Pressemitteilungen
Das Duell vom Mittelalter bis zur Moderne – interdisziplinäre und internationale Perspektiven (Nr. 96/2010)
ZiF-Tagung zu ritualisiertem männlichen Zweikampf
Dem Duell aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen widmet sich vom 31. Mai bis 2. Juni eine Arbeitsgemeinschaft am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Diese AG, in der aktuelle Ansätze der Forschung diskutiert werden sollen, wird von den Historikern Professor Dr. Gerd Schwerhoff und Dr. Ulrike Ludwig (beide Dresden) und der Kulturwissenschaftlerin Professorin Dr. Barbara Krug-Richter (Münster) geleitet.
Zwei Männer verabreden sich im Morgennebel auf einer sonst menschenleeren Lichtung, begleitet nur von ihren Sekundanten – das Kommando ertönt, Schüsse fallen, einer der beiden sinkt getroffen zu Boden. Szenen wie diese erscheinen beim Stichwort „Duell“ schnell vor unserem geistigen Auge, angeregt durch viele Filme, aber auch durch das scheinbar selbstver-ständliche Wissen, im Duell ein über Jahrhunderte existierendes Grundmuster des Konflikt-austrags vor uns zu haben. Tatsächlich versuchte man fast fünf Jahrhunderte lang, mittels des Duells eigenmächtig und jenseits der Gerichte verletzte Ehre zu sühnen und wiederherzustellen, vom Ausgang des Mittelalters bis weit hinein in die Moderne. Als es im 15. Jahrhundert auf der europäischen Bühne erschien, war es bald weit mehr als eine neue Variation der ri-tualisierten Konfliktaustragung. Schnell wurde es selbst zu einem Medium sozialer Distinktion und zum Kennzeichen einer elitären Gruppenkultur. Über manche Aspekte des Duells aber sind wir, gerade was den deutschen Fall betrifft, noch erstaunlich schlecht informiert. Wann genau bildete sich das Duell als spezifisches Phänomen heraus, und auf welche Weise verbreitete es sich durch die verschiedenen Regionen Europas? Und wie unterscheidet es sich von anderen ritualisierten Formen des männlichen Zweikampfs, etwa den Kämpfen der Samurai oder denen der heutigen männlichen Jugendkultur? Ist es ein Indiz für die Gewaltträchtigkeit einer historischen Gesellschaft, oder kann es vielmehr als Stufe einer Zivilisierung und Bändigung der Gewalt verstanden werden?
Diesen und weiteren Fragen wird sich die Arbeitsgemeinschaft intensiv widmen. Ziel ist es dabei, eine Diskussionsplattform für eine international, interepochal und interdisziplinär vergleichende Forschung zum Phänomen „Duell“ zu schaffen: Erstmals werden zu diesem Zweck Forschungsergebnisse aus verschiedenen Disziplinen, Epochen und Ländern gemeinsam vor-gestellt und diskutiert, um die Spezifik des Rituals „Duell“ als eigenständiger kultureller Praktik im Kontext sich wandelnder Wertesysteme zu erfassen.
Tagungszeiten:
31. Mai, 9.00 Uhr – 19.15 Uhr
1. Juni, 9.00 Uhr – 18.30 Uhr
2. Juni, 9.00 Uhr – 12.30 Uhr
Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2010/05-31-Schwerhoff.html
Veranstaltungsleitung:
Dr. Ulrike Ludwig
E-Mail: Ulrike.Ludwig@tu-dresden.de
Tagungsbüro des ZiF:
Trixi Valentin, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung
Tel. 0521 106-2769
E-Mail: Trixi.Valentin@uni-bielefeld.de