Pressemitteilungen
Der Ignorabimus-Streit - Sind die Welträtsel unlösbar? (Nr. 197/2004)
Das 19. Jahrhundert gilt weithin als die Blütezeit der Wissenschafts- und Fortschrittsgläubigkeit, des Positivismus und Erkenntnisoptimismus. In dieses Bild fügt sich die aufsehenerregende Ignorabimus-Rede schlecht ein, die der berühmte Physiologe und Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften Emil Du Bois-Reymond 1872 an exponierter Stelle gehalten hatte. Es gebe, so behauptete er, zwei Grenzen des Naturerkennens: Innerhalb dieser Schranken sei das Erkennen zwar unbegrenzt, diese Schranken selbst aber seine unüberwindlich. Mit dieser These war (wahrscheinlich unbeabsichtigt) die Fähigkeit der Naturwissenschaft in Frage gestellt, die Basis eines nicht nur objektiven, sondern auch vollständigen Weltbildes bereitstellen zu können. Wenn es ein Ignorabimus gibt, müssen in einem naturwissenschaftlich fundierten Weltbild notwendigerweise Lücken bleiben. Es kann daher nicht verwundern, dass die These Du Bois-Reymonds einen heftigen Streit auslöste, der bis ins 20. Jahrhundert hinein geführte wurde. Die Arbeitsgemeinschaft "Der Ignorabimus-Streit. Naturwissenschaft, Philosophie und Weltanschauung im 19. Jahrhundert", die vom 25. bis 27. November im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld stattfindet, hat sich vorgenommen, die Bedeutung dieser Auseinandersetzungen für das wissenschaftliche, philosophische und kulturelle Selbstverständnis der Epoche zu analysieren und ihre Wirkungen bis in die Gegenwart hinein zu verfolgen.
Die ZiF-Tagung wird von Kurt Bayertz (Münster) und Walter Jaeschke (Bochum) geleitet.
Weitere Informationen unter: www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2004/11-25-Bayertz.html; Tagungsbüro des ZiF: Telefon 0521/106 2769. Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte direkt an die Veranstaltungsleitung: Prof. Dr. Kurt Bayertz, bayertz@uni-muenster.de; Telefon: 0251/832 4466.
Link: http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2004/11-25-Bayertz.html