensive Verknüpfung chemischer Präparation und physikalischer Nachweismethoden und durch ausgewählte Experimente möchte das teutolab es Oberstufenschülern und ihren Lehrerinnen und Lehrern erleichtern, die sich rasant entwickelnde Nanotechnologie für den Unterricht erfahrbar zu machen.
Das teutolab (inzwischen mit Angeboten in der Chemie, Physik und Mathematik) der Universität Bielefeld war das erste universitäre Mitmachlabor dieser Art in Deutschland und es ist eine ganz besondere Erfolgsgeschichte. Die Resonanz ist so groß, dass interessierte Schulklassen erhebliche Wartezeiten einkalkulieren müssen - die Labore sind für Monate ausgebucht. Für die Chemie existiert daher inzwischen ein Netzwerk mit kleinen "Filialen" des Uni-teutolabs an zahlreichen Schulen. Darüber hinaus finden in diesem Fach in großem Umfang Lehrerfortbildungen zur anschaulichen Gestaltung des naturwissenschaftlichen Unterrichts statt. Eine enge Verflechtung mit Schulen der Region ergibt sich durch die Kooperation mit Lehrern, die den Laborbetrieb (gerade hinsichtlich der didaktischen Aufbereitung) wesentlich mitbestimmen. Zahlreiche studentische Hilfskräfte - oft Lehramtsstudierende - vervollständigen die Labor-Teams und können dabei wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Schülern sammeln.