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Bundesweit erste Pädagogik-Olympiade in Bielefeld (Nr. 133/2023)
Wettbewerb zu Ehren des Sozialwissenschaftlers Klaus Hurrelmann.
Schüler*innen aller Altersstufen sind an die Universität Bielefeld eingeladen, um olympische Höchstleistungen zu erbringen. Allerdings steht hierbei nicht der Sport im Fokus, sondern die Pädagogik. Bei der ersten Pädagogik-Olympiade, die am 9. Februar 2024 an der Universität ausgerichtet wird, sollen die Teilnehmenden Beiträge einreichen und innovative Ideen vorstellen. Aus Anlass des 80. Geburtstags des renommierten Bielefelder Sozialwissenschaftlers und Pädagogen, Klaus Hurrelmann, steht dessen Modell der produktiven Realitätsbewältigung im Mittelpunkt des Wettbewerbs. Hurrelmann selbst wird an diesem Tag den Hauptvortrag halten.
„Die Pädagogik-Olympiade, nach dem Vorbild der bundesweit stattfindenden Olympiaden in den Naturwissenschaften, findet erstmalig in Bielefeld statt“, sagt Dr. Ullrich Bauer, Professor für Sozialisationsforschung an der Universität Bielefeld: „Es ist höchste Zeit, dieses wichtige Schulfach in den Mittelpunkt zu rücken und die Innovationsfähigkeit pädagogisch interessierter junger Menschen zu würdigen.“
Das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR), vor über 40 Jahren von Professor Dr. Klaus Hurrelmann begründet, sei sowohl aus den Fachdebatten als auch aus den Lehrplänen der Schulen nicht mehr wegzudenken. Den Schüler*innen ist das Modell als Unterrichts- und Prüfungsgegenstand präsent. In vielen Bundesländern zählt Hurrelmanns Theorie seit vielen Jahren zum Abiturstoff. Das MpR führt psychologische und soziologische Denkansätze zusammen. Es erklärt, wie Menschen durch ihr Umfeld geprägt werden, aber auch, wie Menschen eine individuelle einzigartige Identität ausbilden. Es beschreibt die Entwicklungsherausforderungen junger Menschen und die Rolle der Familie, der Freundschaften und der Bildungsprozesse.
Große Bandbreite an fortschrittlichen Ideen
Ullrich Bauer, Nachfolger von Klaus Hurrelmann in Bielefeld, ist überzeugt davon, dass die Teilnehmenden der Pädagogik-Olympiade eine große Bandbreite an fortschrittlichen Ideen mitbringen werden. „Ich habe in Schulen, in die ich eingeladen werde, immer die besten Diskussionen. Junge Menschen sind heute sehr aufgeschlossen und verlangen nach Antworten auf Probleme, die sich vor ihrer Haustür und global stellen.“ Ob es um den Klimawandel, soziale Ungerechtigkeiten, die #MeToo-Bewegung oder Demokratiegefährdungen geht, Schulen seien immer mehr Orte, an denen existentielle Fragen thematisiert werden. „Die meisten Schulfächer können hier keine Lösungsansätze anbieten“, sagt Bauer. Auf diesen Bedarf zu reagieren, sei für die sozialwissenschaftliche und pädagogische Fächergruppe darum eine Pflicht.
Bauer, der in Bielefeld auch das Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) leitet, freut sich auf den Austausch vor Ort. Neben dem Jubilar Hurrelmann wird unter anderem der Pädagogik-Youtuber Tobias Kammer (SMARTwärts) vor Ort sein – er gehört zur Jury des Wettbewerbs.
Mitmachen können sowohl einzelne Schüler*innen als auch Gruppen
An der Pädagogik-Olympiade können Schüler*innen aus ganz Deutschland teilnehmen. Im Einzelwettbewerb können Interessierte selbständig einen Beitrag einreichen. Im Gruppenwettbewerb werden Beiträge einer Klassengemeinschaft, eines Kurses oder einer selbst zusammengestellten Gruppe bewertet. Die Beiträge können als Text, Film, animiertes Video, Podcast, Social-Media-Beitrag oder in einem anderen Format entwickelt werden. Auch künstlerische Umsetzungen – zum Beispiel als Geschichte, Lied, Rollenspiel, Kunstobjekten oder Comic – sind erwünscht. Beteiligen können sich Schüler*innen aller Klassen und Jahrgangsstufen. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf 400 Personen begrenzt.
Wettbewerbsbeiträge können bis zum 19. Januar 2024 eingereicht werden – über die E-Mail-Adresse paedagogik-olympiade@uni-bielefeld.de. Bis zum 18. Dezember 2023 können über dieselbe Adresse Plätze im Hörsaal für Gäste, Zuschauer*innen oder Teilnehmende gebucht werden. Die Teilnahme und die Verpflegung vor Ort sind kostenlos.
Gesellschaftliche Krisen als Entwicklungskrisen bei jungen Menschen
Bei dem von Klaus Hurrelmann entwickelten Modell der produktiven Realitätsverarbeitung spielen Risiken in der Entwicklung eine große Rolle aber auch soziale Ressourcen und individuelle Bewältigungspotenziale. Die Entwicklungsaufgaben in den Bereichen Qualifikation, Konsum, Partnerschaft und politische Beteiligung liegen auf der individuellen Ebene. In den letzten Jahren ist dabei immer wichtiger geworden, dass auch gesellschaftliche Krisenphänomene von jungen Menschen als Entwicklungskrise wahrgenommen werden. Das Modell thematisiert diese Krisenherausforderungen und versucht, jungen Menschen selbst eine Stimme zu geben.
Als Forscher bekannt für nationale und internationale Jugendstudien
Professor Dr. Klaus Hurrelmann ist seit 2009 Senior Professor of Public Health and Education an der Hertie School in Berlin. Von 1980 bis 1993 hatte er die Professur zur Sozialisationsforschung an der Fakultät für Pädagogik (heute Fakultät für Erziehungswissenschaft) inne und war ebenfalls erster Dekan der damals neu gegründeten Fakultät. Von 1986 bis 1998 leitete er den von ihm mit begründeten Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter“. 1993 war er an der Universität Bielefeld als Gründungsdekan am Aufbau der ersten deutschen Fakultät für Gesundheitswissenschaften beteiligt. Klaus Hurrelmann ist Mitglied der Leitungsteams mehrerer fortlaufender nationaler Studien zur Entwicklung von Familien, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dazu gehören die Shell-Jugendstudien sowie durch die Friedrich-Ebert-Stiftung geförderte Jugendstudien in osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern.
Weitere Informationen:
Website der Pädagogik-Olympiade
Kontakt:
Prof. Dr. Ullrich Bauer, Universität Bielefeld
Fakultät für Erziehungswissenschaft
Telefon 0521 106-6876 (Sekretariat)
E-Mail: ullrich.bauer@uni-bielefeld.de
Das Bildmaterial ist hier abrufbar.